Gastbeitrag von Gabi Reinhard
Kommunale Themen vom Finanzausgleich bis hin zum Fachkräftemangel, der Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhaltes durch ehrenamtliches Engagement und dem besonderen geschichtlichen Auftrag des Geisaer Landes mit Point Alpha standen auf der Agenda des Besuches von Staatssekretärin Katharina Schenk (SPD).
Begrüßt wurde sie von Bürgermeisterin Manuela Henkel (CDU), Hauptamtsleiter Steffen Bott und dem Vertreter der örtlichen Sportvereine Martin Bernhard an der neuen Interkommunalen Sport- und Freizeitanlage in Geisa.
Bei einem Rundgang konnte sich die Staatssekretärin davon überzeugen, welchen Stellenwert die Vereinsarbeit und damit die Gemeinschaft im Geisaer Land haben.
„Wir sind mittlerweile eine Fußballhochburg und die Anlage bietet hervorragende Trainings- und Spielbedingungen“, erläuterte Martin Bernhard bei einem Gang über die Rundlaufbahnen.
Die Stadt Geisa konnte in den letzten Jahren entgegen dem Trend die Einwohnerzahlen steigern, war von der Bürgermeisterin zu erfahren.
„Orte wie die Sport- und Freizeitanlage tragen dazu bei, die Region attraktiver zu machen und die Gemeinschaft vor Ort zu stärken“, so die Bürgermeisterin.
„Herausfordernde Zeiten kann man am besten gemeinsam bewältigen“, betonte Manuela Henkel. Dies bestätigte auch Staatssekretärin Schenk.
Da ihr Ministerium auch für innere Sicherheit zuständig ist war sie sehr interessiert am Notfallplan, den die Stadt gemeinsam mit vielen Akteuren ausgearbeitet und bereits in der Praxis geprobt hatte.
„Wir wollen als Kommune Verantwortung übernehmen und unsere Bürger ebenso dafür sensibilisieren selbst in die Eigenverantwortung zu gehen“, so Henkel.
Hauptamtsleiter Steffen Bott schilderte im Anschluss die Herausforderungen in der Verwaltung bei der Fachkräftegewinnung.
„In bestimmten Bereichen müssen wir dringend die sehr hohen Zulassungsvoraussetzungen anpassen, da wir in der Stadtverwaltung Stellen überhaupt nicht mehr besetzen können“, sagte Bott.
Auch Schenk plädierte für unbürokratische Lösungen. „Ich finde die Stadt Geisa ist ein gutes Vorbild, wie das Fachkräftethema problemlösungsorientiert anzugehen ist“, so Frau Schenk.
Im Anschluss machte die kulturbegeisterte Staatssekretärin, die selbst Philosophie, Sozial- und Politikwissenschaft studiert hat, einen kurzen Abstecher in die Anneliese Deschauer Galerie.
Dort gab ihr Doris Heim vom Förderverein für Kunst, Kultur und Wissenschaften auch einen kurzen Überblick über die Geisaer Geschichte. Die war auch Thema im weiteren Verlauf des Tages.
Am neu installierten „Friedenstisch“ im Ortsteil Reinhards kam Katharina Schenk mit Prof. Dr. Christiane Kuller und Dr. Cynthia Freund-Möller vom Point Alpha Research Institute (PARI) sowie mit Heimatforscher Bruno Leister und Zeitzeugen Edmund Wassermann ins Gespräch.
Themen waren das Leben an der Grenze im ehemaligen Sperrgebiet und die Erfahrungen aus dem Kalten Krieg.
„Reinhards war der westlichste Ort des einstigen Warschauer Paktes“, berichtete Bruno Leister. Im ehemaligen 500 Meter Sperrgebiet gelegen, kam man nur mit besonderem Auftrag und Passierschein in den Ort.
Ganz in der Nähe von Reinhards lag auch das US Camp Point Alpha, einer der heißesten Punkte des Kalten Krieges.
„Um die Grenze in der Region zu sichern wurden zahlreiche Familien zwangsevakuiert und Höfe geschleift. Die Repressalien haben wir hier in Reinhards besonders zu spüren bekommen“, erinnerte sich Edmund Wassermann.
„Aber irgendwie hatten wir uns auch ein Stück daran gewöhnt.“ Dass die Grenze eines Tages aufgehen könnte, dass konnte er sich damals nicht vorstellen.
Die Erfahrungen von Menschen wie Edmund Wassermann und der Einfluss des Kalten Krieges und der einstigen innerdeutsche Grenze, die ganz Europa und letztlich die gesamte Welt trennte sind Forschungsinhalte von PARI.
Das Forschungsinstitut wurde 2021 als Pilotprojekt von der Hochschule Fulda, der Point Alpha Stiftung, der Stadt Geisa und Wissenschaftlern der Universität Erfurt gegründet.
Forschungsgegenstand ist ebenso die Demokratieforschung. „Point Alpha ist ein Knotenpunkt der jüngeren Geschichte – der Geschichte der Welt, Europas und Deutschlands“, betonte Historikerin Christiane Kuller.
„Es ist ein Ort, an dem ganz große und ganz kleine Linien der jüngeren Geschichte zusammenlaufen und die Vergangenheit, Gegenwart und auch die Zukunft prägen.“
Aktuell sei man daran die weiterführende Finanzierung des Forschungsinstitutes über 2024 hinaus abzusichern. Kuller und Freund-Möller baten die Staatssekretärin dabei um ihre Unterstützung, die sie gerne zusagte.