Beitrag von Rüdiger Christ
Schneegestöber und eiskalter Wind zieht an diesem Abend des Nikolaustages über die Hohe Rhön.
Dennoch haben sich rund 300 Menschen aus Frankenheim, Birx, Oberweid, und Unterweid auf den Weg zur Schule in Frankenheim gemacht, um friedlich für den Erhalt ihrer Schule zu demonstrieren.
Das Motto heißt "Lasst unsere Schule aufleuchten". Nicht nur Lichter haben die kleinen und großen Demonstranten mitgebracht, auch Plakate halten sie in ihren Händen.
Die Atmosphäre ist von einer Mischung aus Entschlossenheit und Gemeinschaftsgefühl geprägt. Die Demonstranten trotzen nicht nur dem winterlichen Wetter, sondern auch den Unsicherheiten über die Zukunft ihrer Schule.
Kinder halten die Hände ihrer Eltern, Lehrer stehen Seite an Seite mit Schülern, und die Dorfgemeinschaft zeigt ihre Verbundenheit in einer beeindruckenden Art und Weise.
Frankenheims Bürgermeister Alexander Schmitt begrüßt die Protestteilnehmer und bittet um einen friedlichen Verlauf der Veranstaltung. Die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr sichern die Veranstaltung ab und fungieren als Ordner.
„Die Nachricht, dass die Grundschule Frankenheim zur Diskussion steht, hat uns alle wie ein Schlag getroffen“, beginnt Bürgermeister Alexander Schmitt seine Ansprache.
„Das Eckpunktepapier des Bildungsausschusses des Kreistages ist mehr als eine wage Idee, es ist eine Weichenstellung für die künftige Gestaltung der Schullandschaft im Landkreis.
Darin steht, dass die Schule in Frankenheim in absehbarer Zeit geschlossen werden soll“, führt Schmitt weiter aus.
„Jetzt könnten manche denken, was geht mich das an? Meine Kinder sind dann nicht mehr in der Schule.
Doch die Schule ist ein klarer Standortfaktor für junge Familien, die sich hier ansiedeln wollen oder gar nicht erst wegziehen. Die Schule geht das ganze Dorf etwas an. Das ist unsere Schule. Sie ist ein Leuchtturm für unseren Ort“, so der Bürgermeister weiter.
Schmitt fordert keinen Beschluss des Eckpunktepapiers zur Kreistagssitzung am 14. Dezember, sondern eine sachliche Diskussion mit den Schulen und den betroffenen Kommunen, so wie es der Kreistagsbeschluss Nr. 2-18/2022 auch vorsehe.
Bürgermeister Schmitt lädt alle engagierten Bürgerinnen und Bürger zum Besuch der Kreistagssitzung am 14. Dezember in Meiningen ein.
Die Gemeinde Frankenheim wird dazu Busse chartern, die unentgeltlich genutzt werden können. Teilnahmelisten lagen schon bei der Nikolausfeier in der Hochrhönhalle aus.
Mit viel Applaus wurde die Ansprache von Bürgermeister Alexander Schmitt von allen Anwesenden aufgenommen.
Frankenheims Pfarrer und 1. Stellvertreter des Superindenten des Ev.-Luth. Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach Alfred Spekker stellte öffentlich die Frage: „Warum bin ich eigentlich heute hier? Warum bin ich gerade traurig und wütend?“
Spekker erläutert: „Weil Entscheidungen nicht gut beraten werden und nicht rechtzeitig offen und ehrlich miteinander besprochen werden. Damit wird Vertrauen verschenkt und gefährdet.
Ich stehe für diese Schule, weil unsere Welt ärmer wird ohne Bildung vor Ort und ohne das Zusammenwirken vieler Kräfte: Gemeinde, Vereine und auch Kirche.“
In unseren Dörfern stünden alle für ein Miteinander zum Wohl aller. Darum fordere er eine Aussetzung des Kreistagsbeschlusses zugunsten offener, zielgerichteter und gemeinsam tragbarer und verantwortbarer Entscheidungen.
„Noch brennt hier Licht. Und Lichter sind immer – nicht nur im Advent - Zeichen von Hoffnung“, so Pfarrer Spekker.
Sven Scheerle, SPD-Basismitglied aus Jüchsen wandte sich mit einem Grußwort an die Anwesenden. Scheerle gehört einer SPD-Initiative "Förderung des Ländlichen Raums" an (wir berichteten).
Scheerle fordert seine SPD-Kreistagsfraktion auf, zur Kreistagssitzung am nächsten Donnerstag einen "weisen Beschluss" zum Eckpunktepapier zu fassen.
Auch Scheerles Worte, wie auch die von Pfarrer Spekker, wurden mit großem Beifall aufgenommen. Nach der Protestaktion vor der hell erleuchteten Schule machten sich die meisten Anwesenden zur traditionellen Nikolausfeier in die Hochrhönhalle auf.
Dort wurde der Nikolaus mit seinem Knecht Ruprecht von den vielen Kindern begeistert aufgenommen. Die Aktion für den Erhalt der Grundschule in Frankenheim hat gezeigt, dass die Region um Frankenheim in starkem Zusammenhalt geeint ist.
Nach dem "PISA-Studien-Schock" kommt nun auch noch der "Schulschließungs-Schock" auf die ohnehin strukturschwache Region zu.
Beim genauen Hinhören wird deutlich, dass sich Frust und Enttäuschung breit machen.
Die drohende Schließung der Grundschule wirft nicht nur bildungspolitische Fragen bei den Leuten auf, sondern geht auch tiefer und berührt das soziale Gefüge der Gemeinschaft.
Dies zeigt sich nicht zuletzt in gewagten Spekulationen, die in Gesprächen und Diskussionen bereits ihren Platz gefunden haben.