Gastbeitrag von Victoria Weber
Vor der letzten Sitzung im Jahr 2022 hat sich der Hünfelder Anstaltsbeirat traditionell Zeit genommen, um die Weihnachtspäckchenaktion des Albert-Krebs-Vereins Hünfeld zu begutachten.
Dabei werden kleine Präsente für die Gefangenen der JVA Hünfeld, meist Gebäck und Süßigkeiten, bereitgestellt, um auch ihnen eine kleine Aufmerksamkeit zur Weihnachtszeit zu vermitteln. Für viele Insassen ist gerade Weihnachten ohne Familie eine besonders belastende Zeit.
Das Jahr 2022 war in der JVA Hünfeld geprägt von der Corona-Pandemie und Maßnahmen zur Vermeidung hoher Erkrankungszahlen. Dadurch mussten teilweise die sozialen Kontakte unter den Gefangenen reduziert werden. Zwischenzeitlich sind aber die meisten Corona-Maßnahmen weitgehend gelockert worden.
Die Personalausstattung in der JVA Hünfeld ist derzeit gut und auch der Anstaltsbeirat spürt die hohe Motivation und Einsatzbereitschaft der gesamten Belegschaft, betonte Jürgen Bohl, Vorsitzender des Beirates, der engen Kontakt zur Anstaltsleitung mit Leitendem Regierungsdirektor Lars Streiberger hält.
Die Planstellen für die im öffentlichen Dienst beschäftigten Angehörigen des Allgemeinen Vollzugsdienstes sind alle besetzt und im Bereich des privaten Dienstleisters konnte durch zusätzliche Einstellungen im medizinischen, psychosozialen und Beratungsbereich eine weitere Verbesserung in der Betreuung erzielt werden.
„Dies wirkt sich in der Pandemiezeit mit den erschwerten Haftumständen positiv auf die Situation der Strafgefangenen in der JVA aus“, verdeutlicht Bohl.
Dennoch bleibe der Dienst der Beschäftigten in der JVA fordernd. Es bedürfe in einer JVA trotz der ruhigen Grundstimmung der ständigen Aufmerksamkeit und einer hohen Zuverlässigkeit aller.
Die JVA in Hünfeld ist gegenwärtig fast vollständig belegt, wobei die ständigen Wechsel und kurzen Haftzeiten besonders in den vielen Fällen der in Hünfeld zu vollsteckenden Ersatzfreiheitsstrafen stets einen erhöhten Aufwand bei allen Beschäftigen erforderten.
Angesichts der geringen Anzahl und Schwere der eingegangenen Meldungen und Beschwerden sieht der Anstaltsbeirat gegenwärtig keine besondere Unzufriedenheit der Insassen.
Dies berichtete Bohl auch beim Besuch des Hessischen Justizministers im Oktober in der JVA. Daneben kam es während des Ministerbesuchs zu einem regen Gedankenaustausch über die Arbeit des Beirats und des Albert-Krebs-Vereins, für den Claudia Heim als Vorsitzende teilnahm.
Dieser Verein kümmert sich um Maßnahmen zur Resozialisierung von Strafgefangenen auch bereits während der Haftzeit.
Neben dem Personal und den Gefangenen ist auch die Infrastruktur der JVA im Blickpunkt des Beirates.
Dort berichtete Bohl neben verschiedenen Investitionen im Sicherheits- und Brandschutzbereich insbesondere über Verbesserungen für die Gefangenen im Bereich der Skype-Telefonie.
Die drei neuen Skype-Plätze ermöglichen es den Gefangenen, mit ihren Familien auch über weite Entfernungen in Blickkontakt zu bleiben und tragen damit auch zur Zufriedenheit der Insassen bei.
Die Zusammensetzung des Anstaltsbeirats hat sich in 2022 verändert. Neues Mitglied ist Simone Flügel für den auf eigenen Wunsch ausgeschiedenen Horst Feller.
Der Anstaltsbeirat wird als ehrenamtlicher Beirat vom Hessischen Ministerium der Justiz für jeweils fünf Jahre bestellt.
Er hat nach den Hessischen Justizvollzugsgesetzen die Aufgabe, bei der Gestaltung des Vollzuges und bei der Betreuung der Gefangenen unterstützend mitzuwirken.
Er hilft insbesondere der Anstaltsleitung durch das Einbringen von Ideen und Anregungen. Darüber hinaus nimmt der Anstaltsbeirat Wünsche und Beschwerden von Gefangenen entgegen.
Als Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft „Haft“ wird im Landkreis Fulda zudem bei der Eingliederung der Gefangenen nach deren Entlassung mitgearbeitet.
Der Anstaltsbeirat stellt somit eine Verbindung, ein Bindeglied, zwischen der Justizvollzugseinrichtung und der Öffentlichkeit dar. Er soll zudem die Vollzugsarbeit in der Anstalt kontrollieren und damit dem Misstrauen vieler Bürger dem Vollzug gegenüber entgegenwirken.
Eine wesentliche Aufgabe der Beiräte ist es, an der Planung und Fortentwicklung des Vollzugs beratend mitzuwirken, der Öffentlichkeit ein der Realität entsprechendes Bild des Vollzugs und seiner Probleme zu vermitteln, sowie um Verständnis für die Belange eines auf soziale Integration ausgerichteten Strafvollzugs zu werben.
Diesen Zielen ist auch der Hünfelder Anstaltsbeirat verpflichtet, so Bohl. Er sieht sich insbesondere in der Corona-Zeit als „Brückenbauer“.
Regelmäßige Gespräche mit der Anstaltsleitung, dem Leitender Regierungsdirektor Lars Streiberger, Besuche in der JVA sowie bei Gefangenen verschaffen dabei einen ständigen, unmittelbaren Überblick über den Strafvollzug in der Hünfelder JVA.