Gastbeitrag von Patricia Linsenmeier
Es ist ein Sommerklassiker im Freilandmuseum Fladungen: Jedes Jahr im Juli flimmern in der historischen Hofstelle aus Rügheim ausgewählte Filmhighlights über die Leinwand.
Am Samstagabend hatte sich das Museumsteam anlässlich der Vorführung der neuesten „Räuber Hotzenplotz“-Verfilmung eine Besonderheit ausgedacht: Da Teile des Kinofilms auf dem Gelände des Museums entstanden sind, fand abends eine exklusive Führung am originalen Drehort statt. Mehr als 50 interessierte Kinofans folgten der Einladung.
Der stellvertretende Museumsleiter Niklas Hertwig führte die bunt gemischte Gruppe zur Hofstelle aus Waldberg, deren Wohnstallhaus im Film als „Haus der Großmutter“ diente.
Anhand von Szenenfotos und Setaufnahmen informierte er über die Dreharbeiten vor zwei Jahren, die an sich nur vier Tage, mit allen Vor- und Nacharbeiten aber insgesamt um die vier Wochen andauerten.
Niklas Hertwig erzählte von den umfassenden Arbeiten rund um den Dreh: Ob Infotafel, Brückengeländer oder Klimamessgerät – alles, was im Film später nicht zu sehen sein sollte, musste im Vorfeld ab- und nach den Dreharbeiten selbstverständlich wieder montiert werden.
Das Freilandmuseum ist aber per se keine klassische Filmkulisse. „Wir haben Exponatgebäude, die in ganzen Teilen zu uns gekommen sind mit originalen Wandfassungen und Einrichtungsgegenständen“, betonte Hertwig.
Deshalb konnten nicht alle Wünsche der Requisiteure, wie zum Beispiel eine andere Wandfarbe oder zusätzliche Nägel in den Zimmerwänden, berücksichtigt werden.
Der Erhalt der originalen Substanz hat Vorrang. Es ließen sich aber für alle Herausforderungen mit Kreativität praktikable Lösungen finden, die für beide Seiten funktionierten. Der gusseiserne Stubenofen wurde einfach mit der Küche der Großmutter umbaut.
Außerdem legte das Filmteam zwei Wochen vor Drehstart im Mai 2021 (das Museum hatte aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen) einen echten Gemüsegarten am Wohnhaus an und erweiterte den Gartenzaun, der im Anschluss natürlich wieder rückgebaut wurde.
Mit einem Kran wurde sogar ein Storchennest auf den Kamin des Hauses platziert. Das historische Museumsinventar erforderte einen ganz besonders behutsamen Umgang: „Man merkte aber, dass da Profis am Werk waren“, berichtete Niklas Hertwig von der Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma „Claussen & Putz“ aus München.
Die Möglichkeit, durch dasselbe Fenster wie der Räuber Hotzenplotz in die „Stube der Großmutter“ zu blicken, ließen sich die Führungsteilnehmerinnen und -teilnehmer zum Abschluss der Führung nicht entgehen.
Anschließend genossen sie bei ausverkaufter Vorstellung ab Einbruch der Dunkelheit das neueste Hotzenplotz-Abenteuer auf der Kino-Leinwand.