Gastbeitrag von Anja Nimmich
Insgesamt 42 Unternehmen aus dem Geisaer Land haben sich in einer Petition an Thüringens Bildungsminister Helmut Holter gewandt.
Sie fordern eine umgehende unbürokratische Regelung zur vereinfachten Genehmigung von Gastschulanträgen für die Auszubildenden in der Region. Hintergrund ist die Zusammenlegung von Berufsschulklassen in Thüringen und damit weite Anfahrtsstrecken für die Azubis aus Geisa und Umgebung.
„Die Landesanforderung für das Zustandekommen einer Berufsschulklasse sieht mindestens 14 Schüler pro Klasse vor“, erläuterte Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel.
Aufgrund der sinkenden Schülerzahlen wurden Berufsschulklassen zusammengelegt und die Berufsschulausbildung teilweise nach Gotha, Erfurt oder Weimar verlegt.
„Das stellt uns als Unternehmer aus dem Geisaer Land vor große Herausforderungen“, berichtete Klaus Peter Abel, Inhaber von Abel Metallsysteme aus Geisa. Überall sind Auszubildende rar.
„Durch die Grenzlage zu Hessen, entscheiden sich mittlerweile viele Jugendliche für eine Ausbildung bei nahegelegenen hessischen Firmen, da die Berufsschulen in Hünfeld und Fulda viel besser erreichbar sind“, erklärt Bertram Göb von W.AG Funktion + Design.
Dadurch können in der Region zahlreiche Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. Ähnlich sehen es Matthias Hartung von der Firma Datafox und Andreas Kath, Geschäftsführer von Fahrzeugbau GmbH Geisa.
„Die Auszubildenden von heute, sind unsere Fachkräfte von morgen. Wenn wir für junge Menschen keine guten Rahmenbedingungen für die Ausbildung bieten, dann wird es später sehr schwer, sie wieder zurückzuholen“, so die beiden Hartung und Kath.
Es gibt zwar die Möglichkeit Gastschulanträge zu stellen, diese werden in großen Teilen von der zuständigen Behörde jedoch abgelehnt.
Weite Fahrwege, erhöhte Kosten für die Fahrt und die zusätzlichen Kosten für Übernachtungen im Schulinternat werden als Gründe für eine Genehmigung nicht akzeptiert.
Doch gerade darauf schauen junge Menschen, die meist noch keinen Führerschein haben und nach jedem Cent schauen müssen. So beträgt die Fahrtzeit zur Berufsschule mit dem öffentlichen Nahverkehr nach Gotha 2,5 Stunden, nach Hünfeld nur 40 Minuten und nach Fulda 50 Minuten.
Mit dem Auto fährt man 1,75 Stunden von Geisa aus nach Erfurt, aber nur 20 Minuten nach Hünfeld und 35 Minuten nach Fulda.
„Bei Ausbildungsvergütung und Gehältern können wir schon lange mit hessischen Unternehmen mithalten, die behördlichen Rahmenbedingungen für die Ausbildung müssen sich jedoch umgehend ändern“, forderte Viktoria Schütz von der DEGUMA-Schütz GmbH.
„Das Gewerbegebiet in Geisa hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt. Die Gewerbesteuereinnahmen und die Arbeitsplätze vor Ort sind einer der wichtigsten Faktoren für die Weiterentwicklung der Region“, betonte Bürgermeisterin Manuela Henkel.
Von attraktiven Arbeitsbedingungen profitiere Geisa, was sich auch durch steigende Einwohnerzahlen bemerkbar macht. Nur etwa 50 Prozent der freien Stellen im Wartburgkreis können aktuell mit Auszubildenden besetzt werden, im Geisaer Land seien dies noch deutlich weniger.
Dass das Land Thüringen die Berufsschulen in Thüringen nicht schwächen wolle, verstehe man vor Ort. Dies sei nur nicht die Lösung des Problems.
„Mit der Ablehnung von Gastschulanträgen werden nicht die Berufsschulen in Thüringen gestärkt, sondern vor allen Dingen die Unternehmen in der Region geschwächt, da die Auszubildenden sich in den meisten Fällen dann für eine Ausbildung in Hessen entscheiden“, so Henkel abschließend.