Das Künstlerdorf Kranlucken – Private Sehenswürdigkeiten im Geisaer Land

Gastbeitrag von Michael Knauf

Kranlucken ist ein sehr schönes Dorf in der thüringischen Rhön und liegt im wild romantischen Kohlbachtal. Die Gemeinde befindet sich im Wartburgkreis und gehört seit dem Jahr 1994 zur Einheitsgemeinde Schleid.

Kranlucken hat um die 260 Einwohner, liegt an der Kreisstraße 93 und es fließt die Kohlbach durch den Ortskern. In der Dorfmitte befindet sich neben der Linde und einem Brunnen die katholische Pfarrkirche “Heiligste Dreifaltigkeit“, mit einer imposanten barocken Fassade.

Am Ende der Motzlarer Straße in Richtung Unterrothof ist das Wasserrad-Mobile von Eberhard Leister zu sehen

Der Ort ist durch seinen tiefen katholischen Glauben geprägt, das bezeugen um die 20 Bildstöcke, Hausfiguren und Hochkreuze. Die Höhenlage von Kranlucken beträgt um die 356 m ü. NN.

Vor einiger Zeit habe ich an einem Sonntag einen guten Bekannten und alten Schulkameraden in Kranlucken besucht. Plötzlich konnten wir eine Gruppe Wanderer in Richtung Motzlarer Straße /Unterrothof sehen, dieser Gruppe schlossen sich auch später etliche Mountainbiker an.

Die rustikal gezimmerte Sitzecke im Hof der Tischlerei Leister lädt zum Verweilen ein

Neugierig geworden folgten auch wir. Die Wandersleute machten in der Motzlarer Straße bei der Tischlerei Eberhard Leister Halt, bestaunten und fotografierten die von Herrn Leister selbst erbauten und gepflegten Sehenswürdigkeiten.

Besonderen Anklang fand die kleine Wegkapelle, oder auch Heiligenhäuschen genannt, auf Leisters Gartengrundstück. Das Kapellchen ist achteckig ausgeführt und mit schönen Fenstern und einer verschließbaren Glastüre versehen.

Wegkapelle oder Heiligenhäuschen auf dem Privatgrundstück der Familie Eberhard Leister in Kranlucken im Spätsommer 2022

In ihrem Inneren befindet sich eine Kunststein-Kopie einer spätgotischen Madonna. Herr Pfarrer Gerhard Arnhold hat sie im Jahr 2015 feierlich eingesegnet.

Der langjährige Gemeinde-Pfarrer von Kranlucken Gerhard Arnhold, jetzt im Ruhestand, hatte in Marialach Kunst studiert und wirkte, bedingt durch seine Fachkenntnisse, bei der Restaurierung und Innenausgestaltung der Gotteshäuser im Kohlbachtal mit.

Die Madonna im Inneren der Wegkapelle

Weitere erstaunliche Sehenswürdigkeiten befinden sich an Leisters Garage. Sofort fallen jedem Besucher die 24 Stunden Pendelgewichtuhr ins Auge, die im Jahr 2017 gebaut wurde.

Die Uhr wird von einem 1,60 m langen Pendel, im Sekundentakt, also in Harmonie bewegt. Der Antrieb wird durch selbstgebaute Sperrholzzahnräder ermöglicht. Die sinnlichen Beschriftungen der Uhr bedeuten „Carpe diem“ (Genieße den Tag) und „Tempus est donum“ (Die Zeit ist ein Geschenk).

Die 24 Stunden Einzeiger Pendelgewichtsuhr aus dem Jahr 2017

Außerdem befindet sich neben der Uhr eine Kopie eines Schlußsteines einer nicht näher bekannten Kirche. Auf dem Schlußstein ist eine Abbildung von Maria mit dem Jesuskind zu sehen.

Im gegenüber liegenden Hausgarten hat Herr Leister das bäuerliche Anwesen/Wohnhaus einer Familie Richter, als begehbares Gebäudemodell im Maßstab 1:3 nachempfunden.

Schlußstein-Kopie mit einer Abbildung von Maria mit dem Jesuskind

Der Kranlucker Zweig der Familie Richter ist um 1850, wegen Nachwuchsproblemen ausgestorben. Das Fachwerkhaus ist mit Holzschindeln gedeckt und wurde mit Holzdachrinnen versehen.

Das Regenwasser wird in einem 1000-Liter-Behälter aufgefangen und zum Gießen verwendet. Im Innern des Bauernhaus-Modells befindet sich ein Tiefenkeller für Äpfel und für Kartoffeln.

