Gastbeitrag von Jennifer Schellenberg
Im ehemaligen Residenzschloss in Marksuhl, wurden die diesjährigen Denkmalpreise des Wartburgkreises verliehen.
Bereits seit 1995 zeichnet der Wartburgkreis jährlich drei private Denkmaleigentümer, Vereine oder Gemeinden für ihr besonderes Engagement bei der Erhaltung und Sanierung ihrer Gebäude aus.
Bereits zum zweiten Mal wurde ein Ehrenpreis für besondere Initiative im Denkmalschutz vergeben. Die Auszeichnung wird seit 2022 ausgereicht.
In diesem Jahr erhielt die Bürgerinitiative Krone Schweina e.V. den Denkmal-Ehrenpreis in Form eines Acryl-Pokals, für ihr vorbildliches und beispielgebendes Engagement für das Projekt „Krone wach geküsst“.
Die drei Denkmalpreise konnten an Jens Ritterhoff, für das Fachwerkhaus Brunnenstraße 23 in Neustädt, Steffen Schülken, als Erbe von Bruno Schöpper, für die Sanierung des „Pfuhlschen Hofes“ in Treffurt sowie an den Förderverein zur Erhaltung der Klosterkirche Vacha e.V. für die Erhaltung der Klosterkirche, durch Landrat Reinhard Krebs übergeben werden.
Alle Preisträger erhielten eine Geldprämie in Höhe von 300 Euro sowie eine Urkunde und einen Blumenstrauß als Anerkennung.
Zur Begrüßung der Preisträger richtete Landrat Krebs seinen Dank und seine Anerkennung an die tatkräftigen und aufopferungsvollen Bauherren.
„Ein Denkmal als Kulturgut zu erhalten ist eine ehrenwerte Aufgabe. Es zeigt den Respekt gegenüber den Handwerkern, die diese Gebäude vor hunderten von Jahren errichtet haben. Es freut neben den Denkmalrettern auch die Bürgermeister bzw. deren Vertreter aus den jeweiligen Orten sowie Mitglieder des Denkmalbreirates begrüßen zu dürfen“, betonte Krebs.
Ehrenpreis der Denkmalpflege für Bürgerinitiative Krone Schweina e.V.
Im Ortskern von Schweina befindet sich der ehemalige Gasthof „Zur Krone“, eines der ältesten Gebäude im Ort. Die Bürgerinitiative Krone Schweina e.V. wurde mit dem Ehrenpreis zur Rettung der Krone ausgezeichnet.
Landrat Krebs betonte in seiner Laudatio die beeindruckende Leistung der Vereinsmitglieder. Zeitgleich wurden Bilder der Baumaßnahmen präsentiert.
Nach dem das Gebäude seit 2001 leer stand, war es dem Verfall preisgegeben. Vom Saalanbau an der Rückseite stürzten bereits Teile ein.
2011 gründete sich die Bürgerinitiative, deren Mitglieder machten das Haus wieder begehbar und installierten ein Plakat am Gebäude mit der Aufschrift „Küsst mich wach!“.
Sie richteten eine Ausstellung, einen Ideenbriefkasten und eine provisorische Schankwirtschaft ein, sammelten Spenden und Fördermittel, um das ehemalige Gasthaus zu retten.
Es wurde mit der Instandsetzung durch ehrenamtliche Helfer und Fachleute begonnen und Schritt für Schritt konnten umfangreiche Schäden an der Bausubstanz behoben werden.
Dazu gehörte u.a. das Schließen der Gebäuderückseite und der Dachkonstruktion nach Abbruch des Saalanbaus, umfassende Reparaturen am Fachwerk und den Gefachefüllungen, Verputz- und Anstricharbeiten.
Drei verdiente Denkmalpreisträger
Jens Ritterhoff erhielt den Denkmalschutzpreis für die vorbildliche und denkmalgerechte Sanierung des Kulturdenkmal Brunnenstraße 23 im Gerstunger Ortsteil Neustädt.
Der ehemalige Dreiseitenhof dokumentiert noch heute die ländliche Bau- und Lebensweise und zeigt die Zugehörigkeit des überlieferten historischen Dorfbildes.
Bis zum Jahr 2020 war das Haus in einem runtergekommenen Zustand. Durch ein defektes Dach war es im Innenbereich des Hauses klamm und Tapetenreste hingen von den Wänden bis Jens Ritterhoff, der in Wiesbaden wohnhaft ist, das Gebäude erwarb.
Durch frühere Sanierungsfehler, wie Betonfüllungen in den alten Gefachen, kam es über die Jahre zu Schäden an der Gebäudesubstanz. Mehr als die Hälfte des originalen Fachwerkgiebels mussten ausgetauscht werden.
Der Dachstuhl wurde stark ausgebessert und statisch ertüchtigt. Das Haus war durch kontinuierliche Absackungen in Schieflage geraten und es musste mit einem Betonfundament unterfangen werden.
Alle Fenster des Hauses, bis auf ein erhaltenes Originalfenster, wurden in enger Absprache mit den Denkmalbehörden erneuert.
Die Gefache wurden mit Lehmsteinen und mit Blähtongranulat ausgemauert, außen mit Lehm und dann mit Kalkputz verputzt und mit Silikatfarbe gestrichen.
