Gastbeitrag von Rüdiger Christ
Am Duft des gegrillten Spanferkels welcher vor dem Dorfgemeinschaftshaus in der Luft lag, oder dem frisch gezapften Kaltennordheimer Rhönbier lag es wohl nicht allein an diesem Bilderbuch Sommerabend, dass alle Plätze beim „Hirte-Stammtisch“ besetzt waren.
Die Veranstaltung war von Brunnhartshausens Orteilbürgermeister Markus Gerstung organisiert und von der Dorfgemeinschaft engagiert betreut.
Bereits vor zwei Jahren fand der erste „Hirte- Stammtisch“ statt. Die zweite Auflage bot aber eine neue Qualität, mit dem „Ostbeauftragten“ Christian Hirte (CDU) kam erstmals ein Mitglied einer Bundesregierung in das kleine idyllische Rhöndorf.
Hirtes offizieller Titel lautet etwas sperrig, „Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie und Beauftragter der Bundesregierung für Mittelstand und für die neuen Bundesländer“.
In seinen Ausführungen ging Hirte auf die aktuelle politische Lage von Europa, der Bundespolitik, der Thüringer Landespolitik bis hin zur hin zur kommunalpolitischen Situation im Feldatal ein.
Die Bürgerinnen und Bürger nutzten die anschließende Fragerunde sehr intensiv.
Das Vorhaben, dass im Wald oberhalb von Stadtlengsfeld riesige Windräder aufgestellt werden sollen, stößt in und um Stadtlengsfeld auf große Ablehnung. Hirte wies darauf hin, dass die Landesregierung entscheidet welche Vorrangflächen für Windkraftanlagen ausgewiesen werden.
Jürgen Dücker (CDU), Kreistagsabgeordneter und Ortsteilbürgermeister in Geismar, vermutet, dass der Stadtlengsfelder Stadtrat den Zeitpunkt übersehen haben könnte, um sich gegen diese Planungen auszusprechen.
Nach Hirtes Meinung ist die Bewahrung der Schöpfung eine große Herausforderung. Die Dekarbonisierung, also die Abkehr von fossilen Brennstoffen, könne aber nicht allein in Deutschland stattfinden.
Tim Baumbach aus Brunnhartshausen fragte Hirte wie es nach den Landtagswahlen am 27. Oktober in Thüringen weitergehen könnte.
Hirte erwartet ein ganz schwieriges Wahlergebnis. Die Ursachen sieht Hirte nicht bei der CDU-Landespolitik. In der Gesellschaft hat sich eine Gemengelage gebildet, in der es für demokratische Parteien sehr schwer geworden ist Zustimmung zu finden.
Es werde der Thüringer CDU viel Mühe bereiten eine Landesregierung zu bilden.
Sehr interessiert und teilweise mit Unverständnis, fragten einige Bürgerinnen und Bürger nach den Ursachen der gegenwärtigen großen Zustimmung für die Grünen.
Nach Hirtes Ansicht hat das Hoch der Grünen vielfältige Ursachen. Eine ist ganz gewiss die Tatsache, dass ein Teil der Bevölkerung ihre überdurchschnittliche Lebensqualität mit einer ökologischen Gewissensentscheidung in Einklang bringen möchte.
Valentin Zentgraf aus Empfertshausen meint, dass den Bürgerinnen und Bürgern Zusammenhänge nicht mehr oder ungenügend vermittelt werden. Er forderte das politische Entscheidungen fachlich ausgerichtet sein sollten und nicht stur ideologisch.
Marcel Schumann, Orteilbürgermeister in Zella und Dermbacher Gemeinderat, sowie Edo Artes von der IG „Wir im WAK“ sprachen sich kritisch zum Kreiswechsel Kaltennordheims aus.
Hier wurde von „oben“ bestimmt. Beide sehen das dabei die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger übergangen wurden.
„Der Mehrheit der Bürger in den Ortsteilen Andenhausen, Fischbach und Klings welche sich für den Wartburgkreis in einer Umfrage am 26. Mai entschieden haben, werden nicht nur Steine, sondern Felsbrocken, ja sogar Berge in den Weg gelegt“, so Artes.
Hirte sieht hier ein Problem der handelnden Personen.
Rosa Maria Kind aus Bermbach und Georg Wagner Gemeinderat in Dermbach sind sich darin einig, dass die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker mehr Unterstützung in ihrer Arbeit für das Allgemeinwohl erfahren sollten.
Streit sollte nicht vertieft, sondern beigelegt werden.
An der Veranstaltung nahmen auch viele jüngere Bürger teil, was doch für ein Interesse an Politik spricht.
Besonders aber erfreulich ist, dass in der neuen Einheitsgemeinde Dermbach mit Markus Gerstung, Marcel Schumann, Daniel Häfner als Gemeinderäte und Ortsteilbürgermeister eine „junge Garde“ in der Kommunalpolitik engagiert ist, was auch für die Zukunft der Einheitsgemeinde hoffen lässt.