Gastbeitrag von Julia Otto
Mit Harfe und Trompeten wurde Pfarrerin Antje Gerlach (Pferdsdorf) am vergangenen Ostermontag in einem Festgottesdienst nach 11 Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Der Abschied markiert einen Wandel.
Ab dem 1. Mai wird der Pfarrbereich Pferdsdorf aufgelöst und die Kirchgemeinden Pferdsdorf und Unterbreizbach dem Pfarrbereich Sünna zugeordnet.
Neuer Ansprechpartner wird dann Pfarrer Henning Voigt (Sünna) sein. Zugleich wird der Pfarrer die Kirchgemeinde Geisa an seinen Amtskollegen Roland Jourdan aus Vacha übergeben.
Mit der Predigt über den Propheten Jona brachte Pfarrerin Antje Gerlach in dankbarer Weise zum Ausdruck, wie sie und ihre Familie bisher behütet und bewahrt wurden. Dabei würzte eine Prise Humor den Tag.
„Ich wünsche euch, dass die Beziehung zu unserem Vater im Himmel euch trägt bis in Ewigkeit. Spätestens da werden wir uns wiedersehen“, schmunzelte die scheidende Pfarrerin.
Der Tag des Abschiedes sei wehmütig: „Es ist mehr als nur eine Träne im Knopfloch.“ Aber auch ein schöner Tag, denn alle seien gekommen, um gemeinsam mit ihr zu feiern.
Abschied und Neubeginn
„[…] Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe Bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben […]“, mit dem Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse stimmte die Stellvertreterin des Superintendenten, Franziska Freiberg (Dorndorf) in der Marienkirche auf den Abschied und den Neubeginn ein.
Sie sprach den Gemeinden Mut zu und bestärkte die Gemeindeglieder, Pfarrer Henning Voigt mit offenen Armen zu empfangen. „Unterstützen Sie auch ihn in seinem Dienst und beten Sie für ihn und die Gemeinden, damit Zukunft auf diesem Neuanfang liegt.“
Emotionaler Rückblick
Wehmut war ein Gefühl, welches bei allen Beteiligten nicht zu übersehen und zu überhören war. Pfarrerin Franziska Freiberg blickte zurück auf Pfarrkonvente und auf Kreissynoden:
„Du warst dabei, als es um Strukturveränderungen ging und hast dich nicht vor unangenehmen Entscheidungen gescheut. Als Vertrauenspfarrerin hast du dich in den letzten Jahren um deine Amtskollegen gesorgt. Und warst sicher mehr als einmal die dringend gebrauchte und rettende Hand“, führte sie aus.
„Als alte Häsin warst du offen für Neues und bereit, dich einzubringen“, formulierte sie rückblickend und dankte dabei für all diesen Einsatz im Namen des Kirchenkreises.
„Dein Herz hat hier für die Diakonie geschlagen. Das Weihnachtsmarkt-Projekt ‚Zeit schenken‘ ist untrennbar mit dir verbunden und die schwangere Maria mit dem Josef und der Katze werden hoffentlich noch lange daran erinnern“, so Pfarrerin Freiberg.
„Gemeinsam mit deinem Mann Clemens hast du alle Hürden gemeistert – ohne ihn wäre dein Dienst kaum denkbar gewesen.“
Mit einem durchaus auch privaten Blick auf ihre Amtskollegin wurde es nun Zeit, die Entpflichtung vorzunehmen: „Du darfst jetzt machen, wozu du Lust hast.“
Für ihren weiteren Lebensweg wünschte Pfarrerin Franziska Freiberg Gottes Segen und überreichte eine Ehrenurkunde der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Programm und Grußworte
Der Gottesdienst wurde mit viel Musik gefeiert, auch die langjährigen Wegbegleiterinnen Bettina Thüring aus Unteralba und Margit Hugk aus Lindenau und Organistin Sandra Melzer aus Unterbreizbach spielten mit.
An diesem Tag war nicht nur Raum für Freude über einen neuen Lebensabschnitt auch der Geburtstag der 63-jährigen Pfarrerin – der auf dieses Datum fiel – wurde zelebriert.
Mit einem eigens umgeschriebenen Geburtstagsständchen „Antje, mach die 100 voll. Antje, du bist wundervoll […]“, überraschte der Unterbreizbacher Gospelchor „Colors of Joy“ unter Leitung von Ken Iwane die scheidende Pfarrerin.
Auch der Posaunenchor und Männergesangsverein aus Pferdsdorf sorgte bei strahlendem Sonnenschein in und um die Marienkirche für ein vielseitiges Rahmenprogramm.
Heinrich Ruppel, Mitglied des Männerchores, bedankte sich in einem Grußwort für die langjährige gute Zusammenarbeit, in denen die Pfarrerin immer wieder mit ihrer begnadeten „Tenorstimme“ eine „Bereicherung“ gewesen sei.
Sein Dank galt auch Ehemann Clemens Gerlach, der von Beginn an Mitglied im Männerchor war. „Wir schätzen das gute Miteinander für die Ewigkeit.“
Weitere Grußworte kamen von Roland Ernst, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Unterbreizbach. Die Pfarrerin habe in den letzten 11 Jahren das Leben von Generationen geprägt.
„Du hast es vermocht, deine Botschaft den Menschen rüberzubringen.“ Dabei unterstrich Roland Ernst besonders das Engagement der Pfarrerin bei der 1.100 Jahresfeier in Pferdsdorf.
Wo sie „entscheidend zu dem großen Erfolg des Jubiläums“ beigetragen habe. „Du hast immer Optimismus und Freude bereitet. Ich werde dein Lachen vermissen“, ergänzte der Bürgermeister.
Nach dem Gottesdienst gab es noch bei Kaffee und Kuchen im Bürgerhaus viele und herzliche Grußworte von all jenen, die den Tag nutzen, um die neue Zeit zu begrüßen. „Ich hoffe, wir sehen uns wieder“, war so an diesem Tag von vielen Seiten zu hören.
Stationen und Momente
Pfarrerin Antje Gerlach wird mit ihrem Mann nach Liebschütz ziehen. Geboren wurde sie in Langendorf (Weißenfels). Sie machte eine Ausbildung als Krankenschwester in Wittenberg.
Im Anschluss studierte sie in Jena Theologie, in Eckardtshausen folgte das Vikariat. 1990 wurde die Pfarrerin in den turbulenten Wendejahren in der Georgenkirche in Eisenach ordiniert. Ihr Herz schlug für die Diakonie.
Sie wirkte als Stellvertreterin im Stellenplanausschuss im Ev.-Luth. Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach mit, war Kreissynodale und vieles mehr. Bis zur Neuwahl im Juli 2022 wird Antje Gerlach noch in der Pfarrvertretung der Landeskirche mitarbeiten.