Gastbeitrag von Rüdiger Christ
Zum Beitrag vom 7. April im Rhönkanal: „CHANCE VERTAN – VERHINDERN STADTLENGSFELDER GEMEINDERÄTE INVESTITIONEN IN IHRER STADT?“ haben Ulrich Winius (Mitglied des Dermbacher Gemeinderates) und Marco Winius, (Mitglied des Stadtlengsfelder Ortsteilrates) Stellung genommen.
Vater und Sohn hatten den Rhönkanal zu einem Termin vor Ort nach Stadtlengsfeld eingeladen, um mögliche Standorte für angestrebte Investitionen in Stadtlengsfeld aus ihrer Sicht vorzustellen.
In einer gemeinsamen persönlichen Stellungnahme gehen Ulrich und Marco Winius nun konkret auf angestrebte Investitionen im Ortsteil Stadtlengsfeld der Gemeinde Dermbach ein:
„Campingplatz in Stadtlengsfeld um jeden Preis?
Mit diesem Beitrag möchten wir als private Personen die Vorwürfe und Anschuldigungen aus den Zeitungsartikeln und den vergangenen Sitzungen aufgreifen.
Wir sind beide Mitglieder in einem der entscheidenden Gremien, dem Ortsteilrat der Stadt Stadtlengsfeld bzw. dem Gemeinderat der Gemeinde Dermbach.
Aus dieser Zugehörigkeit besitzen wir ausreichend Hintergrundwissen, um verschiedene Punkte richtigzustellen und aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Die Investoren Torsten Ahnemüller und Kevin Zeisberg haben sich Ende des vergangenen Jahres 2021 mit ihrem Projekt an den Gemeinderat Dermbach gewandt. Nach dieser nicht öffentlichen Sitzung sind wohl wichtige Details veröffentlicht wurden.
Welche das jedoch konkret sein sollen ist uns nicht bekannt. Allerdings stellt sich an dieser Stelle die Frage, warum sich überhaupt mit einem touristischen und kulturellen Anliegen nicht zunächst an den Ortsteilrat gewandt wird.
Zumal der Investor Torsten Ahnemüller, als ehemaliger Erster Beigeordneter der Stadt Stadtlengsfeld, mit einer Vielzahl eigener Projekte mit dem üblichen Ablauf und den Zuständigkeiten vermutlich hinreichend betraut sein dürfte.
Die Stadtlengsfelder Gemeinderäte haben sich von Anbeginn für das Projekt ausgesprochen, allerdings darum gebeten, zunächst den Ortsteilrat anzuhören. Der Ortsteilrat selbst hat auch eine Stellungnahme abgegeben und um das rechtliche Gehör gebeten. Diesen Bitten wurde jedoch in der Vergangenheit nicht nachgekommen.
Es gibt für den Standort einen gültigen Bebauungsplan für ein Pflegeheim. Die Stadtlengsfelder Gemeinderäte sind mit möglichen Interessenten in das Gespräch gegangen, auch wenn es seitens des Dermbacher Gemeinderats oder gar vom Bürgermeister keine Unterstützung in dieser Sache gab.
Sie wollten sich später nicht nachsagen lassen, sie haben sich nicht um einen möglichen Investor und Betreiber für ein solches Seniorenheim gekümmert.
Während einer Vor-Ort-Begehung, bei der einige Gemeinde- und Ortsteilräte anwesend waren, stellte Herr Ulrich Winius die Frage, ob auch ein Alternativstandort infrage käme, die Aussage von Herrn Ahnemüller, „ja, wenn gleichwertig oder besser“.
So hat sich das Gemeinderatsmitglied Ulrich Winius sogar die Mühe gemacht, selbst aktiv zu werden und nach einem alternativen Platz für den geplanten Fünf-Sterne-Campingplatz zu suchen.
Er wurde fündig und hat diesen Alternativplatz sogar fachmännisch geplant und den Entwurf auf Wunsch von Herrn Bürgermeister Hugk vorgelegt und vorgetragen.
Leider fand das Alternativkonzept nur wenig Anklang, obwohl dieses von einigen Räten als gleichwertig oder gar besser angesehen wurde. Es ist ungebührlich, dass diese Mühen nun als aktives Arbeiten gegen das gesamte Projekt ausgelegt werden!
