Gastbeitrag von Nadja Moalem
Wie kann sich ein 1200 Kilo schwerer Deckbulle unsichtbar machen? Gar nicht. Messi, der heimliche Star im Stall von Pascal Eichler, versucht es trotzdem: Wenn Besuch kommt, verzieht er sich lieber in die hinterste Ecke seiner Box und tut so als wäre er nicht da.
Bescheidenheit ist auch die Devise seines Besitzers, der mit viel Leidenschaft einen Biobetrieb mit 100 Hereford-Rindern in Simmershausen aufgebaut hat.
Der 34-Jährige ist gelernter Tiefbau-Techniker und arbeitet hauptberuflich bei einem Bodenbeschichtungsbetrieb in Tann. Sein Herz schlägt aber für die Landwirtschaft.
Nachdem seine Großeltern den Betrieb aufgegeben hatten, war zehn Jahre lang Ruhe auf dem Hof, bevor Pascal 2009 mit drei Hereford-Rindern langsam wieder loslegte. Sein Ziel: der Aufbau eines Biobetriebs – aus Überzeugung.
Den Gesellenbrief als Landwirt im Nebenerwerb hat er in der Abendschule gemacht. Heute stehen 100 Rinder in seinem lichtdurchfluteten Stall am Ortsausgang von Simmershausen. Ihr Fleisch wird über den Verein „Rhöner Biosphärenrind e.V.“ vermarktet.
Neun Island-Pferde sind ebenfalls sein Eigen. Das Wohl seiner Tiere und der Schutz der Natur sind ihm ganz besonders wichtig.
Eichler ist einer der Landwirte, die in Zusammenarbeit mit dem LIFE-Projekt „Rhöner Bergwiesen“ ihre Bewirtschaftung umgestellt haben: Auf dem Hilderser Buchschirm werden einige seiner Flächen jetzt nicht mehr beweidet, sondern gemäht, damit sich eine artenreiche Bergmähwiese entwickeln kann.
„Das LIFE-Team ist sehr glücklich, dass Herr Eichler neben drei weiteren Landwirten auf dem Buchschirm die für ihn viel aufwändigere Nutzung als Mähwiese auf sich nimmt“, freut sich Projektleiter Elmar Herget.
„Für die Vielfalt zahlt es sich klar aus: Schon nach zwei Jahren kehren seltene Arten wie die Kugelige Teufelskralle und der Kleine Klappertopf zurück.“
Die zunehmende Verbuschung des Buchschirms war Eichler im wahrsten Sinne des Wortes schon ein Dorn im Auge, bevor das LIFE-Projekt mit gezielten Landschaftspflegemaßnahmen dem Wildwuchs auf der großen Hute zu Leibe gerückt ist.
Dass er als Landwirt einen Beitrag zur Offenhaltung der einzigartigen Landschaft im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön beitragen kann, macht ihn besonders stolz. Auch auf anderen Grünlandflächen trägt er aktiv zum Schutz gefährdeter bodenbrütender Vogelarten in der Rhön bei.
So mäht er in enger Abstimmung mit dem Fachdienst Natur und Landschaft des Landkreises Fulda einige seiner Wiesen nur zu individuell festgelegten Terminen und bringt ausschließlich Festmist zur Düngung aus.
Auf anderen sorgt er mit extensiver Beweidung dafür, dass die typische Artenvielfalt der Rhöner Bergwiesen erhalten bleibt. Zum Ausgleich erhält er eine Förderung aus dem HALM-Programm des Landes Hessen.
In Sachen Technik setzt Eichler auf schonende Bewirtschaftungsmethoden. Seit 2021 ist er im Besitz eines Doppelmessermähwerks. Früher Standard in der Landwirtschaft, erlebt die Methode gerade eine Renaissance, da sie als besonders insektenfreundlich gilt.
Durch den geraden Schnitt über dem Boden, können mehr Insekten überleben als beim Mähen mit einem Kreiselmäher, der durch die Rotationsbewegung der Messer Pflanzen samt darauf sitzenden Tieren ins Mähwerk einsaugt.
Die so genannte „tierschonende Mahd“ zur Futtergewinnung wird in Hessen mit einem Sonderprogramm gefördert. Damit soll der erhöhte technische und arbeitswirtschaftliche Mehraufwand, den der Einsatz von Doppelmessermähwerken mit sich bringt, ausgeglichen werden.
Laut Eichler gibt es bei der täglichen Arbeit keine Nachteile: Mit einer Arbeitsbreite von 8,50 Meter brauche er genauso lange für seine Flächen wie mit seinem ausgedienten Kreiselmäher.
Was das Nachschärfen der Messer angeht, empfiehlt er aber, sich vorab genau über die verschiedenen Möglichkeiten zu informieren und in Sachen Schleifgerät nicht auf günstig zu setzen.
„Ich habe da ein bisschen Lehrgeld bezahlt“, lacht Eichler. Aber das gehört für ihn auch dazu: Dinge ausprobieren, und auch mal scheitern, um daraus zu lernen und es beim nächsten Mal besser zu machen.
Die Arbeit als Landwirt ist anstrengend und wirft keine großen Gewinne ab, dennoch kann er sich nichts Schöneres vorstellen. Und für die Natur lohnt sie sich allemal.
PRO und CONTRA Doppelmessermähwerk
PRO
• Insektenfreundliche und tierschonende Mahdmethode
• Geringerer Kraftbedarf und damit auch geringerer Energieverbrauch
• Weniger Narbenschäden und Bodenverdichtung
• Sauberes Schnittgut
• Besseres Wiederaufwuchsverhalten
CONTRA
• i.d.R. längere Rüstzeit, da Messer öfter nachgeschärft werden müssen
• ggf. Anschaffung eines zweiten bzw. dritten Messersatzes nötig
• ggf. Anschaffung eines Schärfautomates sinnvoll
• Methode nicht uneingeschränkt für jedes Gelände empfehlenswert
• Hohe Anschaffungskosten im Vergleich zu anderen Mähwerksarten
Infos zur Flächenförderung erteilt: jessica.eifert@landkreis-fulda.de, Tel.: 0661 6006 7940.