Krötenwanderung stoppt wegen fehlenden Zauns

Gastbeitrag von Anne Ullrich

Klar kann das so nicht funktionieren und könnte maximal noch als Aprilscherz durchgehen, aber dennoch ist dieses Jahr alles anders, als bisher.

Nachdem Krötenversteher und –flüsterer Bernd Baumann (man verzeihe mir die humoristische Bezeichnung) im Februar diesen Jahres in Pension ging, sollte das Projekt „Krötenzaun“ nun von organisatorischer Seite durch den Landschaftspflegeverband Thüringische Rhön, genauer der Natura-2000-Station in Kaltensundheim übernommen werden. Aber irgendwie war das nicht die einzige Neuerung in diesem Jahr.

Traditionell stellen die 9. Klassen des Rhön-Gymnasiums den Zaun auf, doch was tun, wenn das dieses Jahr nicht so war? Vor den Osterferien war das Wetter noch eisig, der Boden gefroren und zu hart, um die Befestigungsstäbe einzuschlagen. Also verstrichen zwei angestrebte Termine zum Aufbau und es ging in die Ferien. Vielleicht würde es noch etwas länger kühl bleiben und die Kröten trauen sich nicht auf Wanderschaft. Pustekuchen!

Pünktlich zu den Osterfeiertagen kam die lang ersehnte Frühlingswärme, die Kröten wollten wandern, weil sie, wie Julia Gompert vom LPV sagte, durch die lange Kälteperiode einen hohen Laichdruck verspüren. Und was fehlte nun? Der Zaun! Doch die Wandernden sind ja bekanntlich nicht zu stoppen.

Dieses Problem vernahm auch Bernd Baumann, der bis kurz vor Ostern noch im Rom-Urlaub weilte. Und überfahrene Kröten – das geht gar nicht! Sein Steckenpferd „Krötenzaun“ sollte auch in diesem Jahr reibungslos funktionieren und die laichwilligen Kröten (letztes Jahr waren es über 1700 gerettete) vor dem Verkehrstod bewahren. Also setzte er alle Hebel in Bewegung, telefonierte mit dem LPV, erfuhr von ehemaligen Kollegen, dass sie auch mitmachen würden, um den Zaun nach Ostern aufzustellen.

Frau Döll und Frau Gompert vom LPV telefonierten weiter und suchten selbst per TV Helfer zum Aufbau. Auch Lehrer des Rhöngymnasiums, allen voran natürlich die Bio-Lehrer, opferten ihre Ferienzeit, denn sie hatten bereits Erfahrung beim Zaunbau. Der Gemeindearbeiter sicherte mit Schildern die Baustelle, der Hausmeister der Schule suchte die Materialien zusammen, Handwerkszeug brachten alle Beteiligten mit.

So wurde am Dienstag nach Ostern innerhalb von 3 Stunden der ca. 500m lange Krötenzaun von vielen freiwilligen Helfern aufgestellt. Stäbe wurden in die Erde geschlagen, der Zaun gespannt, Steine herangeschleppt, um diesen zu befestigen. Auch Erde musste abgestochen werden, um durchlässige Stellen abzudichten. Dann setzte man noch Eimer in den Boden, in welche die Kröten beim Erreichen des Zaunendes fallen konnten.

Auch ein neues Teilstück Zaun konnten wir von der Unteren Naturschutzbehörde ergattern, nachdem ein altes Stück vermutlich verloren ging. Aber später fand man es dann doch noch an der Turnhalle, da es beim Aufladen übersehen wurde. So können alte Zaunelemente durch das neue Stück, welches wir behalten durften, im nächsten Jahr ausgetauscht werden.

Und ab jetzt wird gesammelt! Jeden Abend gegen 22 Uhr (am besten muss es feucht und wärmer als 5 Grad Celsius sein) gehen freiwillige Helfer zum Krötenzaun an die Grimmelbachteiche, schreiten jeden Meter Zaun ab und sammeln alle Kröten und Molche ein, die sie finden. Diese werden dabei gezählt, dann über die Straße getragen und dort in sicherer Entfernung wieder ausgesetzt. Und wenn ein Weibchen auf ihrem Weg zum Wasser noch keine männliche Bekanntschaft machen konnte, wird es spätestens im Sammeleimer dazu kommen.

So konnten in den ersten beiden Sammeltagen bereits über 550 Kröten gerettet werden. Und selbst mancher Polizist, der nachts auf Streife durch die Rhön fährt, kann es kaum glauben, dass hier bei uns jede Menge Freiwillige, Mitarbeiter des LPV und des Biosphärenreservates, Lehrer, Schüler und Ehemalige seit über 30 Jahren Kröten und Molche retten, um den Bestand zu schützen.

Und Bernd Baumann konnte dieses Jahr leider nicht dabei sein, er hatte sich am Tag zuvor zuhause verletzt. Doch vielleicht ist er im nächsten Jahr mit dabei und gibt wieder gute Tipps. Und bestimmt wird er sich den Zaun anschauen, ob wir alles richtig gemacht haben, damit möglichst viele seiner glitschigen „Schützlinge“ zur Paarung und dann zum Laichplatz finden.

 

Text: Anne Ullrich

Fotos: Julia Gombert