Beitrag von Michael Knauf
Die Streckenführung der Oberweißbacher Bergbahn befindet sich im Thüringer Schiefergebirge. Die Bergbahn begeht in diesem Jahr ihren hundertsten Geburtstag.
Während der Ausarbeitung verschiedener Projekte zum Bau der Bergbahn, stellte der ca. 300 Meter hohe Hang des Schwarzatals die Architekten und die 1919 gegründete Oberweißbacher Bergbahn AG, vor große Herausforderungen.
Eine schon fertig geplante Zahnradbahn wurde wieder verworfen und die Entscheidung fiel schließlich für eine 1,4 Kilometer lange Standseilbahn.
Die Trasse wurde von der Talstadion Obstfelderschmiede (340 Meter über N/N) an der Schwarzatalbahn liegend, auf die 663 Meter hohe Bergstadion Lichtenhain gebaut. Bemerkenswert ist, dass auf 4 Meter Streckenlänge die Trasse um 1 Meter ansteigt.
Die Seilbahntechnik lieferte die Firma Heckel aus Saarbrücken, wobei die elektrischen Antriebsaggregate vorgefertigt von der Berliner Bergmann-Elektrizitätsgesellschaft kamen.
Die offizielle Eröffnungsfeier fand am 15. März 1923 in Oberweißbach statt. Der Güterverkehr beförderte schon ein Jahr früher Waren jeder Art.
Das Prinzip der Bergbahn ist einfach zu erklären: „Um eine Antriebsrolle, die sich in der Bergstation befindet, läuft ein Drahtseil an dessen Enden sich jeweils ein Waggon befindet.“
Diese fahren gegenläufig im Gleichgewicht abwärts bzw. aufwärts. In der Mitte der Strecke befindet sich eine Ausweichstelle (Abtsche Weiche), wo sich die beiden Waggons begegnen.
Es verkehren eine Güterbühne mit einer Leermasse von 25 Tonnen und eine Tragfähigkeit von 27 Tonnen, sowie ein Personenwagen Nr.1, mit 42 Sitzplätzen und 58 Stehplätzen.
Die Güterbühne konnte entweder einen Güterwaggon oder einen Personenwagen befördern.
In der Talstadion wird der Personenwagen über eine weitere Abtsche Weiche in die Bahnsteighalle und die Güterbühne an eine Verladerampe geleitet. Es wurde zur Erhöhung der Kippsicherheit eine Breitspurweite von 1800 mm gewählt.
Von der Bergstadion Lichtenhain wurde eine normalspurige, 2,6 Kilometer lange Nebenbahnstrecke nach Cursdorf, auf der Hochfläche des Thüringer Schiefergebirges, errichtet.
Diese Eisenbahnlinie nennt man auch die Flachstrecke der Bergbahn. Auf ihr wurde der Güterverkehr bereits 1921 und der Personenverkehr im Februar 1922 aufgenommen.
Nach einem nicht zu friedenstellenden Einsatz von Lokomotiven wurde die Flachstrecke Anfangs der 1920er Jahre mit 600 Volt Gleichstrom elektrifiziert. Zum Einsatz kam nun ein zweiachsiger Triebwagen mit einem Beiwagen.
Seit dem 1. April 1949 wurde die Oberweißbacher Bergbahn AG von der Deutschen Reichsbahn übernommen.
Im Jahr 1960 konnte im Reichsbahnausbesserungswerk Gotha der Wagenkasten des Bergbahn-Personenwagens neu aufgebaut werden. Eine Einstellung des Güterverkehrs erfolgte im Jahr 1966.
Die elektrische Fahrleitung der Flachstrecke musste 1979 rekonstruiert werden. Da ein Eisenbahndrehkran nicht eingesetzt werden konnte, wurden per Hubschrauber vom Typ Mi 8 in acht Flugstunden 72 Betonmäste aufgestellt.
