Gastbeitrag von Michael Knauf
Das Dorf Klings befindet sich im Biosphärenreservat der thüringischen Vorder-Rhön. Klings ist ein Ortsteil der Stadt Kaltennordheim und gehört seit dem Jahr 2019 zum Landkreis Schmalkalden-Meiningen.
Das Dorf hat um die 450 Einwohner und liegt 475 m über NN. Durch Klings fließt ein 3 km langer Quellbach, der Klingser Bach, der bei Diedorf in den Fluss die Felda mündet.
Klings ist eingebettet von den Hügeln und den Bergen, der Höhn 510 m über NN, der Windberg 608,3 m ü. NN, der Sauergehäu 658,9 m ü. NN und der Pinzler 661 m ü. NN.
Die Bewohner von Klings sind weitgehend regional beschäftigt, wie in der Agrargenossenschaft, im Steinbruch Höhn, im Forst, in der Ziegenfarm/Hof „Weider“ oder in der Holz-Schnitzerei Werkstatt von Kerstin Genschow.
Vor vier Jahrzehnten hatte ich einige Zeit aus betrieblichen Gründen in Klings zu tun, das schöne, saubere und beschauliche Dorf war mir sofort ans Herz gewachsen.
Unser damaliger Klingser Mitarbeiter erzählte sehr gerne in den Pausen und zur Mittagszeit, aus der Sagenkiste seiner Großmutter, vorwiegend Anekdoten über die Hexenlinde.
Leider konnten wir die Linde damals nicht besuchen, da sie sich im unmittelbarem Bereich der ehemaligen DDR Staatsgrenze, heute die Hessisch/Thüringische Landesgrenze befindet.
Die Linde ist eine niederländische Baumart und soll um die dreihundert Jahre alt sein. Der Standort der Linde liegt auf 646,8 m ü. NN und man kann bei gutem Wetter die Wasserkuppe und die Milseburg sehen.
Die Krone der Linde verjüngt sich immer wieder und sie steht ab dem Jahr 1957 unter Naturschutz. Eine Geschichte meines Arbeitskollegen aus Klings konnte ich sinngemäß notieren und gebe sie anschließend wieder.
Er erzählte aber noch weitere Anekdoten, wie -Von der Hexenlinde auf der Klingser Hut-, hier sollen die Hexen einen Musikanten betrogen haben. Oder –Die Geschichte von der Hochzeitsfeier unter der Hexenlinde-.
Sicherlich haben die Thüringer Märchen- und Sagenschriftsteller Ludwig Bechstein aus Meiningen und der Salzunger Christian Ludwig Wucke noch einige Anekdoten, Märchen und Sagen mehr, über die Klingser Hexenlinde zusammengetragen. Diese wurden in ihren Büchern publiziert.
Vom Hexentanz unter der Hexenlinde bei Klings
In der Walpurgisnacht begab sich Jacob Bohnwagner von Kaltenwestheim, nach dem Besuch seine Braut, zurück in sein Heimatdorf nach Andenhausen. Auf der Klingser Hut, als er aus einem Wäldchen trat, hörte er an der „Breiten Linde“ sehr laute, ohrenbetäubende Geräusche.
Es überkam ihn ein sehr großes Angstgefühl, aber er musste und wollte unbedingt zurück nach Andenhausen. Er begann zu Gott zu beten und lief so schnell er konnte in einem weiten Bogen um die Linde. Aber die wachsamen Hexen entdeckten ihn und machten sich über ihn lustig.
Eine Hexe, die in Klings wohnte und ihn kannte, sagte laut hinter ihm her: „Bohnwagner, hättest du nicht so viel gebetet, könnten wir jetzt einen Tanz wagen!“ Jacob rannte so schnell er konnte nach Hause und hörte noch lange den Lärm der Hexen.
(Nachempfunden aus Erzählungen von Herrn Denner (†) aus Klings)
Es wäre unfair, wenn wir nicht über die anderen Sehenswürdigkeiten und Wahrzeichen von Klings berichten würden. Da wäre zum Beispiel die 1879 im neuromantischem Stil erbaute evangelische–lutherische Kirche.
