Gastbeitrag von Tamara Burkardt
Fast 70.000 Menschen – Frauen und Männer – erkranken in Deutschland pro Jahr neu an Brustkrebs. Eine unfassbar hohe Zahl an Betroffenen, für deren Behandlung gebündelte Kompetenz nötig ist.
Seit 18 Jahren lässt sich das Südthüringer Brustzentrum Suhl/Meiningen – als erfolgreiche Kooperation der beiden Kliniken SRH Suhl und Helios Meiningen – jährlich überprüfen.
Eine aktuelle Studie im Auftrag des Gemeinsamen Bundesauschusses zeigt, dass zertifizierte onkologische Zentren nachweislich besser
behandeln. Die Behandlung an einem zertifizierten Zentrum könne demnach die Überlebenschancen „deutlich erhöhen“.
Auch in diesem Jahr wird für das gemeinsame Zentrum nach der zweitägigen Vor-Ort-Prüfung die Erteilung des Siegels „Zertifiziertes
Brustkrebszentrum der Deutschen Krebsgesellschaft“ durch die externen Fachprüfer empfohlen.
Brustkrebs ist die häufigste Krebsform bei Frauen, aber auch Männer sind hingegen der landläufigen Meinungen davor nicht gefeit. Für die Betroffenen sind der Verdacht auf Brustkrebs und seine Diagnose ein Schock, der das Leben innerhalb kürzester Zeit verändert.
Plötzlich sind sie in rascher Abfolge mit Arzt- und Krankenhausbesuchen, medizinischer Diagnostik, Fachbegriffen und Therapieoptionen konfrontiert. In dieser Situation ist es unendlich wichtig, auf einfühlsame Beratung und fachkundige Behandlung vertrauen zu können.
Darum, dass Brustkrebspatient:innen sicher, fundiert und einfühlsam behandelt werden, kümmern sich im zertifizierten Brustzentrum viele Fachleute. Da sind natürlich die Brust-Experten, meistens Frauenärztinnen und -ärzte, in den Kliniken.
Sie koordinieren die emotional und körperlich belastende Behandlung für ihre Patient:innen, sie klären auf und beraten. Und schließlich operieren sie betroffene Frauen. Sie sind allerdings keineswegs alleine.
Zu ihren Wegbegleitern gehören fachkundige Psycho-Onkolog:innen, die den Patient:innen und ihren Familien emotionalen Halt geben und in der Belastungssituation für sie da sind.
Da sind Radiolog:innen, die dabei mithelfen, die Verdachtsdiagnose Brustkrebs abzuklären und einzugrenzen. Da sind Nuklearmediziner:innen, die nachweisen, ob neben der Brust weitere Organe von Krebszellen befallen sind.
Da sind Onkolog:innen, die etwa den Einsatz von Chemo-, Hormon- oder Antikörpertherapie beraten. Strahlentherapeut:innen nehmen den Krebs zielgenau ins Visier und helfen mit ihren Strahlen heilen.
Schmerzspezialist:innen unterstützen dabei, mit den Nebenwirkungen der Erkrankung besser im Alltag klarzukommen. Das Studienzentrum schlägt innovative Behandlungsformen vor. Speziell ausgebildete Brustschwestern beraten und betreuen auf der Station im Krankenhaus.
Onkologische Fachschwestern unterstützen dabei, mit den Nebenwirkungen der Erkrankung und Behandlung umzugehen. Hinzu kommen viele externe Partner, wie niedergelassene Fachärzt:innen, Selbsthilfegruppen, und andere mehr.
Zentrum: Mehr als die Summe aller Einzelteile
Ein zertifiziertes Zentrum ist allerdings mehr als die Summe seiner Einzelteile. Es ist ein Ganzes, das seine Patient:innen in den Mittelpunkt stellt.