Die Bergbahn wurde im Januar 1980 „Zum Denkmal der Produktions-und Verkehrsgeschichte“ erklärt.
Seit dem 1. Januar 1994 ist die Bergbahn Eigentum der Deutschen Bahn AG und somit die einzige Seilbahn in Deutschland, die nicht in privaten oder kommunalem Besitz ist.
Nach der Wende erfolgte eine Generalüberholung der Bergbahn/Standseilbahn. So konnten in den Jahren 2001 bis 2002 das Zugseil ausgetauscht, der Seilantrieb durch neue Drehstrom-Asynchron-Motoren modernisiert, sowie das Gleisbett erneuert werden.
Eine Steuerung der Standseilbahn war nun vom Führerstand des Wagens möglich - in den voran gegangenen Jahren erfolgte dies nur von der Bergstation aus. Bei allen Arbeiten wurden die denkmalpflegerischen Gesichtspunkte berücksichtigt.
Im März 2003 zum Jubiläum „80 Jahre Oberweißbacher Bergbahn“, konnten 5628 Fahrgäste befördert werden. Im gesamten Jahr 2003 waren es 196.000 Fahrgäste.
Am Bergbahnhof Lichtenhain wurde im Jahr 2007 ein 26,5 Meter langer Reisezugwaggon aufgestellt und zu einer Gaststätte „Bistropa“ umgebaut.
Auch die Talstation wurde modernisiert, so wurde der Eingangsbereich des Empfangsgebäudes verglast und 2008/2009 ein Bergbahnshop eingerichtet. Außerdem kommt von Mai bis Oktober nur bei gutem Wetter ein Cabriowagen zum Einsatz.
Das Erlebnismuseum „Maschinarium“, in welchem man die Antriebsanlagen der Bergbahn besichtigen kann, öffnete im Jahr 2017 seine Pforten. Jedes Jahr im November ist die Bergbahn, wegen einer jährlichen Inspektion geschlossen.
Seit dem Bestehen der Bergbahn/Standseilbahn wurde das Förderseil 13 Mal gewechselt. Das Drahtseil, mit einem Durchmesser von 41 mm, wird einmal im Jahr vom TÜV geprüft und ist für eine achtfache Belastung ausgelegt.
Außerdem arbeiten zwei selbsttätige Scheibenbremsen pro Personenwagen. Eine zusätzliche Schnellbremsung (Notbremse), ist vom Personenwagen-Führer aus, jederzeit und zusätzlich möglich.
Die Oberweißbacher Bergbahn ist seit 100 Jahren im Dienst und befördert zur vollsten Zufriedenheit Urlauber, Touristen und einheimische Bewohner.
Täglich werden 11 Fahrten, von 6:30 Uhr bis 20:23 Uhr, barrierefrei und fahrplanmäßig angeboten. Die Fahrzeit einer Berg- oder Talfahrt liegt um die 18 Minuten, also 1,5 Meter pro Sekunde.
Es gilt auf der Flachstrecke und auf der Bergbahn ab Mai 2023 das Deutschlandticket. Je nach Sommer-oder Winterfahrplan kostet eine Bergbahn-Tagesfahrkarte 15 Euro oder 11 Euro. Eine EC-Kartenzahlung ist bei dem Bergbahnpersonal nicht möglich.
Steigen Sie ein und lassen Sie sich von dem unvergesslichen Flair verzaubern - Fahrt frei!
Wenn sie mehr über die Oberweißbacher Bergbahn erfahren möchten empfehlen wir folgenden Lesestoff:
-Die Oberweißbacher Bergbahn, Autor Michael Kurth, EK- Verlag Freiburg 1998, ISBN 3-88255-433-9
- Die Erfurter Blätter 3/83, Autor: Günter Fromm, Herausgeber Deutscher Modelleisenbahnverband und Reichsbahndirektion Erfurt, keine ISBN-Nummer
-Internet „Oberweißbacher Bergbahn“-Wikipedia