Naturerleben für Menschen mit Demenz: Dieses Thema stand im Fokus einer Fortbildungsveranstaltung für Mitarbeitende von Pflegeeinrichtungen, zu der der Verein Miteinander-Füreinander Oberes Fuldatal e. V. und die Hessische Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön nach Wüstensachsen eingeladen hatten.
Als Referentin stand Dorit Behrens zur Verfügung, die seit 2016 als Begleiterin für Menschen mit Demenz arbeitet, tiergestützte Bildungsarbeit anbietet und Leiterin des Projekts „LebensWege“ der Naturschutzakademie Niedersachsen war.
Deutschlands Bevölkerung wird immer älter, die Zahl der pflegebedürftigen Menschen wächst. Infolge des demographischen Wandels nimmt auch die Zahl der Demenz-Erkrankten zu.
Nach Auskunft der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. lebten zum Ende des Jahres 2021 fast 1,8 Millionen Menschen mit Demenz.
„Gelingt kein Durchbruch in Prävention oder Therapie, könnten nach aktuellen Schätzungen in im Jahr 2050 bis zu 2,8 Millionen Menschen im Alter von 65 Jahren und älter erkrankt sein“, schätzt der Verein.
Die Referentin führte zunächst ganz grundsätzlich in das Thema ein, indem sie auf die Bedeutung von Natur für unser Wohlbefinden einging.
Das Wissen um die positive Wirkung der Natur auf die psychische und physische Gesundheit ist nicht neu – längst ist wissenschaftlich belegt, dass der Kontakt zur Natur das Immunsystem stärken, Stress reduzieren, Ängste und Unruhe abbauen, kognitive Fähigkeiten verbessern und auch zu einer besseren körperlichen Mobilität beitragen kann.
Um diese positive Wirkung der Natur im Umgang mit Menschen mit unterschiedlichen Diagnosen nutzen, gibt es immer wieder neue, kreative Ansätze, und das Angebot im Bereich „Green Care“ wächst.
In Österreich und der Schweiz zum Beispiel erfreut sich „Carefarming“ inzwischen großer Beliebtheit: Hier werden Bauernhöfe als Tagespflegeeinrichtungen genutzt – mit sehr positiven Ergebnissen, erläuterte Dorit Behrens, die anschließend auf die positive Wirkung von Naturerleben auf Menschen mit Demenz einging.
Naturerlebnisse könne Demenz nicht heilen, machte die Expertin deutlich. Aber: Das Erleben von Natur könne zu einer besseren Lebensqualität beitragen.
„Der Gang in die Natur fördert die körperliche Mobilität, stimuliert zu Kommunikation und weckt oft verloren geglaubtes Wissen.“
Auch die positiven Auswirkungen auf psychische Faktoren wie Blutdruck, Gehirnaktivität und Kreislauf seien belegt. Im Rahmen der Schulung erhielten die Teilnehmenden neben Praxisbeispielen Anleitungen und hilfreiche Tipps für die Vorbereitung und Durchführung eigener Angebote.
In der Natur lassen sich alle fünf Sinne mit einfachen Übungen zum Sehen, Tasten, Fühlen, Hören und Schmecken aktivieren. Viele solcher Übungen, die bei Kindern beliebt sei, funktioniere – in angepasster Form – auch bei Menschen mit Demenzerkrankung, erläuterte Behrens.
Die Veranstaltung regte einen intensiven Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmenden an. Einig waren sich alle darin, dass in Anbetracht der hohen gesellschaftlichen Herausforderungen ein hoher Schulungsbedarf für Pflegende besteht.
Dr. Hans Unbehauen vom Verein Miteinander-Füreinander und Martin Kremer von der Hessischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön dankten der Referentin für den wertvollen Praxiseinblick betonten das Interesse, in Kooperation weitere Veranstaltungen anbieten zu wollen.
Hilfreiche Infos für interessierte Pflegende und Angehörige
Tipps und Hintergründe für die Gestaltung demenz-sensibler Naturangebote hat die Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz in der Broschüre „LebensWege – Naturerleben für Menschen mit und ohne Demenz“ zusammengestellt.
Die Broschüre ist als kostenfrei zugängliches PDF auf der Webseite des Biosphärenreservats verlinkt: www.biosphaerenreservat-rhoen.de.