Am Montag, den 25. März 2024 starteten die Rhönschätze aus Kaltenlengsfeld ihren ersten Spendenlauf. Ziel ist es in 11 Tagen 11.000 Euro zu sammeln, um tiergestützte Projekte zu finanzieren und diese Art der Therapie bekannter zu machen.
Entlang des Grünen Bandes sollen mit zwei Pferden und einem Hund 111 Kilometer zurück gelegt werden.
Franziska Vogt, Geschäftsführerin und Initiatorin des Spendenlaufs, nimmt uns mit auf ihre abenteuerliche Reise:
Logbuch Spendenlauf Tag 8 (1. April):
Am gestrigen Sonntag verbrachten die Ponys einen Ruhetag am Knottenhof. Daniela und Christoph kümmerten sich sehr gut um die zwei und versorgten sie mit allem notwendigen. Das Pärchen gehört zur Familie und so fiel es mir nicht schwer die Ponys dort rasten zu lassen.
Währenddessen machten wir uns auf den Weg, um die verlorenen Sachen entlang der bisher gelaufenen Strecke zu suchen. Stellenweise gar nicht so einfach, kommt man zwar zu Fuß nahezu überall hin, wars mit dem Auto schon schwieriger.
Aber bis auf zwei Sachen wurde alles wieder gefunden. Meist hing es an Ästen am Wegesrand. Das ist wirklich die beste Methode bei Fundsachen, solange es sich nicht um Wertsachen handelt.
Auch den Steinkopf, den ich auf Grund der Uhrzeit nicht mehr sehen konnte am Dienstag, haben wir nochmal angefahren und das "To-Do" auf der Liste abgehakt.
Alles wieder fertig gepackt ging es heute gegen 11 Uhr am Knottenhof weiter. Diesmal mit dabei meine Freundin Sabine Leister. Auch sie unterstützt die Rhönschätze schon viele Jahre bei allen Veranstaltungen und Angeboten. So war sie auch bei der Planung und Organisation dieses Spendenlaufs aktiv dabei, worüber ich sehr dankbar bin.
Grundsätzlich wissen wir doch alle, dass das Leben mit Freunden schöner ist. Einfacher, leichter, bunter, erfüllter.
Die Verantwortung egal in welcher Hinsicht auf mehrere Schultern zu verteilen, nimmt jeder Aufgabe, jeder Herausforderung und jeder Situation automatisch die Last.
Zumindest kann ich das aus meiner Erfahrung heraus sagen. Auch unschöne Situationen sind zusammen mit einem Menschen leichter zu ertragen. So war es auch heute.
Nachdem wir ungefähr 30 Minuten unterwegs waren, wurde der Regen, der gegen halb 11 eingesetzt hatte, stärker. Auf Höhe des Kohlbachshof ging es über in sehr "ergiebigen Dauerregen", um es in Sabines Worten zu sagen.
Nachdem dann auch noch die eigentliche Route nicht zu begehen war, weil die Wiese weitläufig eingekoppelt war, beschlossen wir den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen und auf dem Feldweg zu bleiben. Ziemlich entgegen meiner Prinzipien.
Wenn ich mir etwas vorgenommen oder in den Kopf gesetzt habe - und sei es nur eine Wanderroute - dann gibt es wenig bis keine Option auf Veränderung. Nun kam es auf dieser Reise schon das zweite Mal zu Kompromissen.
Der Weg querte eine Nebenstraße, die zur Landstraße Richtung Zitters führte. Laut dem Grünen Band sollten wir aber nochmal links weg, auf den Wanderweg. Irgendwie Richtung Wald.
Zu dem Zeitpunkt war ich "obenrum" schon gut durchgeregnet. Kurzerhand entschieden wir, auf der Straße zu bleiben, um unsere Füße noch ein bisschen zu schonen und auf festen Wegen weiterzugehen.
Zu diesem Zeitpunkt war ich ziemlich froh darüber, heute morgen entschieden zu haben, beide Kinder zu Hause zu lassen, da auch der Große anfing zu kränkeln.
In Zitters angekommen suchten wir Schutz in der Bushaltestelle, um einen Blick auf die Karte zu werfen. Das Handy während des Laufs rauszuholen war nicht möglich.
