Gastbeitrag von Lea Hohmann
Streuobstwiesen haben in der Rhön eine lange Tradition. Damit dieses wertvolle Kulturgut nicht verloren geht, braucht es engagierte Menschen, die es sich zur Aufgabe machen, die schützenswerte Natur des UNESCO-Biosphärenreservats zu erhalten.
Einer von ihnen ist der 34-jährige Robin Heyder aus Dermbach. Der hauptberufliche Notfallsanitäter findet in seiner Tätigkeit einen Ausgleich zum Rettungsdienst und leistet so gleichzeitig einen wertvollen Beitrag im „Land der offenen Fernen“.
Es ist ein herbstlicher, kalter Mittwochnachmittag. Der Wind pfeift durch die Bäume der kleinen Streuobstwiese im thüringischen Dermbach und die Wiesen und Wälder im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön haben sich in eine bunt leuchtende Herbstlandschaft verwandelt.
Robin Heyder ist auf der kleinen Streuobstwiese fleißig am Werkeln. Er schneidet die Obstbäume für den Winter und befreit sie von Misteln, sogenannten „Halb-Schmarotzern“.
Der 34-Jährige arbeitet hauptberuflich als Notfallsanitäter im Landkreis Fulda. Vor zwei Jahren hat der Rhöner seine Ausbildung zum Baumwart des Vereins Rhöner Apfelinitiative Rhön e. V. begonnen.
„Schon als Kind war ich sehr naturverbunden, habe viel Zeit auf der Streuobstwiese meines Großvaters verbracht“, erzählt der 34-Jährige.
Im Zuge einer Lebensmittelunverträglichkeit stellte Robin Heyder eines Tages fest, dass er ausschließlich Äpfel von Streuobstwiesen verträgt.
„Oft sind alte Obstsorten für Allergiker viel verträglicher“, weiß Heyder.
„Durch meine Unverträglichkeit habe ich mich sehr intensiv mit dem Thema Streuobst auseinandergesetzt. Und so kam dann eine zum anderen“, erzählt der Baumwart, der sich 2021 entschied, die Baumwartausbildung zu absolvieren.
Doch was genau ist die Baumwartausbildung?
Viele Bestände in der Rhön sind überaltert und das nötige Fachwissen für den Erhalt und die Pflege von Streuobst-Bäumen geht immer mehr verloren.
Damit die Streuobstwiesen auch weiterhin als wertvoller Lebensraum erhalten bleiben, entschieden die Biosphärenreservatverwaltungen in Thüringen, Hessen und Bayern, eine rhönspezifische Ausbildung zu fördern, die dieses Wissen vermittelt und auch jüngere Menschen ansprechen soll.
Innerhalb der zweijährigen Ausbildung, die immer blockweise an Wochenenden stattfindet, lernen zertifizierte Baumwarte wie Robin nicht nur jede Menge Wissenswertes zum Lebensraum Obstwiese, zur Veredlung und Sortensicherung oder der Erhaltung und Pflege von Streuobstwiesen, sondern dürfen in zahlreichen Praxismodulen auch immer wieder selbst Hand anlegen.
Nach der Abschlussprüfung und der feierlichen Abschlusszertifikatsübergabe durch den Verein Rhöner Apfelinitiative e.V., werden die Baumwarte dazu befähigt, in allen drei Bundesländern Baumpflegearbeiten durchzuführen.
Für Robin Heyder ist das zu einer Herzensaufgabe geworden.
„Die Arbeit in der Natur stellt für mich einen tollen Ausgleich zu meinem beruflichen Alltag als Notfallsanitäter dar. Ich liebe es einfach, draußen in der Natur unterwegs zu sein“, so der Rhöner. „Und man tut gleichzeitig auch noch etwas Gutes für unsere Rhöner Streuobstwiesen.“
Über die Baumwartausbildung
Insgesamt 25 Baumwartinnen und Baumwarte wurden am vergangenen Wochenende im Schullandheim Thüringer Hütte zertifiziert – darunter auch Robin, der dies stellvertretend für alle Teilnehmenden nach der Arbeit an vielen Wochenenden bei Wind und Wetter absolvierte und für die Prüfung lernte.
Die Baumwartausbildung wurde von den drei Verwaltungsstellen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön mit insgesamt 7.500 Euro gefördert.
Ausgebildet werden die Baumwarte von der Rhöner Apfelinitiative e.V. mit Unterstützung der drei Verwaltungen im länderübergreifenden UNESCO-Biosphärenreservats Rhön.
Die Ausbildung soll das nötige Fachwissen zur Erhaltung und Pflege von Streuobstwiesen vermitteln und auch jüngere Menschen ansprechen.
Die Zertifizierung beinhaltet sowohl Grundlagen, die für Pflege und Erhaltung zwingend notwendig sind, als auch weiterführende Informationen zur Pomologie oder Veredlung von Obstbäumen.