Am Montag, den 25. März 2024 starteten die Rhönschätze aus Kaltenlengsfeld ihren ersten Spendenlauf. Ziel ist es in 11 Tagen 11.000 Euro zu sammeln, um tiergestützte Projekte zu finanzieren und diese Art der Therapie bekannter zu machen.
Entlang des Grünen Bandes sollen mit zwei Pferden und einem Hund 111 Kilometer zurück gelegt werden.
Auch das MDR-Fernsehen hat die Reise der jungen Kaltenlengsfelderin begleitet. Heute Abend wird sie unter anderem im MDR Thüringen Journal zu sehen sein.
Bis Sonntag besteht die Möglichkeit, die Rhönschätze via Paypal finanziell zu unterstützen, um somit die tiergestützte Therapie zu fördern (HIER geht's zur Spendenaktion).
Franziska Vogt, Geschäftsführerin und Initiatorin des Spendenlaufs, nimmt uns mit auf ihre abenteuerliche Reise:
Logbuch Spendenlauf Tag 11 (4. April):
Unser letzter Tag bricht an. Irgendwie mischt sich Vorfreude mit Wehmut. Brigitte und Bernhard Waider aus Geismar haben am gestrigen Abend alles möglich gemacht, um uns noch eine Unterkunft zu besorgen. Das war in den letzten Tagen echt schwierig geworden.
Teddy und Bolek waren bei der "Agrargenossenschaft Rhönperle eG Bremen" in Spahl untergebracht. Herr Wolf, einer der Geschäftsführer der Agrargenossenschaft, hatte sein OK gegeben, die zwei auf einer Wiese unterzubringen.
Herr Diel, der stellvertretende Bereichsleiter in Spahl, hat uns drei sogar mit leckerem Kuchen bedacht als wir ankamen. Über diese liebe Begrüßung haben wir uns sehr gefreut.
Sabine, die auch dort arbeitet, hatte schon eine Koppel gebaut, so dass wir nach der Ankunft super schnell fertig waren. Überhaupt war das auf der gesamten Reise eine riesige Erleichterung und große Zeitersparnis.
Meist waren die Koppeln und Unterkünfte für die Ponys schon fertig und wir konnten sie am nächsten Tag auch einfach wieder verlassen. Ohne große Vor- oder Nacharbeit.
Die Agrargenossenschaft gehört mit zu einem der größten Arbeitgeber im Wartburgkreis. Über 100 Mitarbeiter/innen sind dort beschäftigt. Ein wichtiger Milch- und Fleischlieferant für uns und unsere Region.
Während die Ponys also friedlich grasten und ihren Feierabend genossen, ließen uns die Mitarbeiter im Laufe des Abends bis zum nächsten Morgen immer wieder wissen, dass es ihnen gut ging. Soviel Fürsorge und Anteilnahme an unserem Projekt fühlte sich toll an. Es ist schön, willkommen zu sein.
Kurz nachdem die Tiere versorgt waren, wurden wir auch schon von Brigitte abgeholt, die uns zu unserer Unterkunft in Geismar fuhr. Die liebe Hildegard, eine Freundin der Familie Waider, stellte uns ihr Gästezimmer zur Verfügung. Vorher gab es aber noch ein Abendessen bei Brigitte und Bernhard.
Die Kids schliefen wie immer zügig ein und ich fand genügend Ruhe für meinen Tagesbericht. Der nächste Morgen begann regnerisch. Nachdem die Packtaschen einmal durchsortiert waren, machten wir uns noch einmal auf zu Familie Waider, die auch ein Frühstück für uns bereit hielt und uns anschließend auch wieder zurück nach Spahl fahren wollte.
Bei Rührei und Kaffee kamen wir ins Gespräch. Brigittes und Bernhards Enkel Til begleite ich schon viele Jahre in der Reittherapie. Erst kürzlich haben wir für ihn durch eine Spendenaktion erfolgreich Therapiestunden finanziert.
Til erkrankte im frühen Alter an Duchenne. Natürlich wollte ich wissen, wie es ihnen als Großeltern ergangen ist, als sie damals von der Erkrankung erfuhren.
Auch heute, nach so vielen Jahren, waren beide sehr berührt. Angst, den Enkel zu überleben, Ohnmacht, nichts dagegen tun zu können waren Gefühle, die ich heraushören konnte. Sichtbare Traurigkeit, die auch in mir Mitgefühl auslöste.
Bei dem Gedanken daran, dass die Zukunft mit ihrem ältesten Enkel ungewiss ist, wird wohl immer eine gewisse Schwere bleiben. Aber da ist auch Zuversicht.
„Für Til ist jeder Tag ein neuer Tag“, sagte Brigitte, „und diesen gilt es, zu genießen.“ Ja, die Zeit zum Leben ist jetzt. Immer leicht dahin gesagt, verlieren wir uns oft im Alltag und vergessen dabei, bewusst zu leben. Erst wenn wir Schicksalsschläge erleben, wird uns unweigerlich klar, wie wertvoll ein einziger Tag ist. Auch das wurde mir auf meiner Reise wieder deutlich.
Brigitte und Bernhard mussten die Erfahrung auch 2019 noch einmal machen, als das Ehepaar zeitgleich an Krebs erkrankte. Ein weiterer Schicksalsschlag, der sie enger zusammen rücken ließ. Gemeinsam gaben sie sich Kraft, schenkten sich Liebe, Hoffnung, Mut und schafften es letztendlich auch durch die Unterstützung ihrer Familie und Freunde, den Krebs zu besiegen.