Der eigentliche Wanderweg verlief parallel zur Landstraße und so blieben wir weiter auf Kurs. Lang konnte es nicht mehr dauern. Eine Pause unter Dach wäre möglich gewesen, aber stehenbleiben so sacknass war keine Option. So fiel die Brotzeit aus und es ging weiter.
Ein bisschen traurig war ich, so einen blöden Tag erwischt zu haben. Startet in Zitters ein toller Wanderweg, der einen Waldspielplatz und einiges zum sehen bereithält, den ich mit den Kids gern besucht hätte (Guck und Putschelweg).
Der nächste Ort war Kranlucken, von dort sollte es nur noch ein knapper Kilometer sein. Mittlerweile war ich nun auch "untenrum" nass. Die Gesamtsituation fand ich dann schon ziemlich kacke. Lust hatte ich keine mehr.
Dennoch oder vielleicht aus dem Grund, dass ich nicht allein, sondern auch Sabine mein "Leid" teilte, konnten wir lachen. Wie es allein gewesen wäre, weiß ich nicht. Sicher schlimmer. Sicher wäre meine Laune noch mehr im Keller gewesen.
So gab es jemanden, der zwar nicht aktiv etwas an der Situation ändern konnte, aber der da war da. Ein Freund, ein Mensch, der es leichter machte, die Situation anzunehmen wie sie war.
Ist das heute noch selbstverständlich? Jemand der mitten in der Woche bei maximal beschissenstem Wetter dein verrücktes Vorhaben unterstützt und mit dir 10 Kilometer durch die Rhön läuft?
Nein, ich glaube nicht. Nicht selbstverständlich, aber möglich. Es gibt sie nämlich noch, die Menschen die nicht nur an andere denken, sondern auch da sind. Einfach so. Weil wir alle Menschen sind.
Und es jeder verdient hat, Hilfe zu bekommen, wenn er sie braucht. Ob befreundet oder nicht. Muss immer eine Freundschaft vorausgehen, muss man sich immer kennen, um zu helfen?
Das, was ich erlebe , was ich höre und sehe, sind oftmals Einzelkämpfer. Was ist passiert, dass wir nicht mehr füreinander da sind? Nicht nur dann, "wenn das Kind im Brunnen liegt", wenn ein Schicksalsschlag das Leben des anderen auf den Kopf stellt. Sondern auch im Alltag.
Nicht nur am Wochenende zum Bierchen vorm Grill. Nicht nur zum Fußballspiel oder Thermomix - Abend. Ich kann mich erinnern, dass das Haus meiner Eltern die ganze Straße gebaut hat. Viele Hände schnelles Ende. Heute wurschtelt jeder für sich allein, muss Tage im Voraus helfende Hände anfragen.
Einen Wanderer spontan aufnehmen, oder gar sich aktiv seiner Bedürfnisse annehmen und helfen, wenn man selbst nicht kann, fällt vielen schwer.
Was ist es, das uns abhält? Das eigene Leben und dessen Herausforderung? Bequemlichkeit? Angst? Der Job, die Familie, die einen einnimmt? Irgendwie ging es doch früher auch.
Warum? Weil man auf andere mehr angewiesen war, nicht alles kaufen konnte, sondern tauschen musste? Waren wir alle "gleicher"? Weil jeder wenig hatte? Hat uns die "neue, bessere Welt" so verändert? Warum sehen wir in der Hilfe/ Unterstützung anderer eher eine (Be-) lastung als eine (Be-)reicherung?
Ich wünsche mir, dass wir wieder ein bisschen mehr "Back to the roots" kommen. Miteinander statt im Alleingang.
Zusammen geht es besser, zusammen sind wir stärker, Zusammen können wir soviel mehr erreichen und voneinander profitieren. Traut euch um Hilfe zu fragen und traut euch, "Ja" zu sagen und für andere da zu sein.
Es sind die Menschen, die Begegnungen mit ihnen, die das Leben leichter machen und es bereichern.
Am Oberrothof angekommen begrüßten wir Reinhold Müller der uns schon erwartete. 10 Kilometer im Laufschritt ohne Pause - geschafft in 2, 5 Stunden.
Zum Glück, dachte ich. Jetzt schnell die Pferde in den Stall , damit sie morgen trocken sind und dann raus aus den Klamotten, ab unter die Dusche.
Auf dass es morgen besser wird. Dann geht's weiter 'gen Westen, nach Habel.