Gastbeitrag von Anna-Lena Bieneck
Die artenreichen bunten Bergwiesen sind ein Markenzeichen der Rhöner Landschaft. Eine Gefahr für diese Pflanzenvielfalt ist seit Langem die aus Nordamerika stammende Staudenlupine (Lupinus polyphyllus), die sich in den Schutzgebieten ausgebreitet hat.
Für die EU-weit geschützten NATURA-2000-Gebiete bzw. FFH-Gebiete gilt ein „Verschlechterungsverbot“.
Deshalb werden im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön Maßnahmen ergriffen, um die wertvollen Wiesenflächen mit ihrer heimischen Artenvielfalt langfristig zu erhalten. Dazu gehört auch jedes Jahr die aktive Bekämpfung der Lupine – im Einklang mit der Rücksicht auf andere Arten.
Was auf den ersten Blick nach schöner lila Blütenpracht aussieht, ist eine akute Bedrohung der Rhöner Bergwiesen. Die Lupine gilt als invasiver (schnell/stark ausbreitend) Neophyt (neu im Sinne von gebietsfremd).
Sie wurde vor vielen Jahrzehnten in die Rhön als Bodenverbesserer eingebracht, hat sich seitdem schnell und großflächig verbreitet und nimmt anderen Arten den (Lebens-)Raum.
Die Lupine reichert Böden mit Stickstoff an, sodass die heimischen Pflanzen, die an die typischen mageren Flächen in der Rhön angepasst sind, nicht mehr wachsen können.
Sie überwuchert die Nester bodenbrütender Vögel und liefert kaum Nahrung für den Nachwuchs. Zudem verdirbt sie das wertvolle Rhönheu, das ab einem bestimmten Anteil Lupine von den meisten Tieren nicht mehr gefressen wird.
Bayern: Bekämpfungskonzept in der Langen Rhön
Vor allem in der Hochrhön bestimmt die Lupine das sommerliche Landschaftsbild. Im Laufe der Jahre haben die Wildland-Stiftung Bayern, die Untere Naturschutzbehörde Rhön-Grabfeld und der Landschaftspflegeverband Rhön-Grabfeld ein Maßnahmenkonzept entwickelt.
Die Lupinenmahd soll so früh wie möglich – bevor die Samen reif sind – mit einer geringstmöglichen Störung für Bodenbrüter durchgeführt werden.
Vorrangig werden Mitte Juni die Wiesen gemäht, deren Befall am schlimmsten ist und auf denen der Konflikt mit den Bodenbrütern überschaubar ist.
Lupinenhorste, die nicht maschinell erfasst werden können, werden mit Sense und Rechen beseitigt. Nach der Lupinenmahd sollen in einigen Gebietsteilen Schaf- und Ziegenherden schnell über die freien Flächen ziehen und Lupinen an Steinriegeln oder anderen nicht mähbaren Bereichen eindämmen, um auch hier die Samenverbreitung über Klauen, Ausscheidungen und Wolle zu minimieren.
In der Langen Rhön wird eine Mähraupe auf sehr nassen Flächen eigens für die Lupinenmahd eingesetzt, die das Mähgut sofort aufnimmt und abtransportiert.
Die Beseitigung der Lupinen bis Mitte Juli ist im Vertragsnaturschutz für die Lange Rhön geregelt – im Jahr 2015 wurde mit den Landwirten neue Verträge geschlossen. Pächter von Landkreisflächen sind gar verpflichtet, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu mähen.
Hessen: LIFE-Projekt „Rhöner Bergwiesen“
Auf hessischer Seite zählt die Lupinen-Bekämpfung zu den Maßnahmen im EU-LIFE-Projekt „Rhöner Bergwiesen“.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bearbeiten im Jahr 2023 insgesamt rund 55 Hektar in den Gebieten Schornhecke (hessische Seite), Wasserkuppe, Stirnberg und Weiherberg.
Welche Methode angewendet wird – Mähen per Hand mit der Sense oder mit landwirtschatftlichem Mähwerk, Ausstechen der einzelnen Pflanzen samt Wurzel oder Abschneiden der Samenstände – hängt von Standort und Vegetationszeitpunkt ab.
Thüringen: ENL-Projekt des Landschaftspflegeverbands
Auf Thüringer Seite wird seit April 2021 bis einschließlich August 2023 im Rahmen des ENL-Projekts „Lupinenbekämpfung im Thüringer Teil der Biosphäre Rhön“ durch den Landschaftspflegeverband Thüringer Rhön e. V. gegen die Lupine vorgegangen.
Dies erfolgt vorwiegend in den weitläufigen FFH-Gebieten der Hohen Rhön mit Noahs Segel und am Eisenacher Haus sowie der Klingser Aue (NSG Horbel-Hoflar Birkenberg).
Auch an der Hohen Geba sowie im und rund um das FFH-Gebiet Bischofswaldung mit Stedtlinger Moor sind Lupinen bekämpft worden.
Viele helfende Hände
Zahllose Rhönerinnen und Rhöner unterstützen die Maßnahmen – in Bayern zum Beispiel die Bergwacht Rhön, Schulklassen, Behinderteneinrichtungen, Rhönklub-Zweigvereine, Mitarbeiter des Landratsamtes Rhön-Grabfeld, die Sparkasse, die Wirtevereinigung „Aus der Rhön – für die Rhön“, das Bergwaldprojekt und die Wildland-Stiftung Bayern.