Das Kirchenensemble steht unter Denkmalsschutz. In den Jahren 1802 und 1852 fiel die 1756 erbaute Ur-Kirche zwei Großbränden zum Opfer, welche auch das Dorf in Mitleidenschaft zogen.
Weiterhin befinden sich in der Dorfmitte von Klings sehenswerte Schnitzereien an einem der sehr schön gestalteten Dorfbrunnen und das Backhaus mit einer integrierten Bushaltestelle.
Auf der Basaltkuppe des Höhn 510 m ü. NN, sind die Reste der Burg Fischberg zu sehen. In der einschlägigen Presse und im Internet wird der Untergang der Burg Fischberg im großen, deutschen Bauernkrieg um 1525 beschrieben.
Es gibt aber auch Hinweise, dass die Burg noch länger existierte. Der Hobby-Geologe, Autor und Heimatforscher Frank Gümbel aus Neidhartshausen hat sich mit der Erforschung der beiden Bergkuppen unterhalb von Klings beschäftigt.
Bei dem Basaltvorkommen handelt es sich um einen ehemaligen Lavasee eines Maarvulkans der hier vor ca. 20 Millionen Jahren existierte. Die Burg Fischberg, welche auf einem zu Basalt erstarrten Lavasee stand, wurde noch 1561 auf einer zeitgenössigen Abbildung dargestellt.
Im Jahr 1561 ereignete sich eine gewaltige Erdrutsch-Katastrophe, wobei große Teile des Dorfes Klings zerstört wurden. Ein Flurteil auf halbem Weg zur Hexenlinde wird heute noch als „Gerissener Berg“ bezeichnet.
Herr Gümbel bietet auch geologische und heimatkundliche Führungen zum Thema „Klingser-Maar“ und dem Bodendenkmal „Burg Fischberg“ an.
Das Werksgelände des Basaltsteinbruchs Höhn, der Mitteldeutschen Hartstein-Industrie GmbH, ist durch die nach Klings führende Landstraße zweigeteilt.
Im Jahr 2019 wollte Klings seine 1150-Jahrfeier begehen aber durch die unsägliche Corona Pandemie war das leider nicht möglich. Zu diesem Jubiläum erschien eine sehr schöne, gut bebilderte und erlesene Chronik.
Wer mehr oder ausführlichere Informationen über Klings, seine Anekdoten und der Umgebung erfahren möchte, dem empfehlen wir folgende Literatur:
- „Von Glingison bis Klings“, Autoren: Diethard und Elfi Matthes aus Klings sowie Martin und Birgit Schramm aus Zella /Rhön, Buchgestaltung: Rhönsachs Annett Sachs aus Dorndorf, Druckhaus Gera, Gera 2019, ISBN 978-3-00-063326-3
- „Fossilien der Rhön“, 10. Monografie, Autor Herr: Frank Gümbel, Biosphärenreservat Rhön/Verwaltung Thüringen, Zella / Rhön 2019, ohne ISBN-Nummer
- „Land an der Straße“, Die Geschichte der katholischen Pfarreien in der thüringischen Rhön, Autor geistlicher Rat Herr Adelbert Schröter, St.-Benno-Verlag, Leipzig 1989, ISBN 3-7462-0430-5
- Was ein Bodendenkmal erzählt, „Die Burg Fischberg in der Rhön“, Autor Herr Michael Weih, Heft Nr.: 22,Seite 59-62 , Weimar 1985 , ohne ISBN-Nummer
- „Von allerlei Spuck in der „Einöd“ Sagen aus der thüringischen Rhön, Autor: Karlheinz Büttner, Hitzeroth Verlag Marburg 1992, Seiten 14 und 15, ISBN 3-89398-092-X
Besonderen Dank gilt dem Heimatforscher Herr Frank Gümbel aus Neidhartshausen für seine Unterstützung und Hilfe bei der Erstellung des vorliegenden Beitrages.
Auch möchte ich mich bei einer netten und hilfsbereiten Einwohnerin von Klings für ihre Informationen und die Überlassung der Fotos von der Klingser-Hexenlinde bedanken, welche namentlich nicht erwähnt werden möchte.