Beitrag von Michael Knauf
Das Dorf Borsch liegt malerisch an der Ulster und an dem eingefassten Dorfbach, die Breme. Der thüringische Ort befindet sich direkt in einer Talsohle an der Landesgrenze zu Hessen.
Borsch ist verkehrsgünstig zu erreichen und hat eine Direktverbindung zur Bundesstraße 84. In früheren Eisenbahn-Jahren (1913-1952) verfügte Borsch über einen eigenen Bahnhof (Haltepunkt). Heute existiert in der Dorfmitte eine gut frequentierte Bushaltestelle.
In der Aue nördlich von Borsch, konnte im Jahr 1869 in einem Hügelgrab eine Schnabelkanne aus Bronze geborgen werden. Dieser Bodenfund beweist eine Besiedelung des Ortes weit vor der Geburt Christi.
Die erste urkundliche Erwähnung der Ortschaft „Borseo“ erfolgte am 27. März 815. In dieser Schenkungsurkunde wurde Borsch Eigentum des Benedektinerkloster Fulda.
Zur Gemeinde Borsch gehörten der Fischershof und heute noch der Lützenbachshof. Borsch ist vertraglich, seit dem 8. März 1994, ein Ortsteil von Geisa. Heute leben im Dorf um die 680 Einwohner und Borsch liegt 277 Meter über N/N.
Die Ortschaft Borsch besitzt ein Wappen, das von dem Heraldiker Uwe Reipert erschaffen wurde und am 14. Januar 1994 die amtliche Genehmigung erhielt.
Es symbolisiert zwei einst mächtige Rhöner Adelsgeschlechter. Auf einem vierteiligen, schwarz und silbern ausgemalten Wappenschild, ist das Symbol der Familie von Boyneburg dargestellt.
Hierbei zeigt eine silberne Butte auf rotem Untergrund das Wappen derer von Buttlar, als Hinweis auf Constantin von Buttlar der von 1714 bis 1726 Fürstabt von Fulda war.
Die Rhöngemeinde Borsch befand sich in früherer Zeit in dem Besitz von verschiedenen adligen Familien, wie derer von Calenberg, von Buchenau, von Langenschwarz und der Familie von der Tann.
Am südlichen Ausgang von Borsch, in Richtung nach Geisa, befindet sich die Kapelle Maria Heimsuchung, im Volksmund „Kleine Kirche“ genannt. Über deren Entstehung berichtet die folgende Sage.
An der Stelle wo sich heute die Kapelle befindet, soll vor knapp 350 Jahren ein hölzernes Muttergottesbild (Maria, die Trösterin der Betrübten darstellend), geschützt durch eine einfache Überdachung gestanden haben.
Jeder Unglückliche hoffte an dieser Stelle auf die Fürbitte Marias und auf Gottes Hilfe. Direkt in Borsch wohnte die kinderlose Familie von Calenberg aus dem Geschlecht derer von Boyneburg.
Beide Eheleute von Calenberg beteten sehr oft vor dem Marienbild. Nach einigen Jahren wurden ihre Gebete erhört. Es kam ein kleines Mädchen, mit den Namen Katharina zur Welt.
Die glücklichen Eltern gaben das Gelübde ab, das Muttergottesbild an einem schöneren, ansehnlicheren Platz, neu zu errichten. Außerdem sollte ein Mensch, der dem Vater zuerst begegnete, egal auch wenn es ein Bettler sei, der Taufpate des Kindes werden.
Kurz nach der Geburt des Babys, kam es vor dem Wohngebäude der von Calenberg, zu einer zufälligen Begegnung des Vaters, mit einem in die Jahre gekommenen Harfner (Bänkelsänger und Musikant).
Mit großer Zuversicht brachte Herr von Calenberg sein Anliegen vor und bat den Harfner Taufpate zu werden. Die Eheleute Calenberg und alle Hausangestellten waren voller Freude.
