Gastbeitrag von Michael Knauf
Der Erfinder unseres Rhönrades Herr Otto Feick wurde am 04. Juli 1890 in Reichenbach (Pfalz) geboren. Da sein Großvater eine Schmiede besaß, rollte er schon als Lausbub gerne mit allerlei Wagenrädern.
Sehr gerne bewegte er diese die nahen Hänge und kleinere Bergrücken herunter. Welcher Junge dachte damals an die Gefahren des Straßenverkehrs, welcher damals zum Glück noch spärlich war?
Nach dem Ersten Weltkrieg war Otto Feick der französischen Besatzungsmacht unangenehm aufgefallen, weshalb er eine kurze Haftstraße in einem französischen Militärgefängnis im damals besetzten Mainz im Jahr 1921 antreten musste.
Im Gefängnis hatte er Zeit, seine Ideen für ein völlig neues bisher unbekanntes Turn-und Sportgerät als Skizzen auf Papier zu bringen. Da er bis 1923 in der Betriebsstätte der Deutschen Reichsbahn in Ludwigshafen als Lokschlosser tätig war und hier im Hauptvorstand der Gewerkschaft der Eisenbahner eine Funktion ausübte, kam es zur Ausweisung aus der damaligen französischen Besatzungszone.
Durch die Beendigung des Ersten Weltkrieges wurde Deutschland zur Verlierer-Nation ernannt und laut Versailler Vertrag (Friedensvertrag) annektierte Frankreich als eine Sieger-Nation deutsche Großindustriestandorte wie das Ruhgebiet.
In der südlichen fränkischen Rhön zwischen Bad Neustadt und Bischofsheim (Landkreis Rhön-Grabfeld) gelegen, in Schönau, dem Heimatdorf seiner Ehefrau, war es Feick endlich möglich, einen Metall verarbeitenden Betrieb „Rhönwerkstätten“ zu eröffnen. Diesen zunächst für den Bau von Bettgestellen und anderen Erzeugnissen.
In den Jahren 1924/25 baute Feick sein erstes Rad, welches er aus Dankbarkeit an seine neue Heimat „Rhönrad“ nannte. Auf den Hochwiesen der Rhön wurde das Rad mit Erfolg unter großen Belastungen getestet und konnte 1925 unter der Nummer 442057 zum Patent angemeldet werden.
Es war ein zäher und ausdauerten Kampf, das Rhönrad populär zu machen. Otto Feick tourte mit seinen Rhönrädern durch halb Europa. Er war in Ländern wie England, Frankreich, Schweiz, Österreich, Ungarn, Tschechoslowakai, Sowjetunion und selbst nach Übersee reiste er, um seiner Erfindung freundliche Anhänger zu bescheren.
Ein Erfolg stellte sich bei den olympischen Spielen 1936 in Berlin ein, hier wurde das Rhönrad von 120 Sportlern vorgeführt, aber leider nicht zur olympischen Disziplin nominiert. Heute werden alle zwei Jahre Welt-Meisterschaften mit dem Rhönrad ausgetragen, wie auch in diesem Jahr 2022, wo Deutschland in der Nationenwertung den ersten Platz erreichte.
Ohne die Anerkennung seiner genialen Erfindung in den 1960iger Jahren durch die internationale Sportwelt noch erleben zu dürfen, verstarb am 17. Oktober 1959 Herr Otto Feick in Schönau.
Das Rhönrad setzt als bewegliches Sportgerät schon mit den geringsten Bewegungen alle Muskeln des Körpers in gleichmäßige Harmonie und durch das abwechselnde Kopfüber und Kopfunter, wird der Gleichgewichtssinn trainiert. Ein Sprung über das rollende Rad verlangt von den Sportlern weiterhin sehr viel Geschicklichkeit und Mut.