Währenddessen kamen zu den Ortsteilratssitzungen vermehrt die Vertreter der ansässigen Vereine, um ihre Bedenken zu äußern. Es war stets unbestreitbar, dass ein alternatives Vereinsheim gefunden werden muss, da das bestehende Vereinsheim auf der besagten Fläche für den Campingplatz liegt.
In der Kürze der Zeit, in dem das Projekt regelrecht durchgedrückt werden sollte, konnte insbesondere durch die knappen geldlichen Mittel noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden werden.
Dennoch wollten sich die Investoren nach einer Vor-Ort-Begehung zugleich um Alternativen für die Vereine umschauen, nach Rückfrage von Herrn Marco Winius, wie es für die Vereine weitergehen soll, antwortete Herr Zeisberg „um die Vereine müssen wir uns definitiv im Vorfeld Gedanken machen“.
Leider besteht nun aber seitens der Investoren nach letztem Stand hierzu keine Bereitschaft mehr. Hierzu sagte Herr Zeisberg in der letzten GR-Sitzung, dass „dies Aufgabe des Gemeinde- und Ortsteilrates sei“.
Es ist jedoch erkennbar, dass das Vereinsleben in der Stadt Stadtlengsfeld sehr geschwächt ist, wenn auf den bestehenden Vereinen (Simson Verein, Caritas Jugendclub- und Schülertreff, Rentnerverein, DRK, Jäger und weitere) das gemeinsame Vereinsheim genommen wird, welches in den letzten Jahren, mit privaten Geldern und erheblichen Investitionen aus Stadtmitteln, renoviert worden ist.
Als gewählte Vertreter von Stadtlengsfeld haben wir die Aufgabe, das Interesse aller Bürger der Stadt zu vertreten, nicht nur die Interessen von zwei Investoren durchzuringen.
Die Firma ACO Haustechnik wurde während der Planungsphase durch den ehemaligen Ortsteilbürgermeister Herrn Pempel und weitere Vertreter des Ortsteilrates besucht. Das Projekt wurde zu diesem ersten Termin mutmaßlich nur einseitig dargestellt. Aus diesem Grund kam es durch die Stadtlengsfelder Gemeinderäte zu einer zweiten Vorstellung mit anschließender Begehung.
Als dann alle Faktoren seitens ACO abgeschätzt wurden, erhielt der Gemeinderat von der ACO Geschäftsleitung eine begründete Stellungnahme. Als Außenstehender kann man davon ausgehen, dass ein solches Unternehmen in der Lage sein sollte, jegliche Faktoren und deren Bedeutung unvoreingenommen abzuschätzen.
Es ist unumstritten, dass sich die Stadt Stadtlengsfeld wirtschaftlich und kulturell in den letzten Jahren verschlechtert hat. Daher war es das Bestreben der meisten Mitglieder, sich für beide Projekte, das Pflegeheim/Seniorenheim und für den Campingplatz starkzumachen.
Nach Rücksprache mit dem Ministerium, wurde bestätigt das beide Vorhaben mit Fördermitteln umsetzbar sind und sogar fachliche und finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt, wenn wir beide Projekte beschließen.
Der Ortsteilrat hat sich in der Vergangenheit immer für die Vereine ausgesprochen. Jedoch stellt sich die Frage, wie viel Gehör diesem Rat in Dermbach tatsächlich gegeben wird und wie groß deren Handlungsspielraum bei solch kostspieligen und politischen Entscheidungen ist.
Aus verschiedenen Gründen ist es bisher nicht zu einem Bürgerbegehren oder einer Befragung gekommen. Womöglich wäre dann auch ein anderes Ergebnis herausgekommen, sodass man nicht mehr von einem zahlreichen Zuspruch der Einwohner hätte reden können.
Abschließend möchten wir mitteilen, dass auch wir über die Entscheidung der beiden Investoren enttäuscht sind. Das bei einem solch umfangreichen Projekt etwas mehr Zeit notwendig ist, sollte den beiden Investoren klar gewesen sein.
Wenn die Vereine aus städtischen Gebäuden ziehen sollen, muss dies mit mehr Rücksicht erfolgen. Außerdem wurden andere Einwendungen, wie beispielsweise der entstehende Lärm für die Burgklinik, der fehlende öffentliche (Schul-)Weg, der öffentliche Spielplatz und der örtliche Brandschutz, ungeklärt im Raum stehen gelassen.
Ein solches Vorhaben benötigt entsprechendes Durchhaltevermögen und insbesondere eine Kompromissbereitschaft aller Beteiligten“, so Ulrich und Marco Winius abschließend.