Ernte im Wartburgkreis – Zu wenig Regen & zu viel Bürokratie

Gastbeitrag von Sandra Blume

Im Rahmen der seit 30 Jahren traditionellen Erntepressekonferenz informierten der Kreisbauernverband, Landrat Reinhard Krebs und das Agrarförderzentrum Südwestthüringen über die aktuelle Erntesituation im Wartburgkreis.

Gastgebendes Landwirtschaftliches Unternehmen war die Wartburgblick-Agrar GmbH in Neukirchen. Bevor es hinaus aufs Feld zu den Mähdreschern ging, berichteten Florian Andersek, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Eisenach/Bad Salzungen e.V. und Dieter Krauße, Geschäftsführer Wartburgblick-Agrar GmbH & Co. KG zur Situation der Landwirte im Kreis.

Im Wartburgkreis werden durch 462 Betriebe im Neben-und Haupterwerb rund 61.700 ha Landwirtschaftsfläche bewirtschaftet. Auf rund 24.300 ha wurde im Herbst 2022 das Wintergetreide und Winterraps bestellt.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind die Betriebe des Wartburgkreises vor allem mit der Ernte der als Tierfutter dienenden Wintergerste beschäftigt, dabei ist der Erntefortschritt territorial sehr unterschiedlich.

Es gibt Betriebe, die ihre Wintergerstenernte bereits in den Scheuern haben, andere stehen noch bei 50 Prozent. Die Erträge bewegen sich zwischen 45 und 70 dt/ha.

Nach ausreichenden Niederschlagsmengen im ersten Quartal des Jahres, war der Mai deutlich zu trocken, lediglich ein Drittel der üblichen Niederschläge im vieljährigen Mittel konnte gemessen werden.

Regional schwankt dieser Wert, liegt aber stets unter den üblichen Regenmengen. Auch der Juni und der Juli sind zu trocken.

Die Bauern rechnen daher für dieses Jahr mit einer unterdurchschnittlichen Ernte im Vergleich zum vieljährigen Mittel, da sich die Bestände nicht optimal weiterentwickeln konnten.

So führt beispielsweise Schmachtkorn (notreife, nicht voll ausgebildete Körner) zu Problemen in der Qualität.

Auch die Futterernte verlief nach Angaben des Kreisbauernverbandsvorsitzenden in diesem Jahr unterdurchschnittlich im Vergleich zum langjährigen Mittel.

Nach einem durchschnittlichen ersten Schnitt fielen vielerorts nur sehr wenig Niederschläge, weshalb ein zweiter Schnitt teilweise nur auf den Auenwiesen ertragswirksam erfolgen konnte.

Die Silomaisernernte wird aufgrund fehlender Niederschläge nach Einschätzung von Florian Andersek ebenfalls unter dem Durchschnitt verlaufen.

Der Tierbestand im Wartburgkreis bleibt im Vergleich zu den Vorjahren nahezu unverändert. Derzeit gibt es rund 7200 Milchkühe und knapp 6000 Schweine.

Der Kreisbauernverband geht aber davon aus, dass sich die Zahl der Tierhaltungen aufgrund niedriger Preise und hoher Auflagen weiter reduzieren wird.

Neben den traditionellen Bestell-, Pflege- und Erntearbeiten auf dem Feld, standen die Landwirte im Wartburgkreis vor weiteren Herausforderungen.

Die Antragstellungen zum KULAP (Kulturlandschaftsprogramme) oder zur Agrarförderung erfolgten digital über die Internetplattform „Portia“, die als digitale Schnittstelle zwischen den Landwirten und verschiedenen Behörden dient.

Das Einpflegen der geforderten Parameter sei, so Andersek zeit-, personal- und technikaufwendig gewesen. Massive technische Probleme bei der Ausführung des Programms, fehlende rechtzeitige Updates und gestörte Internetverfügbarkeiten ließen, dem Kreisbauernverband zufolge, so manchen Landwirt verzweifeln.

Zudem wurden im KULAP die Anträge auf Grund fehlender finanzieller Mittel nur teilweise positiv beschieden. Das führte bei etlichen Betrieben zum Ausfall geplanter finanzieller Mittel.

Thema waren auch die von Brüssel vorgeschlagenen pauschalen Reduktionsziele beim Pflanzenschutz sowie starke Flächenverluste durch Siedlungsbau und Infrastrukturmaßnahmen, die zu weiteren Ertragsrückgängen führen werden.

Parallel dazu schnellen aber die Kosten der Landwirtschaftsbetriebe in die Höhe: von höheren Energiekosten bis gestiegenen Mindestlöhnen. Seit Jahren nahezu gleichgeblieben seien nur die Preise, die die Bauern für ihre Produkte erzielen können.

Landrat Reinhard Krebs als gelernter Landwirt kennt die Herausforderungen, vor denen die Bauern stehen und betonte, dass der Landkreis hinter den Agrarbetrieben steht und er auch als deren Sprachrohr auf Landes- und Bundesebene fungieren möchte.

Er dankte für die Arbeit der Landwirte: „Was hier geleistet wird, sorgt für unser aller Brot!“