Der Harfner entgegnete, es sei eine große Ehre für ihn und er möchte gerne Pate werden. Aber seine Freude sei sehr getrübt, da eine Vision ihn enorm traurig mache, in der das kleine Mädchen in einer späteren Zeit von einem Blitz erschlagen werde.
An dem katholischen Feiertag „Maria Heimsuchung“, am 2.Juli 1688, zwölf Jahre später, fand eine Bittprozession gegen Blitz und Unwetter, unter der Leitung des damaligen Borscher Ortspfarrer Christoph Hübner, zu dem schon beschriebenen Muttergottesbild statt.
Über zwei Tage lang, befanden sich schon extreme Wetterbedingungen, in Form von Starkregen und heftigen Gewittern über Borsch. Die gesamte Gemeinde war total verängstigt.
In weiße Gewändern gekleidet, befand sich auch Katharina von Calenberg, unter den frommen Betern. Plötzlich erhellte ein greller Blitz, begleitet von einem fürchterlichen, erschauernden, mächtigen Donnerschlag den Ort des Geschehens.
Katharina von Calenberg lag reglos vom Blitz getroffen und erschlagen am Boden. Die Familie von Calenberg, ließ zum Andenken an dieses schlimme Geschehen, über der Begräbnisstelle ihrer Tochter und über dem Muttergottesbild ab dem Jahr 1691 eine Andachtskapelle bauen.
Die Baukosten hierzu, wurden aus einer eigens, angelegten Calenberg Stiftung beglichen. Die Kapelle erhielt den Namen Maria Zeller. Das Gotteshaus wurde am 2. Juli 1695, von dem Fuldaer Fürstabt Placidus von Droste, feierlich eingeweiht.
Jedes Jahr am 2. Juli, zum Fest Maria Heimsuchung, feiert die Gemeinde das Andenken mit einer Prozession und einem Gottesdienst, an diese Begebenheit.
Heute noch kann man in der schlichten Einrichtung der Kapelle am Fußboden zwischen dem Seitengang und den Bänken, die Grabplatte von Katharina von Calenberg erkennen.
Elf Familien aus Borsch, darunter auch Pfarrer Uwe Hahner, übernahmen Patenschaften für die Restaurierung der heiligen Figuren.
Einen besonderen Dank für die Spenden, zur Instandsetzung der Kapelle Maria Heimsuchung, geht an die Familie Anneliese und Werner Deschauer.
Wer mehr über die Kapelle Maria Heimsuchung („Kleine Kirche“) erfahren möchte, dem empfehlen wir die Chronik zum 1200-jährigen Ortsjubiläum von Borsch aus dem Jahr 2015. Die Redaktion hatte Karin Reinhard, Herausgeber war das Borscher Festkomitee (keine ISBN-Nummer).
Weiterer Lesestoff zum Thema:
-„Geisaer / Amt“ Kirchen, Kreuze und Bildstöcke, Herausgeber und Autorenteam Heimat- und Geschichtsverein „Geisaer Amt“ e.V., Imhof Verlag & Co.KG, 2017, Autoren: Bruno Leister und Michael Kiel, ISBN 978-37319-0216-4
-„Land an der Straße“ Autor: geistlicher Rat Herr Pfarrer Adelbert Schröder, St. Benno Verlag Leipzig, 1989, ISBN 3-7462-0430-5,
-Auch unter Wikipedia im Internet gibt es wissenswertes über Borsch und über die Kapelle zu berichten.
-Informationstafel in Inneren der Kapelle Maria Heimsuchung.
-Ein Ideengeber zu dem vorliegenden Beitrag war das Buch: „Der Amtsgerichtsbezirk Geisa“. Erscheinungsjahr 1891, Autor: Arno Fuchs (Lehrer aus Geisa), Hofdruckerei Eisenach,
Sämtliche, aufgeführte Publikationen sind gleichzeitig die Quellennachweise.
Einen besonderen Dank, für Ihre jahrelangen Recherchen zu dem vorliegenden Beitrag, gilt den Heimatfreunden und Schriftstellern Bruno Leister aus Meiningen und Michael Kiel aus Fulda.