Gebäudemodell mit Storchennest im frühjahr 2023, deutlich sieht man die Holzschindeln (Dacheindeckung) und die Holzdachrinnen, selbst die Backsteine wurden im Maßstab 1:3 nachempfunden

Weiterhin sind im Garten ein großes, in Blumenform erbautes Insekten-Hotel, sowie ein Wortspiel-Modell zu bestaunen.

Am Ende der Motzlarer Straße, in Richtung Unterrothof hat Herr Leister ein Wasserrad-Mobile errichtet, welches aus einem Überlauf vom Wasserbassin gespeist wird.

Ein in Blumenform erbautes Insekten-Hotel

Die sich drehende Beschriftung erinnert an das 800-jährige Ortsjubiläum von Kranlucken im Jahr 1997. Es erfolgt eine jährliche Aktualisierung der Beschriftung.

Falls Sie in das Geisaer Land reisen, empfehlen wir unbedingt einen Abstecher in das geschichtsträchtige und schön renovierte Rhöndorf Kranlucken und in die anderen sehenswerten Ortschaften im Kohlbachtal. Sie werden es sicherlich nicht bereuen.

Selbst die Haustür wurde dem Original nachempfunden

Die Rhöngemeinde Kranlucken ist ein Künstlerdorf, aus ihr sind sehr viele anerkannte und beliebte Künstler, Schriftsteller, Kunsthandwerker und Kulturschaffende hervorgegangen.

Um stellvertretend nur Einige zu nennen:

- Heimatforscher und Schriftsteller der geistliche Rat Adelbert Schröder (ehemaliger Gemeinde-Pfarrer von Kranlucken)
- den überregional bekannten Buchautor, Geschichts-und Heimatforscher Bruno Leister
- Kunstmaler, Buchillustrator und Bildhauer Clemens Leister
- Kunstmaler, Sänger und Musiker Egon Diel (+)
- Holzbildhauer Josef Fischer (+)
- Orgelforscher Hermann Fischer (+)
- Historiker und Flugzeugexperten Lothar Wehner
- Holzbildhauer Torsten Wehner
- Restaurator, Musikant und Tischlermeister Florentin Blum
- Korbflecht-Kunsthandwerker Wendelin Blum
- Tischlermeister Eberhard Leister u.v.a.m..

Nicht zu vergessen die bekannte Tanzgruppe „Kohlbachtal“ unter Leitung von Susanne Treis und die renommierte „Kranluckener“ Blaskapelle.

Das Wortspiel-Modell

Wer mehr über die Gemeinde Kranlucken erfahren möchte, dem empfehlen wir folgende Literatur:

- „Zur Geschichte des Kohlbachhofes im Geisaer Amt“, Autor Bruno Leister, Meinigen 1998, Seite 11 f.

- „Geisaer Amt“ Kirchen, Kreuze und Bildstöcke, Herausgeber und Autoren-Team Heimat-und Geschichtsverein “Geisaer Amt“ e.V., Imhof Verlag & Co.KG, 2017, Seite 98- Autor Bruno Leister und Michael Kiel, ISBN 978-3-7319-0216-4

- „Land an der Straße“ Autor geistlicher Rat Herr Pfarrer Adelbert Schröder, St. Benno Verlag Leipzig,1989,ISBN 3-7462-0430-5

- „Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer“, Autor Wolfgang Kahl, Verlag Harald Rockstuhl Bad Langensalza, 2010, Seite 153, ISBN 978-3-86777-202-0

Nicht die Tür zu Ewigkeit sondern ein Raumteiler in Leisters Garten

Einen besonderen Dank und Anerkennung gilt dem Autor, Geschichts-und Heimatforscher Herrn Bruno Leister, ohne seine jahrzehntelangen, sauberen und umfangreichen Recherchen wäre dieser Beitrag nicht möglich gewesen.

Einen Dank meinem Bruder Lutz Knauf aus Geisa als Ideengeber.

Auf diesem Weg möchte ich mich für die Hilfe, Unterstützung und fachmännische Beratung bei Schreinermeister Herr Eberhard Leister aus Kranlucken bedanken. Herr Leister hat mich uneigennützig, zu jeder Zeit und umfassend bei der Erarbeitung des vorliegenden Artikels unterstützt.

VIELEN DANK !

Firmenlogo der Tischlerei Eberhard Leister in Kranlucken
Tafel zur Pendeluhr

Der Tiefenkeller im Inneren des Bauernhaus-Modell