Gastbeitrag von Lea Hohmann
Seltene, urwüchsige Wälder, über 800 Jahre alte Eiben, spannende Holzskulpturen und Erlebniselemente: Das Gebiet des heutigen „Ibengartens“ im Thüringer Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön ist eines der ältesten Naturschutzgebiete im gesamten Biosphärenreservat.
Rund 40 Wanderinnen und Wanderer konnten im Rahmen des länderübergreifenden Kernzonentags den einzigartigen Eibenwald erkunden. In allen drei Bundesländern wurden an diesem Tag kostenlose Führungen angeboten.
In Bayern erhielten Wanderinnen und Wanderer mit den Biosphären-Rangern Johannes Urban und Felix Räder spannende Einblicke in die Kernzonenforschung und in die Tier- und Pflanzenwelt.
In der Kernzone ging es an unter anderem vorbei an beeindruckenden Basaltprismenwänden und durch naturnahe Buchenmischwälder.
In Hessen nahm Elmar Herget, Sachgebietsleiter Naturschutz bei der Hessischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön, die Teilnehmenden mit auf eine Reise durch die Kernzonen Steinkopf und Stirnberg.
Die Wanderer erkundeten nicht nur die etwa 170-jährigen Buchenwälder, sondern auch die umliegenden Pflegezonen mit ihren wertvollen Huteflächen.
Bei der Wanderung in der Thüringer Rhön ging es ausgehend vom Wanderparkplatz „Ibengarten“ gemeinsam mit Karola Marbach, zuständig für Forschung und Monitoring bei der Thüringer Verwaltung des Biosphärenreservats und Roland Burckhardt vom Forstamt Kaltennordheim auf eine etwa zweistündige Erkundungstour.
Die Eibe als Bogenholz
Vom „Rhönpaulus“ in Glattbach (Gemeinde Dermbach) führte der Weg vorbei an einigen Mitmachstationen des Naturlehrpfads den Berg hinauf in den Ibengartener Wald.
Karola Marbach informierte die Teilnehmenden auf der Wanderung unter anderem über die Bedeutung von Kernzonen: „Die UNESCO schreibt für Biosphärenreservate eine Zonierung in Kern-, Pflege- und Entwicklungszonen vor - drei Prozent der Fläche müssen in Deutschland als Kernzone ausgewiesen sein.“
Im Rahmen des Vortrags referierte sie auch über die Geschichte des Ibengartens: „Das Holz der Eiben wurde im Mittelalter zur Herstellung von Schützen- und Armbrustbogen verwendet – es ist ideal für die Druckbelastung“, so Marbach.
Bereits in den 1930er Jahren wurde der Eibenbestand unter Schutz gestellt – heute zählt der Ibengarten zu den ältesten Naturschutzgebieten Thüringens.
Einer der größten Eibenwälder Deutschlands
Roland Burckhardt klärte die Teilnehmenden über die Eibenuntersuchungen auf, die durch die Landesforstverwaltung Thüringen seit nunmehr 50 Jahren erfolgen.
Der Ibengarten zählt zu den größten Eibenwäldern Deutschlands – die ältesten Eiben besitzen ein Alter von über 800 Jahren! Die Kleinsten konnten auf der Wanderung nicht nur die uralten Bäume bestaunen, sondern auf dem Erlebnisweg „Rhönpaulus-Wald“ auch auf den Spuren des „Robin Hood der Rhön“ wandern, der sich laut einer Legende einst in den Wäldern Glattbachs versteckte.
Zudem sensibilisierte Burckhardt für die Gefahren des Eibenwaldes: „Die Eibe ist der einzige bei uns heimische Nadelbaum, bei dem fast alle Teile giftig sind“, so der Förster.
Vor allem für Pferde oder Schafe sei die Eibe sehr giftig. „Reh- und Rotwild tragen bei Verzehr in der Regel keinen Schaden“, so der Förster.
Fünf Kernzonen geplant
Der Weg führte die Teilnehmenden unter anderem auch zu einer geplanten Kernzone. Rund um das Naturschutzgebiet Ibengarten mit dem alten Eibenvorkommen befinden sich fünf kleinere geplante Kernzonen, die in Verbindung stehen, sogenannte Trittsteine.
Im Rahmen der Führung wurde einer dieser besonderen Trittsteine stellvertretend für alle fünf geplanten Kernzonen vorgestellt.
„Schon jetzt (vor der Ausweisung als Kernzone) haben diese Bereiche dank einer vorausschauenden Bewirtschaftung ThüringenForst viel stehendes und liegendes Totholz und somit einen hohen naturschutzfachlichen Wert. Bei der zukünftigen Erforschung der extrem steilen und trockenen Region werden vor allem Schwerpunkte auf die fachkundliche Kartierung der Tiere gelegt“, so Karola Marbach.
„Totholzbäume sind Lebensräume für spezialisierte Insekten aber auch Vögel wie Spechte. Die fünf Trittsteine liegen nahe genug beieinander, so dass auch ein genetischer Austausch stattfinden kann.“
Dies langfristig zu beobachten ist Teil des länderübergreifenden Kernzonenmonitorings der Verwaltungsstellen.
Über 100 Kernzonen in der Rhön
Die Kernzonen, die etwa drei Prozent der Gebietsfläche im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön ausmachen, sind für den Naturschutz und für die Forschung ‒ vor allem mit Blick auf den Klimawandel ‒ von enormer Bedeutung.
Im gesamten Biosphärenreservat Rhön gibt es über 100 Kernzonen.
Save the Date: Pflegezonentag am 10. November
Der länderübergreifende Pflegezonentag findet am 10. November statt. Nähere Infos hierzu sind zeitnah auf der Homepage des Biosphärenreservats zu finden.