Gastbeitrag von Lea Hohmann
Natur darf Natur sein – das ist das Motto für die Kernzonen im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, die etwa 3 Prozent der Gesamtfläche ausmachen.
Zu den besonders wertvollen naturnahen Waldbereichen als „Urwald aus zweiter Hand“ gehört auch der Gangolfsberg in der Bayerischen Rhön. Rund 40 Wanderinnen und Wanderer konnten im Rahmen des vierten länderübergreifenden Kernzonentags die einzigartige Flora und Fauna des Buchenmischwalds kennenlernen.
Alle drei Verwaltungsstellen hatten im Rahmen des Aktionstages kostenfreie Führungen angeboten – in Hessen ging es mit dem Naturschutz-Experten Elmar Herget auf den „Dreienberg“, in Thüringen erkundeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Karola Marbach und Förster Matthias Spiegel die Kernzone Rhönwald.
Bei der Wanderung in der Bayerischen Rhön ging es ausgehend vom Wanderparkplatz Franzosenweg entlang des Elsbaches durch die Kernzone.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter auch zahlreiche Familien mit Kindern, konnten gemeinsam mit Ranger Maik Prozeller und Lisa Knur von der Bayerischen Verwaltungsstelle eine malerische Kulisse erleben.
„In unseren Wäldern gibt es heutzutage kaum noch ungestörte Bereiche – nahezu jeder Lebensraum ist vom Menschen geprägt. In den Kernzonen, die besonders geschützt sind, soll sich die Natur ungestört vom Menschen entwickeln können“, so Knur.
„Auch Totholz wird hier im Wald belassen – es ist Lebensraum für zahlreiche Lebewesen, wichtiger Nährstofflieferant für den Boden und speichert jede Menge Feuchtigkeit.“
Auf der etwa zweistündigen Wanderung konnten die Wanderinnen und Wanderer nicht nur alte Bäume bestaunen, sondern auch dem Gesang der Vögel lauschen oder auf die Suche nach wildlebenden Bewohnern gehen.
„Hier lebt beispielsweise die winzige Rhönquellschnecke, die weltweit nur in der Rhön und im Vogelsberg vorkommt. Auch die Wildkatze ist hier zu Hause“, weiß Prozeller.
Zudem spielte das Thema Klimawandel eine Rolle. „Es gibt - gerade auch im Wirtschaftswald - verschiedenste Maßnahmen, mit denen man versucht, das Wasser langfristig im Wald zu halten und den Wald so vor dem Austrocknen zu schützen“, so Knur.
Vorbei ging es auf der etwa 4 Kilometer langen Führung auch am eindrucksvollen Vulkangestein an der „Basaltprismenwand“, die vor über 20 Millionen Jahren durch vulkanische Aktivitäten entstanden ist.
Auch Forschung und Monitoring sind in den Kernzonen von großer Bedeutung. Die Ergebnisse geben wichtige Informationen über natürliche Wachstums- und Zerfallsprozesse, auch bei sich verändernden Umweltbedingungen wie Trockenheit und Temperaturänderungen.
Im Idealfall fließen Erkenntnisse in die naturnahe Forstwirtschaft vor Ort ein. „In den Kernzonen selbst findet keine wirtschaftliche Nutzung mehr statt. Ziel ist es, zu untersuchen, wie sich die Natur verhalten würde, wenn nicht in die ursprüngliche Dynamik eingegriffen wird. Daher ist auch eine gezielte Besucherlenkung notwendig“, so Knur.
94 Kernzonen in der Rhön
Die 94 Kernzonen, die etwa drei Prozent der Gebietsfläche im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön ausmachen, sind für den Naturschutz und für die Forschung ‒ vor allem mit Blick auf den Klimawandel ‒ von enormer Bedeutung.
Sie decken ein weites Spektrum an Lebensräumen ab und reichen von sehr naturnahen Laubmischwäldern bis hin zu ehemaligen Nadelholzforsten, die, flankiert durch Waldumbaumaßnahmen, schrittweise einer natürlichen Entwicklung überlassen werden.
Save the Date: Entwicklungszonentag am 23. Juni
Um Projekte nachhaltiger Entwicklung im UNESCO Biosphärenreservat Rhön geht es länderübergreifend am Entwicklungszonentag. Dieser findet am 23. Juni statt. Nähere Infos hierzu sind zeitnah auf der Homepage des Biosphärenreservats zu finden.