Die Schulsituation in Südthüringen und der Rhön spitzt sich dramatisch zu. An immer mehr Regelschulen herrschen chaotische Zustände, die Eltern, Schüler und Lehrer gleichermaßen an ihre Grenzen bringen.
Auch in der Regelschule Dermbach und Kaltennordheim (wir berichteten) ist der Lehrermangel mittlerweile so gravierend, dass ein geregelter Unterricht kaum noch möglich ist.
Eltern berichten von einem Schulalltag, der eher einem schlechten Witz als einer ordentlichen Bildung gleicht.
Eine Mutter, deren Sohn die 6. Klasse der Regelschule Dermbach besucht, schildert die erschütternde Realität:
„Schon in der 5. Klasse wurde der Stundenplan ständig geändert. Mein Sohn hatte teilweise drei Mal Kunst am Tag, wo die Kinder nichts anderes taten, als Kästchenpapier auszumalen. Das Fach Medienkunde? Das gab es genau einmal!
Jetzt, in der 6. Klasse, sieht es kaum besser aus. Drei Tage die Woche hat er gerade mal vier Stunden Unterricht, die restlichen zwei Tage sind es fünf Stunden. Von den versprochenen Fächern wie der zweiten Fremdsprache und Medienkunde fehlt jede Spur.
Und die höheren Klassen? Die haben keinen Biologie-, Chemie- oder Physikunterricht, weil schlichtweg kein Lehrer da ist!“
Auch eine andere Mutter, deren Sohn die 8. Klasse in Dermbach besucht, berichtet von einem alarmierenden Zustand:
„Ich habe den Artikel über die 4-Tage-Woche in Kaltennordheim gelesen und kann nur sagen, dass es bei uns nicht viel besser ist. Zwar haben wir noch keine 4-Tage-Woche, aber der Stundenplan meines Sohnes sieht aus wie der eines Erstklässlers.
Täglich nur vier Stunden Unterricht, und die naturwissenschaftlichen Fächer fallen komplett aus. Wie soll da noch eine vernünftige Schulbildung gewährleistet sein?“
Die Schuld für diese katastrophale Lage kann man den Lehrern und Schulleitern nicht zuschieben. Sie kämpfen täglich darum, den Betrieb irgendwie aufrechtzuerhalten.
Doch ihre Bemühungen stoßen an Grenzen, die durch eine jahrelang verfehlte Bildungspolitik in Thüringen gesetzt wurden. Über Jahrzehnte hinweg wurde es versäumt, neues Personal zu rekrutieren.
Thüringer Lehrer wurden in den Westen abgeworben, während in der Heimat die Schulen ausbluteten. Diese Misere beschränkt sich nicht nur auf die allgemeinbildenden Schulen. Auch an den Berufsschulen ist die Lage mehr als angespannt.
Stefanie von Nordheim von der Handwerkskammer schildert die Konsequenzen des Lehrermangels: „Wir beobachten zunehmend, dass Schüler von den allgemeinbildenden Schulen mit gravierenden schulischen Defiziten eine handwerkliche Ausbildung beginnen.
Sie fehlen in den Grundkompetenzen und wichtigen Fächern wie Mathematik und Physik. Die Situation an den Berufsschulen spiegelt diesen Trend wider.
Lehrer scheiden altersbedingt aus, doch es gibt keinen Nachwuchs, der nachrücken könnte. Die Folge ist, dass ganze Standorte gefährdet sind, obwohl die Wirtschaft in der Region dringend Fachkräfte benötigt.“
Die Handwerkskammer kämpft verzweifelt gemeinsam mit dem Bildungsministerium um Lösungen. Es werden Kampagnen zur Lehrergewinnung gestartet, Quereinsteiger sollen gewonnen werden, doch all diese Maßnahmen kommen viel zu spät.
Die Folgen der verfehlten Politik der letzten 20 Jahre sind längst spürbar: Ein ganzer Landstrich, der von Bildungsnotstand und Perspektivlosigkeit bedroht ist.
Das Fazit ist erschütternd: In der Rhön und in Südthüringen muss dringend gehandelt werden. Wenn nicht sofort nachhaltige Maßnahmen ergriffen werden, droht eine ganze Generation von Schülern ohne ausreichende Bildung und Zukunftschancen aus den Schulen zu gehen.
Der Appell an die Verantwortlichen ist klar: Es muss jetzt investiert werden – in Lehrer, in Schulen und in die Zukunft dieser Region!