Leserbrief – Ist Euch die Jagd nichts mehr wert? – Wütender Jäger rechnet ab

Ein Rhönkanal-Leser aus der Region wandte sich kürzlich mit einem Leserbrief an uns. Der Name ist der Redaktion bekannt, er möchte jedoch anonym bleiben:

„Ist Euch die Jagd nichts mehr wert? - Ein Appell an alle Jäger und Jagdscheinbesitzer

Ich sitze hier gerade auf meinem Hochsitz und lasse meine jagdliche Laufbahn Revue passieren. Ich gehe seit meinem sechsten Lebensjahr mit auf die Jagd und habe daher viel erleben dürfen. Aber was sich jetzt abspielt in puncto Forst und Politik übertrifft alles.

Die Politik verändert Jagdgesetze, die vor Jahren von Jägern entwickelt wurden, alle zugunsten des Wildes. War früher doch der Bock ab 15. Mai geöffnet, so ist er heute schon ab 1. April offen.

Der Bock bekommt heute nicht mal mehr die Chance, seine Entwicklung am Gehörn abzuschließen. Er darf nicht mal mehr verfegen, was die Natur nun einmal so vorgesehen hat.

Es wird behauptet, man müsse die "Schädlinge", wie es die Förster in unserer Region nennen, gezielt bejagen um Verbiss vorzubeugen. Das gab es aber schon vor hundert Jahren auch.

Und er existiert immer noch, der Wald. Man hat sich halt früher eher um den Wald gekümmert, ihn noch versucht instand zu halten und nicht gleich alles auf das Wild geschoben.

Man merkt es ja bei einer Durchforstung, wie der Wald behandelt wird. Kronen bleiben liegen, Holz was nicht verkauft werden kann, alles bleibt zurück.

Käferkronen bleiben liegen, wo der Käfer wieder herausschlüpfen kann. Egal, es bringt kein Geld, also lassen wir es zurück.

Ich möchte aber gerne weiter auf das Wild zurück kommen. Dasselbe Schicksal wie den Rehbock ereilt ebenfalls dem Rotwild, den König der Wälder.

Hat man einen Spießer und ein Schmaltier erst am 16. Juni bejagt, so sollen die schon am 1. April erlegt werden.

Warum stimmt da die tolle Regierung zu, die doch so viel Tierschutz haben möchte? Warum macht der Forst da mit und ist Antreiber? Wieso gibt es Abschussprämien auf Rehwild? Wieso bekommt man bei ca. 10 Rehen einen Hirsch frei?

Fragen, die ich mir nicht beantworten kann. Warum der Forst doch so unwaidmännisch vorgeht...

Ein weiteres Beispiel erteilt sich im Winter, wenn wieder die großen Drückjagden sind. Es wird einfach alles beschossen, ob jung oder alt, ob stark oder schwach, ob männlich oder weiblich. Es ist einfach egal.

Es ist egal, ob verwaiste Kälber umherirren. Man muss bedenken, dass ein Rotkalb bis zu einem Jahr eine Bindung an das Muttertier hat, aber ist diese tot, ist das Kalb dem Untergang geweiht.

Am Ende zählt das Geld, vermute ich. Bei Strecken von ca. 40 Rehen, 30 Sauen und 20 Stücken Rotwild bleibt nicht mehr viel über.

Um den ganzen noch die Krone aufzusetzen habe ich mir zu Ohren kommen lassen, dass man in Erfurt beschlossen hat, die Wildbestände in Regionen wo der Borkenkäfer gehütet hat, auf 0 zu reduzieren.

Warum, liebe Politik, und warum, lieber Forst, macht ihr bei diesen Spinnereien mit? Das ist einfach nur krank. Somit schüren wir uns immer mehr Feinde, dessen Spinnereien immer mehr Wert erhalten.

Liebe Leser und Leserinnen, verurteilt nicht alle Jäger. Es gibt sie noch, diejenigen, denen das Wild nicht egal ist. Diese sind dann meist private Jäger, welche ein Revier gepachtet haben, so meine Erfahrungen.

Es wird doch noch nach dem Wild geschaut, dass auch in 50 Jahren eine starke Wildpopulation stattfinden kann. Die Hege und Pflege des Wildes ist doch vielen Jägern noch wichtig. Deswegen bestärkt lieber die privaten Jäger und Jägerinnen.

Daher der Appell an alle Jäger und Jagdscheinbesitzer (die Betonung liegt auf Jagdscheinbesitzer): Erhaltet und respektiert wieder unser Wild, vor allem in den Staatswäldern!

Lasst euch nicht zum Ausrotten von der Politik inspirieren. Werdet einfach wieder Jäger, die noch Ehre vor dem Wild haben und es behüten.

Die Natur gibt uns soviel zurück, wir müssen nur im Einklang mit ihr sein. Pflanzt lieber Bäume und kümmert euch um sie. Und schiebt nicht alles auf das Schalenwild.“


Die Redaktion weist darauf hin, dass der Inhalt der Leserbriefe die Ansicht der Einsender wiedergibt, die mit der Meinung der Redaktion nicht unbedingt übereinstimmt.