Gastbeitrag von Susanna Leubecher
Die Geschichte der Geburt Jesu gehört nicht nur zu den bekanntesten Erzählungen der Welt, sondern auch zu den schönsten. Wenn man es dann noch schafft, sie in ein angemessenes Gewand zu verpacken, gewinnt sie nicht nur an Schönheit, sondern auch an Intensität.
Genau das ist dem Komponisten Camille Saint-Saëns (1835-1921) mit seinem „Oratorio de Noël“ vollends gelungen. In zehn Sätzen zeichnete er die Weihnachtsgeschichte und ihre Bedeutung musikalisch nach.
Am vergangenen 3. Advent wurde das weltbekannte Werk in Tann durch den Kirchenchor Tann sowie das Rathgeberensemble Fulda mit Vokal- und Instrumentalsolisten unter der Leitung von Kantor Thomas Nüdling aufgeführt.
Die fast ausschließlich von Kerzen illuminierte Stadtkirche komplettierte die musikalischen Darbietungen auf ihre besondere Weise: Das Werk, die Ausführenden und der Raum gingen eine höchst gelungene Symbiose miteinander ein.
Und der Kirchenchor Tann zeigte sich wieder einmal von seiner besten Seite. Ob beim feierlichen Engelschor „Gloria in altissimis Deo“, dem innigen „Domine, ego credidi“ (mit Solo-Tenor) oder dem zupackenden „Quare fremuerunt gentes“ – stete Klangqualität, Prägnanz und Flexibilität im Zusammenspiel mit den hervorragend agierenden Streichern des Rathgeberensembles waren Kennzeichen der gelungenen Interpretation.
Verena Gass (Mezzosopran), Sonja Haub (Alt), Peiyao Han (Tenor) sowie Georg Rupprecht (Bass) mit Ulrich Moormann (Orgel) überzeugten mit ihren vielfältigen Interpretationen der biblischen Texte aus dem Alten und Neuen Testament, mittels derer Saint-Saëns die weihnachtliche Szenerie beleuchtet.
Die Ausweitung der solistischen Formen von der feinsinnigen Arie „Exspectans“ (Mezzosopran), dem rhythmisch-packenden Duett „Benedictus“ (Sopran und Bass), dem himmelsgleichen Trio von Sopran, Tenor und Bass („Tecum principium“) über das schwingende Quartett „Alleluja“ hin zum sonoren Quintett mit Chor „Consurge, filia Sion“ berührte nicht nur die Ohren, sondern auch die Herzen der Besucher in der vollen Stadtkirche.
Als „Heldin des Abends“ bezeichnete Nüdling die Solistin Sonja Haub: Ursprünglich als Altistin engagiert, übernahm sie zusätzlich und spontan die Partien der kurzfristig wegen Krankheit ausgefallenen Sopranistin – und das auf ganzer Linie überzeugend.
Prof. Dr. Christoph Gregor Müller versah gemäß dem Namen des dritten Adventssonntags „Gaudete“ („Freut euch“) den Abend mit einem inspirierenden Impuls: Mit Blick auf das von Elisabeth von Thüringen überlieferte Wort „Wir sollen die Menschen froh machen“ ließ er Anlässe im Leben der Menschen Revue passieren, in denen man Trost und Freude finden könne.
Der Advent sei auch eine Suche und bewusste Wahrnehmung solcher Momente. Herzlicher und langer Schlussapplaus mit Standing Ovations belohnte alle Beteiligten für diesen gelungenen Abend.
Die „Adventsmusik bei Kerzenschein“ am 4. Advent (Sonntag, 18. Dezember 2022, 18 Uhr, Stadtkirche Tann) gestaltet der Schulchor „WiVox“ der Wigbertschule Hünfeld mit neuem geistlichen Liedgut, Gospels und klassischen Weihnachtsliedern in herrlich erfrischenden Arrangements. Pfarrer i. R. Wolfgang Paechnatz beleuchtet die Musikbeiträge mit Texten und Gebeten.
Der Eintritt ist frei. Am Ausgang wird um eine Spende gebeten.