Die gesamte Sanierung ist von viel Nachhaltigkeit geprägt. Viele ausgebaute Materialen wurden wiederverwendet und es wurde großer Wert auf ökologische Baustoffe gelegt.
Vorerst möchte Jens Ritterhoff das Fachwerkhaus als Ferienhaus nutzen und an Familien für Familientreffen vermieten. Später soll es sein Wohnsitz werden.
Ebenfalls mit dem Denkmalpreis des Wartburgkreises wurde Steffen Schülken für die Sanierung des „Pfuhlschen Hofes“ in Treffurt, als Erbe von Bruno Schöpper, ausgezeichnet.
Rund 500 Jahre Geschichte atmet der Hof, das Anwesen ist 1580 als Burgmannensitz derer von Keudel, auf den Grundmauern eines abgebrannten Vorgängerbaus aus dem Jahr 1336 errichtet worden.
Durch Heirat einer Nachfahrin Keudel‘s erwarb Tobias Pfuhl 1831 das Anwesen, wodurch es seinen heutigen Namen trägt. Um einen großen Innenhof ziehen sich die alten Stall- und Wirtschaftsgebäude.
Der einstige mächtige Schafstall fiel 1967 der Umwandlung des Gutshofes in eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG) zum Opfer. Seitdem verfielen die historischen Gebäude allmählich.
Der gebürtige Münsteraner Bruno Schöpper erwarb 1991 das Anwesen und begann mit der Sanierung sein Lebenswerk. Er bezog mit seiner Familie den Hof und lebte dort bis zu seinem Tod im Jahr 2021.
Er restaurierte und sanierte den Hof in liebe- und mühevoller Arbeit. Dabei unterstützten ihn seine Partnerin Gabi Schülken und Sohn Steffen.
Sie befreiten die Fassade vom aufgebrachten Putz und brachten somit das Fachwerk wieder zutage. Der alte Runkel-Keller wurde wieder nutzbar gemacht und das Kellergewölbe erhielt seine ursprüngliche Funktion als Weinkeller zurück.
Gebäudeteile und Baracken aus DDR-Zeiten sowie Büroräume der LPG wurden zurückgebaut und es entstand ein neuer Gastraum am Westflügel des Gebäudes.
Steffen Schülken übernahm den Hof 2021 und setzte zusammen mit seiner Mutter die Restaurierungsarbeiten fort. Sie bauten halb zerfallene Stallungen zu gastlichen Räumen aus, setzten die Arbeit an den Außenanlagen fort, trieben die Bewohnbarkeit der Zimmer voran mit dem Ziel, den Charakter des Pfuhlshofes zu erhalten und ihn für kulturelle Angebote nutzbar zu machen.
Der Förderverein zur Erhaltung der Klosterkirche Vacha e.V. ist der dritte Preisträger, der den Denkmalpreis für die Erhaltung der Klosterkirche in Vacha erhält.
Mit der Gründung des Fördervereines zur Erhaltung der Klosterkirche im Jahre 2009 wurden umfangreiche Sanierungen möglich.
Die älteste Kirche Vachas, mit Baubeginn um ca. 1368, entwickelte sich als Bestandteil des ehemaligen Servitenklosters bis zur heutigen Nutzung als Friedhofskirche.
In den bisherigen 14 Jahren Förderverein sammelten die Mitglieder über 192.000 Euro an Mitgliedsbeiträgen und Spenden, die zur Sanierung der Klosterkirche verwendet wurden.
Baumaßnahmen wie Dachsanierung, Trockenlegung, Fensterrestaurierung, Innen- und Mauersanierungsarbeiten und die Entwässerung der Gehwege konnte dank zahlreicher privater Spender, regionaler Firmen sowie Vereine und über 10.000 Besucher kultureller Veranstaltung realisiert werden.
„Es ist immer wieder schön zu sehen, dass es Menschen gibt, die das historische Gesicht unserer Städte und Gemeinden bewahren, in dem sie die alten und oft maroden Gebäude durch Sanierung retten,“ unterstreicht Marcus Bubbel, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde im Wartburgkreis.
„Der Denkmalbeirat stimmt über die Vergabe des Denkmalpreises ab, dabei spielt die Zusammenarbeit mit den Denkmalbehörden eine wichtige Rolle.
Das Einsetzen von historischen Techniken und Materialien, sowie Nachhaltigkeit und ressourcenschonender Umgang mit Baustoffen ist dabei ebenso von Bedeutung, wie die Erhaltung der historischen Bauwerke für die Gesellschaft,“ führt Bubbel weiter aus.
In seinen Schlussworten richtete Landrat Krebs seinen Dank an Liliana Engel und Loreen Raßbach sowie deren Lehrerin Stefanie Ihling von der Musikschule Wartburgkreis, die mit drei Violinenstücken von Georg Philipp Telemann, der Veranstaltung einen würdigen, musikalischen Rahmen verliehen.
Ebenfalls gilt es, der Gemeinde Gerstungen für die Bereitstellung der Räumlichkeiten im Schloss und die unkomplizierte Zusammenarbeit zu danken.