Gastbeitrag von Anja Nimmich
Zu einem Vereinsstammtisch hatten die Kommunen des Geisaer Landes in das Dorfgemeinschaftshaus nach Wenigentaft eingeladen. Die Bürgermeister Manuela Henkel, Bernadett Hosenfeld-Wald und Johannes Ritz begrüßten die Vereinsvertreter.
„Im Freistaat gibt es immer weniger Vereine“, berichtete Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel. Tatsächlich ist deren Zahl seit 2012 um 7,8 Prozent gesunken.
Das sei ein Trend, der laut Henkel im Geisaer Land nicht festzustellen sei. Die Kommunen wollen weiterhin die Vereine koordinierend unterstützen, weil sie vor Ort eine wichtige Arbeit leisten.
So hatte die Stadt Geisa bereits vor drei Jahren die Stelle eines Vereinskoordinators geschaffen. Über einen Email-Verteiler werden regelmäßig Informationen an die Vereine weitergeleitet und auch sonst sei man im koordinierenden Rahmen behilflich.
Dass die Vereinsarbeit im Geisaer Land eine große Rolle spielt, wurde in der anschließenden Präsentation der Ergebnisse aus der Umfrage der Babyboomer, die die Universität Kaiserslautern durchgeführt hatte, deutlich.
Selbst bei den Bürgern ab 50 Jahren plus sind im Geisaer Land noch die Hälfte in Vereinen aktiv, ebenso spielt die Verbundenheit mit der Region eine große Rolle bei den Menschen vor Ort.
„Das ist unsere große Stärke und darauf wollen wir aufbauen“, so Manuela Henkel. Vor allen Dingen gelte es, die Jugend mitzunehmen.
„Das gelingt nur durch die persönliche Ansprache und meist auch oft durch das Vorleben in den Familien“, betonte Schleids Bürgermeisterin Bernadett Hosenfeld-Wald.
Buttlars Bürgermeister Johannes Ritz machte klar: „Es muss eine enge Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Vereinen, Schulen und Unternehmen geben.“
Dass steuerrechtliche Aspekte bei der Vereinsarbeit sehr wichtig sind, wurde im Vortrag von Steuerberater Hardy Herbert aus Bad Salzungen deutlich.
Für alle Kassenwarte sei es besonders wichtig, die vier Bereiche der Vereinsarbeit steuerlich gut zu trennen. So seien der ideelle Bereich, die Vermögensverwaltung und der Zweckbetrieb des Vereines bis auf Ausnahmen bei der Umsatzsteuer steuerfrei.
Im Bereich des Wirtschaftsbetriebes müssten Einnahmen, wie Bewirtung, gesellige Veranstaltung oder Werbung ab jährlichen Einnahmen über 45.000 Euro versteuert werden.
Ebenso ging der Steuerberater auf Änderungen aus den Jahren 2020 und 2021 ein. So wurde die Ehrenamtspauschale von 720 Euro auf 840 Euro erhöht, der Übungsleiterfreibetrag stieg von 2.400 Euro auf 3.000 Euro und bis 300 Euro sei mittlerweile ein vereinfachter Spendennachweis möglich, bei dem ein Zahlungsnachweis genügt.
Weiterhin wurde die zeitnahe Mittelverwendung im wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb bis 45.000 Euro pro Jahr aufgehoben. Ebenso habe es weitere formale Erleichterungen bei der Mittelverwendung und bei Nachweispflichten gegeben.
„Das klare Zeichen des Gesetzgebers ist, dass Vereine auch weiterhin unterstützt werden sollen“, so der Steuerberater. Ebenso riet er den Vereinen dazu, Abläufe zu modernisieren.
So sollte eine Amtszeit des Vorstands über den Wahltermin hinaus, online oder hybrid stattfindende Mitgliederversammlungen oder die Möglichkeit für schriftliche Beschlüsse in den Vereinssatzungen dringend aufgenommen werden.
Dabei sei die Mustersatzung grundsätzlich zu beachten, bei eigenständig vorgenommenen Satzungsänderungen gäbe es laut Hardy Herbert keinen Gutglaubensschutz.
Geisas Vereinskoordinator Christian Ehmann gab im Anschluss Informationen zu aktuellen Fördermöglichkeiten und ging auf die Angebote der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, der Thüringer Ehrenamtsstiftung und auf die Ehrenamtsförderung des Wartburgkreises ein.
Er wies darauf hin, dass auch nicht eingetragene Vereine die Möglichkeit haben, in einem gewissen Rahmen über die Thüringer Ehrenamtsstiftung Fördergelder zu beantragen.
„Besonders die Digitalisierung wird gefördert“, so Ehmann. Im Anschluss lud Moderator Carlos Salgado, der beruflich als Personalleiter und Unternehmensberater tätig ist, zu Workshops ein.
Dabei stellten die Vereinsvertreter Überlegungen an, wie die Vernetzung vor Ort verbessert werden und wie gemeinsam Kinder und Jugendliche für die Vereinsarbeit gewonnen werden können.
Bei einer Fragerunde konnte festgestellt werden, dass die meisten Vereine im Geisaer Land positiv in die Zukunft blicken und auch die Nachwuchsgewinnung gut gelingt.
Auf wenig Interesse bei Kindern und Jugendlichen stößt eine Mitarbeit in den Geschichtsvereinen oder den Kirchenchören.
„Es ist sehr schwer, junge Menschen für den kirchlichen Gesang zu begeistern“, berichtete Regina Willsau vom Kirchenchor Geismar. Verschiedene Anläufe seien bisher erfolglos geblieben.
Sie plädierte auch dafür, dass in Geismar geeignete Räumlichkeiten für die Vereinstätigkeit geschaffen werden müssen. Das Corona einen Einfluss auf die Vereinsarbeit hatte, kann Bernd Plappert von der Karnevalsgemeinschaft Ketten nicht bestätigen.
„Ganz im Gegenteil, die Leute waren in diesem Jahr sehr motiviert und wir konnten sogar nach langer Zeit erstmalig wieder einen Umzug mit großer Beteiligung in Ketten umsetzen. Auch die Kirmesveranstaltungen werden wie gehabt nach Corona weitergeführt“, war von Michael Ehmann aus Buttlar zu hören.
„Da wir als Kirmesgesellschaft kein eingetragener Verein sind, ist es für uns schwierig Fördermittel zu beantragen“, so der 21-Jährige.
Aus diesem Grund war für ihn besonders die Information interessant, dass dies mittlerweile über die Thüringer Ehrenamtsstiftung möglich ist.
Er findet es auch wichtig, dass Kinder von Anfang an zu Vereinstätigkeiten mitgenommen und einbezogen werden.
„Genauso bin ich auch zur Vereinsarbeit gekommen“, so Michael Ehmann, der sich auch noch in der Freiwilligen Feuerwehr Buttlar engagiert.