Gastbeitrag von Anna-Lena Bieneck
In einem Rhön-Quiz hat sich Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund in der Festscheune der Agrargenossenschaft Rhönland eG kniffligen Fragen gestellt.
Angetreten war die Ministerin auf Einladung der Thüringer Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön gegen Dermbachs Bürgermeister Thomas Hugk. Zwar musste sich Siegesmund am Ende gegen Hugk und seine Teamkollegin knapp geschlagen geben – allerdings für einen guten Zweck.
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Für das Quiz hatte die Thüringer Verwaltung des Biosphärenreservats Fragen gewählt, die an diesem Abend selbst Einheimische ins Grübeln brachten. Auch Rhönerinnen und Rhöner hatten beim Erstellen der Fragen geholfen: Sie waren vorab aufgerufen worden, außergewöhnliche und kuriose Geschichten über die Rhön zu sammeln.
Auch die Mitarbeiter der Verwaltungsstellen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön hatten beim Zusammenstellen der Fragen einen Blick zurückgeworfen.
So mussten die Ministerin und ihre Teamkollegin Katja Mähler zum Beispiel gleich zu Beginn erraten, was nach dem Einzug in den Flachbau der Agrargenossenschaft Kaltensundheim am 1. September 1990 zur Büroausstattung des Aufbaustabs des Biosphärenreservat Rhön gehörte.
„Team Siegesmund“ lag prompt richtig: Für die richtige Antwort „Obststiege“ gab es 200 Punkte – und eine Anekdote vom Leiter der Verwaltungsstelle obendrauf. Karl-Friedrich Abe, der mit seiner Kollegin Ulrike Schade den Abend moderierte, erinnerte sich zurück an die Anfangszeit. Als Möbelstück habe zunächst eine Obststiege ausreichen müssen, erzählte Abe.
Später sei ein Computer hinzugekommen – „den konnte nur leider niemand bedienen“.
Mit Anekdoten wie dieser, Exkursen in die Flora und Fauna der Rhön und einer Portion Rhöner Platt wurde das Quiz zu einer amüsanten Lehrstunde für Teilnehmer und Zuschauer gleichermaßen.
Für Unterhaltung sorgten vor allem kurze Videos, die nach jeder Frage auf einer Leinwand gezeigt wurden und die Auflösung verrieten. Zu sehen waren die vier Junior Ranger Ronja Berger, Mika Heim, Jonathan Dressler und Julian Eisenschmidt, die sich auf der Suche nach den Antworten auf Reisen durch die Rhön gemacht hatten.
Sie berichteten unter anderem vom Flugplatz auf der Wasserkuppe, aus der Barockkirche in Gersfeld, von der ehemaligen Grenze – und auf Knien in einer Wiese, um herauszufinden, ob der Rhöner Ameisenbläuling bei Gefahr tatsächlich seine Farbe von weiß zu blau wechseln kann.
Die rund 100 geladenen Gäste, die zu Beginn von Karl-Friedrich Abe und Dr. Gerold Ditzel, Vorstand der Rhönland eG, begrüßt worden waren, erlebten in der Festscheune ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen „Team Siegesmund“ und Bürgermeister Hugk, der Unterstützung von Heike Danz aus der Gemeindeverwaltung erhielt.
Nach der Hauptrunde scheiterten schließlich beide Teams an der Masterfrage:
Seit wann gibt es das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön? Das Datum 6. März 1991 werden nun wohl weder die Ministerin noch der Bürgermeister jemals wieder vergessen. Mit einem Punktestand von 200 zu 0 (vor der „Masterfrage“ 1000 zu 800) sicherte sich Hugk den Sieg.
Siegesmund zeigte sich als faire Verliererin und überreichte dem Dermbacher Bürgermeister einen Scheck. Hier rundete die Ministerin sogar auf: 3200 Euro darf Hugk für ein nachhaltiges Projekt seiner Wahl investieren.
Er entschied sich für die Umrüstung der Straßenbeleuchtung in Dermbach: Sie soll umweltfreundlicher werden – entsprechend der Empfehlungen des Sternenparks Rhön.
So wurde aus der „Niederlage“ der Ministerin am Ende ein Gewinn für nachhaltige Entwicklung und den Schutz der Natur.
Bei all der Freude über den gelungenen Abend gehörte auch ein wehmütiger Moment dazu:
Karl-Friedrich Abe, der nach 30 Jahren als Leiter der Thüringer Verwaltung zum 1. November 2019 in den Ruhestand treten wird, verabschiedete sich schon einmal vorab von der Ministerin, die, so hatte Siegesmund zu Beginn in ihrer Begrüßung gesagt, „so gern mit Herrn Abe durch die Hohe Rhön streift“.
Die Sommerreise „Grünes Band – Blaues Band“, die am nächsten Tag mit einem Besuch an Noahs Segel, dem Landgrafenbrunnen und dem Rhönhäuschen komplettiert wurde, sollte das letzte Treffen des Verwaltungsstellenleiters und der Ministerin im „Land der offenen Fernen“ sein.
Anja Siegesmund übergab Karl-Friedrich Abe eine Urkunde und dankte ihm für sein jahrzehntelanges „außergewöhnliches Engagement“.