Gastbeitrag der Gefängnisseelsorge JVA Hünfeld / JVA Fulda
Gefängnisseelsorger kümmern sich um die, die schwere Schuld auf sich geladen haben. In diesem Bereich arbeiten sowohl Angestellte als auch Ehrenamtliche.
In der Justizvollzugsanstalt in Hünfeld versuchen Diakon Dr. Meins Coetsier und Pfarrer Dr. Andreas Leipold seit mehreren Jahren in ökumenischer Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen und das Anstaltspersonal vor Ort die Menschenwürde und christliche Botschaft im Gefängnis lebendig zu halten, trotz aller schwierigen Herausforderungen, die es hinter Gittern gibt.
Sowohl die Menschen, die in einem Gefängnis arbeiten, als auch die Insassen, müssen viel aushalten: kritische Situationen, Spannungen, Beschwerden und Kritik, Einsamkeit und Negativität, sowie Aggressivität und verbale Gewalt.
Kirche in einer Haftanstalt funktioniert anders als draußen: Nähe und Distanz sind ein dauerhaftes Thema.
„Als Kirche sind wir nahe am Menschen, aber gleichzeitig massiv gefährdet, wenn es um Kontakt mit psychisch auffälligen und dissozialen Personen geht“, sagen die Seelsorger.
„Wir müssen immer wieder aufpassen, dass wir einerseits den seelsorgerischen und kirchlichen Auftrag nicht verlieren, und uns andererseits nicht einschüchtern lassen von den Herausforderungen unserer Zeit.
Die Gefangenen freuen sich, wenn Menschen von draußen ihnen unvoreingenommen begegnen und bei der Verkündigung mitwirken“, ergänzt Dr. Leipold.
„Es ist wichtig, dass wir mit der Gemeinschaft draußen zusammenhalten. Die Rolle und Funktion die die Ehrenamtlichen dabei einnehmen, ist essentiell und notwendig“, betont Dr. Coetsier.
Menschlichkeit in Sorgen und Ängsten – Hospizverein Hünfeld
So war am vergangenen Wochenende das Thema des Gottesdienstes in der JVA Hünfeld „Glück vs. Unglück.“ Dazu kamen Frau Silvia Lang und Herr Erik Trausch vom Ökumenischen Hospizverein Hünfeld.
Seelsorgerische Arbeit in der JVA ist in vielen Bereichen und Themen ähnlich der Tätigkeit der Hospizhelfer. Es stehen Menschen mit all ihren Sorgen, Ängsten, seelischen und körperlichen Symptomen im Mittelpunkt.
Die Ehrenamtlichen des Hospizvereins sind seit 2022 mit der Seelsorge hierüber im Austausch und haben jetzt ihre erste Gottesdiensterfahrung in der JVA Hünfeld machen dürfen.
Frau Lang und Herr Trausch berichteten: „die bewegtesten Momente in dieser für uns ganz neuen Umgebung waren die Minuten des gemeinsamen Schweigens, diese Stille mit den Gefangenen zusammen in der Kapelle erleben zu dürfen war ergreifend.
Das Vaterunser-Gebet am Ende des zweiten Gottesdienstes, bei dem wir einen Kreis bildeten und beteten, zeigte, dass Frieden sehr nahe sein kann, auch im Gefängnis.“
Bibel im Gefängnis – Gideons und Mennoniten
Seit es die Justizvollzugsanstalt an der Molzbacherstraße in Hünfeld gibt, besuchen die Gideons die Sonntagsgottesdienste vor Ort. Herr Helmut Rensch und seinen Mitstreitern teilen seit Jahren regelmäßig Bibeln und christliche Lektüre aus und haben ebenso auf Anfrage Gefangene besucht.
Die Botschaft des Gideonbundes, auch bei den jährlichen kulturellen Musikangeboten der Seelsorge („Abend in New York,“ „Sommerfest,“ „Nikolaus Rock“ etc) kommt bei den Gefangenen an: „Gottes Geist lebt und die Bibel macht einen Unterschied in unserem Leben!“
So auch ist die Mennoniten-Brüder-Gemeinde dabei, die mit Andreas Barg und Peter Grewe schon über zwölf Jahre hinter den Hünfelder Mauern für die Gefangenen beten, singen und predigen.
Herr Barg predigte am Wochenende über „Glück und Unglück“ im Buch Hiob. Er meinte: „Wir müssen uns Hiob – wegen seines tiefen Gottesglaubens – als einen glücklichen Menschen vorstellen.“ Auch er hat sich öfters um Gefangene mit ihren Schicksalen gekümmert.
Friedensgebet – Internationale Schönstatt-Bewegung
Seit 2022 besucht auch Sr. Karin-Maria, von der Schönstatt-Bewegung, ehrenamtlich die Menschen im Hünfelder Gefängnis, um mit den Gefangenen zu beten und meditieren.
Das katholische Friedensgebet, das zusammen mit Dr. Coetsier letzten Herbst und Winter stattfand, war eine bereichernde Erfahrung für die Schönstatt Schwester.
„Es ist ermutigend zu erfahren, wie die Männer ihre Rosenkränze in die Hände nehmen und mitbeten, dabei zuhören und an einem Austausch über den Glauben interessiert sind“, so Sr. Karin-Maria.
Gitarrenunterricht – „Divine Concern“ (Göttliche Betroffenheit)
Menschlichkeit und Leben steht beim ehrenamtlichen Engagement im Mittelpunkt. So meint auch der ehrenamtliche der JVA und Gitarrist des Gefängnis Musikprojekts „Divine Concern“, Tilo Zschorn.
In dem Gewirr von Sorgen und Ängsten bringt das gemeinsame Musizieren und wöchentliche Gitarre spielen im Gefängnis ein Stück ersehnte Normalität unter den Menschen.
„Meine Erfahrungen als ehrenamtlicher Musiker in der Justizvollzugsanstalt Hünfeld ist bisher durchweg positiv“, sagt der erfahrene Gitarrist. „Wir hoffen mit dem Ehrenamt auch dieses Jahr weiterhin unseren Beitrag leisten zu können.“
Dies und andere ermutigende Initiativen in der JVA Hünfeld, sind, so denkt die Seelsorge, ein weiterer Grund das ehrenamtliche Engagement in Zukunft, auch im Gefängnis, zu fördern und zu stärken.