Beitrag von Rüdiger Christ
Am Mittwochabend fand in der Gersfelder Stadthalle eine Infoveranstaltung zum Wolf in Deutschland unter dem Titel "Ideologie oder Vernunft" statt.
Zu den Unterstützern zählte der Kreisbauernverband Fulda-Hünfeld e.V., Land- und Forstwirte sowie Jäger aus der Region.
Der Veranstalter hatte mit maximal 500 Besuchern gerechnet, doch das Besucherinteresse übertraf alle Erwartungen, dass noch viele weitere Sitzplätze eingerichtet werden mussten.
Zur Begrüßung sagte Landwirt und Jäger Jürgen Trabert, Veranstalter des Vortragabends: „Ich möchte, dass es den Weidetieren und dem Wild weiterhin gut geht.“
Den Wolf hält Trabert für ein faszinierendes Tier, „leider ist die Diskussion aber sehr ideologisch geprägt. Den Nutzen des Wolfes hat mir noch keiner so richtig erklären können. Er war hier in Deutschland aus gutem Grund ausgerottet“, meinte Trabert.
Der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Fulda-Hünfeld Stefan Schneider zeigte sich erfreut über das große Interesse an der Veranstaltung.
Er meinte: „Weidetierhaltung und Wolf, das beißt sich. Mir hat noch niemand erklärt, wie das zusammen funktionieren soll.“
Für schwache Nerven war der Vortrag von Tierarzt Dr. Michael Weiler nicht gerade geeignet, da auch Fotos und Videos von zerfleischten oder noch lebenden Tierkadavern präsentiert wurden.
Dr. Michael Weiler war viele Jahre Fachtierarzt für Pferde und Inhaber einer Tierklinik in Hessen.
Er ist Woflsbeauftragter des Pferdesportverband Hessen e.V. und hat durch seine Tätigkeiten als Tierarzt im Osten Europas seit über 30 Jahren Erfahrung und Berührungen mit dem Thema Weidetierhaltung und Wolf sammeln können.
Seine Vorträge zum Thema Wolf haben viel Beachtung in ganz Deutschland gefunden. Wölfe seien seit ungefähr 1870 in Deutschland ausgestorben gewesen, begann Weiler seinen Vortrag.
„2002 siedelte man in der Lausitz in Sachsen die Wölfe wieder an. Es handelte sich um ein hybridisierten Wurf der Wölfin 'Sunny'.“ Weltweit gebe es rund 200.000 Wölfe.
In Europa seien es zwischen 30.000 und 40.000 Tieren. Seit 2007 gehöre der Wolf nicht mehr zu den bedrohten Tierarten.
„Wenn man sich die Entwicklung der Wolfspopulation ansieht, muss man feststellen, dass die Zahl der Tiere stark nach oben steigt“, referierte Weiler.
„Ich will den Wolf nicht weg haben. Aber so wie es im Moment läuft, wird es eine Katastrophe“, warnt Dr. Weiler.
Seiner Ansicht nach ist der Wolf nicht mehr als bedrohte Tierart anzusehen. Brandenburg, Sachsen oder Sachsen-Anhalt haben weltweit die höchste Wolfsdichte.
„Niedersachsen hat mittlerweile eine höhere Wolfsdichte als Kanada“, sagte Dr. Michael Weiler.
Das Thema Wolf polarisiert. Im städtischen Bereich müssten sich die Leute nicht damit auseinandersetzen. Für die Landbevölkerung stellt der Wolf dagegen eine potentielle Bedrohung dar. Für die Tierhalter ist er sogar existenzgefährdend.
Weiler befürchtet, dass es durch den Wolf zum Verlust der Weidetierhaltung und damit auch zu einem Verlust an Biodiversität kommen könnte. Das könnte zur Folge haben, dass sich die Kulturlandschaft der Rhön sehr negativ entwickeln würde.
Der Umgang mit dem Wolf müsse sich ändern. Der gute Erhaltungszustand sei erreicht und es müsse möglich sein, Wölfe aus bestimmten Gebieten fernzuhalten.
Dr. Weiler ging in seinem Vortrag auf überholte Aussagen „des deutschen Expertentums“ von Nabu, BUND Naturschutz und World Wildlife Found ein, wie zum Beispiel:
„Der Wolf springt nicht. Der Wolf ist keine Gefahr für den Menschen - Dies ist inzwischen alles widerlegt“, so Weiler. Zum Beweis zeigte er Videos von Beutezügen und Attacken des Wolfs.
Er warf diesen Organisationen vor, den Wolf als einträgliches Geschäft für Spenden zu nutzen. In Deutschland greife der Wolf zwar noch keine Menschen an, aber im Nordkaukasus habe ein Wolf im Sommer 2022 ein Kind getötet.
„Erst wenn Wölfe bei uns in den Städten die Parkanlagen unsicher machen, dann wird sich etwas ändern“, ist Weiler überzeugt.
Die Diskussion um den Wolf in Deutschland bleibt somit eine Frage zwischen Ideologie und Vernunft. In der abschließenden Fragerunde war der Rat Dr. Weilers in konkreten Anliegen zum Thema Wolf sehr gefragt.