Für das Südthüringer Brustzentrum Suhl/Meiningen bedeutet das, dass in gemeinsamen wöchentlichen Beratungen abwechselnd in Suhl und Meiningen die aktuellen medizinischen Fragestellungen für jede einzelne Patientin ausführlich beraten werden.
Dazu treffen sich die Expertinnen und Experten beider Kliniken und bringen ihre jeweilige Disziplin in die Beratung ein. Das Resultat ist ein Behandlungsplan und eine Empfehlung an die gemeinsame Patientin.
„Wir schaffen in dieser belastenden Situation für unsere Patient:innen das beste Umfeld und ein sanftes Sicherheitsnetz, das sie voll umsorgt“, sagt der Leiter des Brustzentrums Suhl, Dr. Uwe Rhein.
„Unser Ziel dabei ist es, die beste Behandlung für unsere Patient:innen zu finden und sie gemeinsam mit den Frauen umzusetzen.“
Und sein Pendent im Helios Klinikum Meiningen, Chefarzt Dr. med. Heiko Graf, ergänzt: „Die nunmehr 16-jährige Bündelung der mammachirurgischen Kompetenzen unserer Kliniken in einem Südthüringer Brustzentrum ist ein Musterbeispiel für krankenhausübergreifende Zusammenarbeit.“
Der Leiter des Brustzentrums Meiningen schätzt an der guten Zusammenarbeit vor allem eins: Den fachlichen Austausch zum Wohl der Patient:innen.
Denn wenn er leitliniengerecht behandelt und frühzeitig erkannt wird, sei der Brustkrebs in den meisten Fällen glücklicherweise heilbar, sind sich die Experten einig.
Die Überlebensraten mit der Diagnose Brustkrebs steigen in den letzten Jahren kontinuierlich an. Je früher eine Erkrankung erkannt wird, desto besser sind die Chancen, den Krebs vollständig zu besiegen.
Früherkennungsuntersuchungen komme daher ein besonderer Stellenwert zu. Im Brustzentrum Suhl/Meiningen werden an beiden Standorten zusammen pro Jahr mehr als 350 Frauen mit der Diagnose Brustkrebs nach dem Stand der Wissenschaft und Heilkunst behandelt.
Dazu zählt auch der unmittelbare Brustaufbau in einer Operation. Neben der Behandlung von Brustkrebs sind die beiden Standorte auch auf kosmetische und plastische Operationen wie Brustvergrößerungen sowie -verkleinerungen und Bauchdeckenplastiken spezialisiert.
Zertifizierte Zentren behandeln besser
Vier Jahre lang konnte wegen Corona keine Prüfung vor Ort stattfinden. Das diesjährige Audit dauerte zwei Tage und umfasste neben Vor-Ort-Begehungen in den Kliniken in Meiningen und Suhl den Besuch von Arztpraxen, das intensive Akten- und Kennzahlenstudium sowie die ausführliche Befragung von Mitarbeiter:innen.
Das erfreuliche Ergebnis: Von den Prüfern wurde das Zentrum zur Zertifizierung empfohlen. Und das bedeutet für die Patient:innen noch mehr Behandlungsqualität.
Denn wie der Gemeinsame Bundesausschuss, das oberste Deutsche Gesundheitsgremium, in einer aktuellen Meldung informiert, könne die Behandlung an zertifizierten Zentren die Überlebenschance Betroffener deutlich erhöhen.
Dieses Ergebnis habe das Versorgungsforschungsprojekt „WiZen“ der TU Dresden mit einem Daten-Abgleich zwischen zertifizierten und nicht-zertifizierten Kliniken aufgezeigt. Dabei seien Behandlungsergebnisse unter anderem bei Brustkrebs verglichen worden.
Hier lag der Überlebensvorteil einer Zentrumsbehandlung bei 12 Prozent im Vergleich zu nicht zertifizierten Behandlungen. 68 Prozent aller Patientinnen ließen sich im Studienjahr 2017 bereits in einem zertifizierten Zentrum behandeln.