Gastbeitrag von Wolfgang Weber
Seit ihrem Ende wird die DDR akribisch archiviert, in Büchern analysiert, in Ausstellungen musealisiert, auf Podien diskutiert, in Filmen und Theaterstücken neu inszeniert, in Lehrpläne integriert und bei Familienfeiern immer wieder aufs Neue referiert.
All dies ist Teil der Aufarbeitung, die bis heute nicht abgeschlossen ist. Die neue Sonderausstellung „Aufarbeitung. Die DDR in der Erinnerungskultur“ der Point Alpha Stiftung erzählt vom Umgang mit der Geschichte der SED-Diktatur und der deutschen Teilung seit 1989.
Zu sehen ist sie ab Montag, den 9. Oktober, im Haus auf der Grenze.
In den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung war die Vergangenheit der deutschen Teilung allgegenwärtig. Bis dahin streng geheime Archive wurden herangezogen, um erlittenes Leid zu dokumentieren, Schuld oder Unschuld zu beweisen, die eigene Politik zu legitimieren oder den politischen Gegner zu diskreditieren.
Damals wurden Worte neu gebildet oder geprägt, die bis heute Emotionen wecken, wie etwa Evaluation und Abwicklung, Rehabilitierung und Restitution, gaucken, Treuhand, Wendehals, Seilschaft, Jammerossi oder Besserwessi. Geschichte konnte Freud und Leid zugleich bedeuten.
Über den Ort der DDR in der Geschichte von Demokratie und Diktatur in Deutschland wird nach wie vor gestritten. Erst langsam entwickelt sich ein Bewusstsein dafür, dass die vergangene Zeit der Zweistaatlichkeit die gemeinsame Geschichte aller in Deutschland lebenden Menschen ist.
20 Tafeln präsentieren prägnante Texte, 110 Fotos, Faksimiles, Statistiken und Karikaturen zum Thema sowie einen QR-Code, der auf Begleitmaterialien im Internet verweist.
Die Autoren der Ausstellung sind der Historiker Dr. Ulrich Mählert von der Bundesstiftung Aufarbeitung und der Historiker und Publizist Stefan Wolle, Wissenschaftlicher Direktor des DDR-Museums Berlin. Für die Gestaltung zeichnet der Leipziger Grafiker Thomas Klemm verantwortlich.
Die Sonderausstellung „Aufarbeitung. Die DDR in der Erinnerungskultur“ wird in der Gedenkstätte Point Alpha in Kooperation mit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung bis zum 31. Dezember 2023 während der regulären Öffnungszeiten gezeigt.