Gastbeitrag von Stefan Studtrucker
„Es ist Zeit, zu machen!“ - Unter diesem Motto hatte das Südthüringer Handwerk alle Bundestagsabgeordneten des Kammerbezirks, deren Parteien im Bundestag vertreten sind, am Montag zum persönlichen Austausch in die Handwerkskammer nach Suhl eingeladen.
Der Einladung gefolgt waren Gerald Ullrich, Abgeordneter der FDP für den Wahlkreis Suhl-Schmalkalden-Meiningen-Hildburghausen-Sonneberg, sowie Christian Hirte, Abgeordneter der CDU für den Wahlkreis Eisenach-Wartburgkreis-Unstrut-Hainich-Kreis.
„Auch im Südthüringer Handwerk ist zu spüren, dass Frust und Unzufriedenheit über die immensen bürokratischen Belastungen und die negative wirtschaftspolitische Entwicklung in unserem Land steigen“, führte Präsident Mike Kämmer aus.
Sowohl die harten Wirtschaftsdaten, als auch die letzte Konjunkturumfrage der HWK Südthüringen zeigten eindeutig, dass die mittelständische Wirtschaft in der Region auf der Stelle tritt.
Lösungen gefordert
Was es deshalb dringend brauche, sei eine andere Wirtschaftspolitik. Dies habe auch die gemeinsame Protestnote der Südthüringer Wirtschaftskammern unterstrichen, die auf breite Zustimmung in der Handwerkerschaft gestoßen sei.
„Wir wollen keine Subventionen, sondern Lösungen!“, dies ist die einhellige Botschaft der Handwerksunternehmer aus der Region, so Mike Kämmer.
„Der positive Blick auf die Zukunft muss wieder da sein“, hob Vorstandsmitglied Gregor Weidner hervor und erläuterte anhand von Praxisbeispielen, wie bereits heute viele Unternehmen mit dem Wegbrechen ganzer Geschäftsbereiche zu kämpfen hätten.
Sein Anspruch an die Politik: „Fachlichkeit muss vor Parteilichkeit stehen!“
Doch nicht nur die Handwerksunternehmen, sondern auch die Berufsbildung ist auf einen Kurswechsel angewiesen. Dies betonte BTZ-Leiter Manfred Tietze.
Gesetzgeber und Agentur für Arbeit müssten wieder längerfristig denken und auch Förderprogramme entsprechend auslegen, um die Ausbildung des Fachkräftenachwuchses sicherzustellen.
Mike Kämmer fasste die Forderungen in seinem Appell an die Politik zusammen: „Jetzt ist Zeit, zu machen! Zeit, um Belastungen zu stoppen. Zeit, Leistung wertzuschätzen und Zeit, Planbarkeit zu schaffen.
Jetzt kommt es darauf an, endlich mit der Entlastung von Handwerksbetrieben und Beschäftigten anzufangen, statt sie nur anzukündigen. Und durch echte Reformen dafür zu sorgen, dass sich Leistung wieder lohnt!“
Stärkerer Blick aufs Handwerk
Die Abgeordneten stellten sich diesen Forderungen in offener Diskussion und betonten dabei insbesondere den Stellenwert von Handwerk und betrieblicher Ausbildung in der Gesellschaft.
„Wir müssen das Handwerk und seine Möglichkeiten stärker in den Blick nehmen“, erläuterte Christian Hirte und bekannte sich vor allem zur Berufsbildung vor Ort.
Einem „Erschlagen wirtschaftlicher Probleme mit Geld“ erteilte er eine Absage: „Eine Feinjustierung in wirtschaftlichen Prozessen kann so nicht funktionieren. Der Staat ist nicht der bessere Unternehmer“, so Hirte.
„Wenn man Politik betreibt wie eine Religion, wird das schiefgehen“, pflichtete ihm Gerald Ullrich bei und bezog sich dabei neben staatlicher Regulierung und Förderung auch auf die Energiepolitik.
„Wir dürfen die Wirtschaft nicht in ein Abhängigkeitsverhältnis vom Staat bringen“, so seine Botschaft. Die Verhinderung immer größerer Bürokratielasten sei in diesem Zuge von entscheidender Bedeutung.
„Der Dachdecker kann sein Geld nur verdienen, wenn er auf dem Dach ist und nicht im Büro“, so Ullrich.