Gastbeitrag von Anna-Lena Bieneck
In den Kernzonen und Naturschutzgebieten im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön gilt eine ständige Leinenpflicht für Hunde.
Darauf weisen die Bayerische Verwaltung des Biosphärenreservats und die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Rhön-Grabfeld hin, nachdem in den vergangenen Tagen ein Rehkitz in der Langen Rhön von einem freilaufenden Hund gerissen worden war.
Die Rangerinnen und Ranger der Verwaltungsstelle bitten um mehr Verständnis bei Hundebesitzer*innen und allen, die die schöne Rhöner Naturlandschaft erleben möchten.
Verstöße gegen die Leinenpflicht und das Wegegebot – markierte Wanderwege nicht verlassen – stellen eine Ordnungswidrigkeit dar und können mit einem Bußgeld geahndet werden.
Hunde bemerken Wild meist viel früher als ihre Besitzer*innen, viele folgen dann blind ihrem Jagdtrieb. Das bedeutet zusätzlichen Stress und Energieverbrauch für Wildtiere und kann bedrohliche Folgen haben.
Zum jetzigen Zeitpunkt sind hier zahlreiche Bodenbrüter wie Braunkehlchen, Bekassine oder Birkhuhn in den Wiesen mitten im Brutgeschehen und werden durch freilaufende Hunde gestört oder vertrieben. Natürlich ist nicht jeder Hund ein geborener Jäger – jeder angeleinte Hund ist aber wiederum ein Vorbild für andere.
Warum das Beachten dieser einfachen Regeln so wichtig ist, zeigt ein Vorfall der vergangenen Tage im Naturschutzgebiet Lange Rhön. Die vielfältigen Lebensräume im Naturschutzgebiet beherbergen eine große Artenvielfalt.
Vor allem Rehwild kann man derzeit wieder häufig entdecken, wenn man zum Beispiel auf der Hochrhönstraße unterwegs ist – oder zu Fuß auf den zahlreichen markierten Wanderwegen.
Einige davon führen zum Heidelstein, wo nach Angaben eines Besuchers ein freilaufender Hund ein Rehkitz gerissen hatte. Die Ranger der Bayerischen Verwaltungsstelle suchten daraufhin nach Hundebesitzer und Rehkitz.
Darauf reagierte ein weiterer Besucher, der zufällig unterwegs angetroffen wurde, auf die Bitte, dem Einsatzfahrzeug der Ranger Platz zu gewähren, sehr ungehalten.
Er beschimpfte, beleidigte und nötigte die Ranger, sodass sie die Hundehalterin nicht mehr rechtzeitig antreffen konnten. Diese hatte sich mit ihrer Begleiterin umgehend vom Ort des Geschehens entfernt, ohne sich um das verletzte Tier bzw. den Schaden zu kümmern. Nach weiterer Suche konnte das Rehkitz gefunden werden – leider bereits tot.
„Die Rangerinnen und Ranger erfüllen eine unverzichtbare Aufgabe für den Naturschutz“, betont die Leiterin der Bayerischen Verwaltungsstelle, Dr. Doris Pokorny.
„Sie werben für die schützenswerte Artenvielfalt im Biosphärenreservat und sensibilisieren für ein umsichtiges Verhalten in der Natur und die Einhaltung der Schutzgebietsverordnungen.“
Dabei seien sie stets darauf bedacht, bei Bemerken von Regelverstößen zuerst auf Aufklärung und Information zu setzen – in Form eines freundlichen Gesprächs. Die allermeisten Besucher*innen reagieren darauf mit Verständnis.
„Vielen ist nicht bewusst, in welch schützenswerten Naturräumen sie sich befinden. Sie sind dann dankbar, mehr über die Schutzgebiete zu erfahren“, sagen die Ranger Maik Prozeller und Lukas Nietsch.
„Es gibt aber leider vereinzelt auch unhöfliche, zum Teil aggressive Reaktionen – das ist sehr frustrierend.“
Die Rangerinnen und Ranger in der Rhön freuen sich nicht nur über Rücksicht auf die Natur, sondern auch über ein respektvolles Miteinander.