Auch in der tiergestützten Therapie begleiten wir nicht nur Menschen, die direkt von einer Krankheit oder Behinderung betroffen sind, sondern können auch deren Angehörige unterstützen.
Im Leben ist alles ein Prozess. Jeder benötigt unterschiedlich viel Zeit, sich mit neuen Situationen, Veränderungen zu arrangieren. Sie zu akzeptieren.
Tiere können helfen, einen Weg zu finden, mit dem neuen Lebensabschnitt zurecht zu kommen, sich weiterzuentwickeln. Trauer zu überwinden, Stress abzubauen, zu entschleunigen, Ängste zu bearbeiten, Konflikte zu lösen, Selbstliebe und Resonanz zu erhöhen. Wichtig ist, egal welchen Weg man wählt, Hauptsache man kommt ins Tun.
Ich wünsche mir, dass jeder Betroffene eine Möglichkeit, einen Weg findet durch schwere Zeiten zu kommen. Nicht alleine ist und den Mut hat, sich für Neues zu öffnen.
Wie sooft in den letzten Tagen, hätten wir auch heute noch weiter reden können. Aber die Zeit war um und wir machten uns auf den Weg.
Zurück in Spahl machte ich die Ponys startklar.
Pünktlich zum Abmarsch regnete es in strömen. Die Kinder und ich waren genervt und noch bevor es richtig los ging schon das erste Mal patschnass. Was für ein Start in den letzten Tag. Den machte auch das heranfahrende Team vom MDR nicht besser. Ich hatte nur einen Wunsch: Regenpausen.
Circa eine Stunde verbrachten wir noch mit Kameramann und Gefolge und liefen dann schnellen Schrittes in Richtung Point Alpha. Noch gute 11 Kilometer waren es als wir wieder alleine waren.
Odin erzählte die Geschichte vom Räuber Hotzenplotz, die Talvi in Kombination mit den Reitbewegungen für knapp 20 Minuten einschlafen ließ. Heute war es nicht aufzuhalten und der Powerschlaf tat ihr gut. Zu meiner Freude bekamen wir nach 1,5 Stunden die ersehnte Regenpause.
Ab Setzelbach hielt das Wetter, beschenkte uns sogar hin und wieder mit Sonnenstrahlen. Der letzte kleine Anstieg zum Point Alpha stand bevor. Die Kids ließen sich zum selbstständigen Laufen motivieren. Oben angekommen, konnten wir das "Haus auf der Grenze" schon von weitem sehen.
Wow, da ist das Ziel! Vorbei an einigen Skulpturen war es nun nicht mehr weit. Heute kamen uns sogar einige Wanderer entgegen. Auf der ganzen Reise waren es bisher nur Hasen, Rehe und Eichhörnchen und fünf Menschen.
Ja, und da war sie nun, die Zielgerade. Die Frage, was ich aus der Zeit nun mitnehme, wie es war usw. hatte ich nicht nur medial schon mehrfach beantwortet, ich habe mir die Frage natürlich in den letzten 48 Stunden auch selbst schon öfters gestellt. In vollem Umfang kann ich das wahrscheinlich erst in ein bis zwei Tagen beantworten, wenn sich alles etwas gesetzt hat.
Aber ich kann jetzt diesen Hype ums Pilgern absolut nachvollziehen. Es ist in jeder Hinsicht eine Bereicherung. Es macht Spaß, es befreit, es lässt einen wachsen, weiterentwickeln.
Zusammen mit einem Tier, mit seinen Kindern, Freunden, Partner stärkt es in jedem Fall die Bindung. Unser Ziel, die tiergestütze Therapie bekannter zu machen und ihren Wert und Vielseitigkeit zu verdeutlichen, hoffe ich erreicht zu haben. Für mich jedenfalls hat es sich durch die vielen Begegnungen und Geschichten erneut bewiesen.
Ich möchte die Reise nicht missen und hoffe sehr, dass es mir gelingt meine Erfahrungen, Erkenntnisse und Erlebnisse zu manifestieren und in den Alltag zu integrieren. Auch wenn wir unser Spendenziel nicht erreicht haben, so freue ich mich über jeden Euro, der zusammen gekommen ist.
Über jedes liebe Wort, über jede Motivation und Anerkennung, die ich in den vergangenen elf Tagen erhalten habe. Sie waren der Lohn und Antrieb weiterzugehen und eine gute Sache voran zutreiben.
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen von Herzen bedanken, die diesen Spendenlauf möglich gemacht und unterstützt haben!
Amy von fotofactory kam uns ein Stück entgegen und machte die letzten Aufnahmen unseres großen Abenteuers. Nach wenigen Metern kamen wir an. Ein Zielfoto, ein Interview, ein Aufatmen, ein Lachen. Äußerlich unspektakulär, innerlich ein Fest.
Die Kinder waren erleichtert, freuten sich auf Papa, der uns abholen wollte und das bevorstehenden Abendessen was ich ihnen versprach.
Wir haben es gewagt. Haben den verrückten Gedanken, die kleine Schnapsidee in die Tat umgesetzt. Sind vor elf Tagen völlig urteilsfrei los gelaufen, mit einer Mission, die es so in der Form wohl noch nicht gab. Haben es bis zum Schluss durchgezogen und sind nun am Ziel.
Neben all den Geschichten und Erkenntnissen über das Leben und einen selbst, kann ich zum Abschluss hinzufügen, dass es sich immer lohnt seine Ideen, Wünsche und Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Wer nichts versucht, wird nie wissen ob's nicht doch gut geworden wäre. Habt den Mut und macht den ersten Schritt, am Ende ist es immer ein Geschenk an euch selbst.