Gastbeitrag von Nadja Moalem
Das LIFE-Projekt „Rhöner Bergwiesen“ wird als offizielles Projekt der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen ausgezeichnet. Die Würdigung nimmt Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, vor.
Die Auszeichnung wird an Projekte verliehen, die sich in besonderer Weise für die Erhaltung oder Wiederherstellung von Ökosystemen und für die Bewahrung der biologischen Vielfalt in Deutschland einsetzen.
Das Rhöner LIFE-Projekt ist eines von drei Projekten in Deutschland, die im Rahmen eines bundesweit ausgeschriebenen Projektwettbewerbs im Jahr 2022 diese Auszeichnung erhalten. Ins Rennen gegangen waren insgesamt 52 Projekte.
Das von der EU, dem Land Hessen und dem Landkreis Fulda über einen Zeitraum von acht Jahren geförderte LIFE-Projekt „Rhöner Bergwiesen“ verfolgt seit 2016 das Ziel, das bedrohte artenreiche Rhöner Berggrünland sowie die Hutungen und die hier beheimateten Vogelarten des Offenlandes zu erhalten.
Die über Jahrhunderte entstandene Kulturlandschaft gibt der Rhön ihr Gesicht, gleichzeitig ist sie Lebensraum seltener Tier- und Pflanzenarten. Durch veränderte Landnutzung sind extensiv bewirtschaftete Wiesen stark im Rückgang begriffen.
Mit enger Unterstützung der Landwirtschaft steuert das LIFE-Projekt mit Maßnahmen zum Schutz des Berggrünlands und zur Wiederherstellung von Bodenbrüterlebensräumen in der hessischen Rhön dagegen.
Laut der Jury des Bundesumweltministeriums (BMUV) und Bundesamtes für Naturschutz (BfN) wird mit dem Projekt ein deutliches Zeichen für das Engagement zur Erhaltung oder Wiederherstellung von Ökosystemen und somit zugleich für die Bewahrung der biologischen Vielfalt in Deutschland gesetzt.
Der Landkreis Fulda, bei dem das Projekt unter dem Dach der Hessischen Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservates Rhön angesiedelt ist, erhält eine offizielle Urkunde.
„Das Projekt „Rhöner Bergwiesen“ setzt sich mit großem Engagement für die Wiederherstellung eines für Artenvielfalt und Klimaschutz sehr wichtigen Lebensraumes ein. Diesen Einsatz würdigen wir mit der Auszeichnung im Rahmen der UN-Dekade.
Bergwiesen gehören zu den am stärksten gefährdeten Ökosystemen in Deutschland, für den Naturschutz ist das Projekt deshalb von zentraler Bedeutung.
Wertvolle Lebensräume für bedrohte Tierarten wie Bekassine oder Goldener Scheckenfalter konnten dank der Rhöner Bergwiesen erhalten und wiederhergestellt werden – mithilfe ideenreicher Kooperationen mit Landwirtinnen und Landwirten und einer gelungenen öffentlichen Kommunikation des Projekts“, sagte die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Sabine Riewenherm, die anlässlich der Auszeichnung in die hessische Rhön gereist ist.
Oliver Conz, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Umwelt, betonte: „Die Rhön ist einer von nun 30 ausgezeichneten Hotspots der biologischen Vielfalt in ganz Deutschland.
Seltene Wiesenbewohner wie Bekassine oder Wachtelkönig und bedrohte Pflanzenarten wie Arnika und Trollblume haben hier ihren Lebensraum. Mit dem LIFE-Projekt schützen wir die Artenvielfalt und damit auch unser Leben und unsere Zukunft.
Um die wichtige Arbeit des LIFE-Projektes weiter zu unterstützen, hat das Land Hessen sein Budget für die Verlängerung des Projektes bis 2024 erhöht, auf nun insgesamt 3,3 Mio. Euro.“
Nach Dankesworten durch Torsten Raab, Leiter der Hessischen Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservates Rhön, und Landrat Bernd Woide, informierten sich die Ehrengäste auf einer Maßnahmenfläche unterhalb der Fuldaquelle über den Fortschritt des LIFE-Projektes.
Hier wird gerade ein 4,5 Hektar großer Fichtenforst entfernt, um die wertvollen Offenland-Lebensräume am Wasserkuppen-Südhang mit den Grumbachwiesen zu vernetzen und einen Verbindungskorridor für seltene Bodenbrüter zu schaffen.
Auf der gewonnenen Fläche soll artenreiche Bergmähwiese entwickelt werden. Gleichzeitig wird als begleitende Maßnahme der Quelllauf der Fulda renaturiert.
Zweiter Halt war eine Station der frisch eingeweihten Extratour „Der Ehrenberger“ in Wüstensachsen, die mit Projektmitteln umgesetzt wurde. Der Wanderweg möchte die Öffentlichkeit gezielt über die Zusammenhänge zwischen Landschaftspflege und Artenvielfalt informieren und Engagement für den Naturschutz fördern.
„Ich bin sehr stolz, dass ein Projekt aus unserem Landkreis diese Auszeichnung erhalten hat und dass das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Rhöner Bergwiesen jetzt auch deutschlandweit Beachtung findet“, sagte Landrat Bernd Woide.
Projektleiter Elmar Herget, der die Urkunde entgegennahm, ergänzte: „Wir freuen uns riesig über diese tolle Würdigung unserer Arbeit, die wir als Ansporn verstehen. Sie macht Hoffnung, dass andernorts auch mehr gegen die schwindende Artenvielfalt auf den Wiesen getan wird.“
Die Vereinten Nationen haben den Zeitraum von 2021 bis 2030 zur UN-Dekade für die Wiederherstellung von Ökosystemen erklärt, um das Bewusstsein stärker auf den großen Wert intakter Ökosysteme zu lenken.
Funktionierende Ökosysteme sind entscheidend für unsere Natur und unsere Gesellschaft. Sie sind wertvoller Lebensraum einer großen Vielfalt von Tieren und Pflanzen sowie Pilzen und Mikroorganismen.
Zudem haben sie enormen Einfluss auf die Regulierung der Wasserkreisläufe und der Umgebungstemperatur, auf die Luftreinhaltung und die Produktion von Nahrungsmitteln.
Darüber hinaus tragen sie zum Hochwasserschutz und zu einem natürlichen Klimaschutz sowie zur Bereitstellung von Erholungsräumen bei.
Mit der Auszeichnung vorbildlicher Projekte im Rahmen der UN-Dekade wird das Bewusstsein der Öffentlichkeit auf die Wiederherstellung der Ökosysteme und ihrer Naturvielfalt in Deutschland gelenkt.
Es wird zugleich verdeutlicht, wie wichtig es ist, sich aktiv für deren Erhalt und Wiederherstellung einzusetzen. Die Modellprojekte sollen dabei Vorbild und Anregung sein.
Über die Auszeichnung von Projekten entscheidet zweimal jährlich eine Fachjury von Bundesumweltministerium und Bundesamt für Naturschutz. Weitere Infos unter www.undekade-restoration.de.