In Zeiten des globalen Artensterbens und des massiven Rückgangs natürlicher Lebensräume gehören sie weltweit zu den letzten Rettungsinseln: die Kernzonen in UNESCO-Biosphärenreservaten wie der Rhön.
Sie machen nur etwa drei Prozent der Gebietsfläche aus, sind aber für den Naturschutz und für die Forschung von enormer Bedeutung. Beim vierten länderübergreifenden Kernzonentag am 12. April kann man diese wertvollen Lebensräume bei kostenfreien Führungen kennenlernen.
Kernzonen stehen in jedem UNESCO-Biosphärenreservat repräsentativ für den zu schützenden Naturraum oder für Bereiche, die sich durch sogenannten Prozessschutz zu natürlichen oder naturnahen Ökosystemen entwickeln können.
Manche Kernzonen, die noch aus der Zeit vor ihrer Ausweisung naturferne Nadelholzbestände haben, werden im Zuge des Waldumbaus schrittweise zu naturnahen Bereichen entwickelt. Der Natur wird so quasi etwas auf die Sprünge geholfen.
Daher präsentieren sich die Kernzonen der Rhön in sehr unterschiedlichen Entwicklungsstadien der Naturnähe und Ausprägung.
Das Ziel aller Kernzonen ist, der Natur einen Rückzugsort zu bieten und eine ungestörte Waldentwicklung zu ermöglichen.
Denn: Anhand von Untersuchungen in diesen besonderen Naturschutzgebieten lässt sich beobachten, wie sich die Natur (weitgehend) ohne Einwirken des Menschen entwickelt.
Kennenlernen eines besonderen Naturraums
Soweit keine Beeinträchtigung des Gebietes besteht, stehen Kernzonen außerdem für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) zur Verfügung: Schwerpunkte sind vor allem das Wildniserleben und das Verständnis für die Entstehung von (neuer) Wildnis.
Auch am länderübergreifenden Kernzonentag im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön kann man bei geführten Wanderungen diesen besonderen Naturraum mit seiner Flora und Fauna kennenlernen.
Erleben mit Rücksicht!
Zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt gelten in den Kernzonen ganz einfache Regeln: In den Kernzonen gilt Wegegebot, die ausgewiesenen und markierten Wanderwege dürfen nicht verlassen werden.
Das Pflücken von Pflanzen ist nicht erlaubt, da viele Arten unter Schutz stehen. Müll wird bitte wieder mitgenommen, für Hunde gilt Leinenpflicht. Jegliche Störung, zum Beispiel durch Lärm oder Licht, ist zu vermeiden. Außerdem wichtig: Der Einsatz von Drohnen ist in den Schutzgebieten untersagt.
Bayern: Entdeckungsreiche Feierabendtour durch die Kernzone Gangolfsberg
Um 16:30 Uhr ist Treffpunkt am Wanderparkplatz Franzosenweg (Nähe Oberelsbach https://maps.app.goo.gl/EWLiGjEqgCVbBvAh9). Von hier aus geht es entlang des Elsbaches durch die Kernzone und das Naturwaldreservat.
Dabei kann man eine ganz besonders malerische Kulisse erleben – bestaunen Sie alte Bäume, lauschen Sie dem Gesang der Vögel oder suchen Sie mit Dr. Tobias Birkwald, dem Kernzonenexperten der Bayerischen Biosphärenreservatsverwaltung, nach wildlebenden Bewohnern z.B. nach der winzigen Rhönquellschnecke, die weltweit nur in der Rhön und im Vogelsberg vorkommt.
Die Streckenlänge beträgt rund 2 Kilometer, die Führung dauert etwa 2 Stunden. Die Führung ist für Familien mit Kindern geeignet und findet bei jedem Wetter statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Hessen: Unterwegs mit dem Naturschutz-Experten Elmar Herget
Um 10 Uhr ist Treffpunkt am Wanderparkplatz Friedewald-Motzfeld. Elmar Herget, Sachgebietsleiter Naturschutz bei der Hessischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön, begleitet die Teilnehmenden durch die Kernzone und das Naturschutzgebiet „Dreienberg bei Friedewald“ in der Nördlichen Kuppenrhön - ein Hotspot der Artenvielfalt, unterem für zahlreiche Orchideen.
Freuen Sie sich auf eine wundervolle Frühlingswanderung durch das „Land der offenen Fernen“ und entdecken Sie die Frühblüher im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön. Die Streckenlänge beträgt 6 Kilometer, die Führung dauert etwa 3 Stunden.
Die Führung ist für Familien mit Kindern geeignet, allerdings ist der Weg zum Teil steil. Anmeldung bis 11.04.2024 bei der Hessischen Verwaltung: telefonisch unter (0661) 6006 7800 oder per Mail an info@br-rhoen.de.
Thüringen: Unterwegs in der Kernzone Rhönwald mit Förster Matthias Spiegel und Karola Marbach
Treffpunkt ist um 14 Uhr in der Rhönhausstrasse Richtung Oberweid (50.572899, 10.067340). Parkmöglichkeiten finden Sie am Parkplatz am Aussichtsturm (50.569097, 10.079400) oder am Parkplatz beim Thüringer Rhönhaus (50.567672, 10.072115).
Vom Treffpunkt aus, direkt an der Kreuzung vom Thüringer Rhönhaus kommend, erwartet die Exkursionsgruppe eine spannende und vielseitige Führung in die Kernzone Rhönwald.
Dieser große Waldbereich, seit 1968 Naturschutzgebiet, hatte bereits zu DDR-Zeiten u. a. aufgrund der Grenznähe zu Hessen eingeschränkte Nutzungsvorgaben. In den letzten 60 Jahren haben sich besondere und urwüchsige Strukturen, auch seit Ausweisung als „Totalreservat“ entwickeln können.
Die Kernzone Rhönwald ist heute Lebensraum vieler bedrohter und störungsempfindlicher Arten wie beispielweise der heimliche Waldbewohner „Mopsfledermaus“.
Auf dem Weg in Richtung Basaltsee im Rhönwald werden verschiedene Untersuchungsprojekte in der Kernzone durch Karola Marbach und Matthias Spiegel präsentiert.
Dabei werden Besonderheiten, die in den letzten Jahren aufgedeckt werden konnten sowie Veränderungen des Waldes vorgestellt. Auf dem Salzweg geht es weiter über den Naturlehrpfad „Ellenbogen“ in Richtung Noahs Segel.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung ist vonnöten. Diese Exkursion ist auch für Familien geeignet.
Ausführliche Informationen zur Zonierung im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön und die Koordinaten für die Treffpunkte der Führungen am Kernzonentag finden Sie online unter www.biosphaerenreservat-rhoen.de.