Am 16. August um 19.55 Uhr wurden die beiden Kühltürme des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld (KKG) erfolgreich und sicher zum Einsturz gebracht.
Der Sprengabbruch verzögerte sich aufgrund einer Protestaktion eines 36 Jahre alten Mannes. Die Klärung strafrechtlicher Verstöße ist Gegenstand polizeilicher Ermittlungen. Ob und in welcher Höhe zivilrechtliche Forderungen durch die Beteiligten geltend gemacht werden können, wird ebenfalls geprüft.
Durch den schnellen und konsequenten Einsatz der Polizeikräfte konnte der Mann gesichert werden und der Sprengablauf wurde neu gestartet. Der Abbruch wurde durch zwei gezielte Sprengungen im unteren Bereich der Türme eingeleitet.
Dadurch fielen exakt um 19.55 Uhr zunächst der nördliche und ca. 15 Sekunden später der südliche Kühlturm in sich zusammen. Beide Türme kamen wie geplant an Ort und Stelle auf dem Boden auf.
Bewährte Abbruchmethode und umfangreiche Planung
Für die Sprengung wurde die Technologie der Fallrichtungssprengung, genauer gesagt Kipp-Kollaps-Sprengung, gewählt.
Dies bedeutet, dass die Türme zunächst in eine vorgegebene Richtung angekippt wurden und anschließend kollabierten. Hierfür wurden ab Ende Juni ca. 16 Meter lange Fall- und ca. 40 Meter hohe Vertikalschlitze in die Kühlturmschalen eingebracht.
Zusätzlich wurden in die Hälfte der jeweils 72 Kühlturmstützen sowie im Bereich der Fall- und Vertikalschlitze zahlreiche Löcher gebohrt und mit Sprengladungen befüllt. In Summe kamen 1.340 elektronische Zünder und 260 kg Sprengstoff zum Einsatz.
Bei der gezielten Sprengung entstand in Kombination mit den angebrachten Schlitzen ein sogenanntes „Sprengmaul“, das die Kühltürme kontrolliert in sich zusammenfallen ließ.
Um einen sicheren Sprengabbruch zu gewährleisten, hatte das KKG-Projektteam bereits vor fast zwei Jahren mit den aufwändigen Planungs- und Vorbereitungsarbeiten begonnen. Umso mehr freut sich Anlagenleiter Bernd Kaiser über den gelungenen Kühlturmabbruch und erklärt:
„Mein Dank gilt heute ganz besonders der Sprengmeisterin Ulrike Matthes und ihrem Team von der Thüringer Sprenggesellschaft sowie allen Beteiligten im KKG, insbesondere dem Projektleiter Matthias Aron.
Ein herzliches Dankeschön geht auch an alle Einsatzkräfte, an die Polizei, an das Landratsamt Schweinfurt, die umliegenden Gemeinden sowie an alle anderen involvierten Behörden, mit denen wir in den letzten Wochen und Monaten sehr konstruktiv zusammengearbeitet haben.“
Bauschutt verbleibt größtenteils auf der Anlage
Durch die Sprengung sind rund 55.000 t Bauschutt entstanden, dabei handelt es sich hauptsächlich um Beton. Der Betonbruch wird zunächst aufbereitet und ein Großteil davon (etwa zwei Drittel) zum Verfüllen einer der beiden Kühlturmtassen verwendet.
Diese Fläche soll später als Lagerfläche für Materialien aus dem Rückbau des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld genutzt werden. Der restliche Teil des Betonbruchs sowie Kunststoffe und Metalle werden dem Wertstoffkreislauf zugeführt.
Sicherer Verlauf durch umfassendes Sicherheitskonzept
Damit das Ereignis für die Bevölkerung reibungslos verlaufen konnte, hatte das Landratsamt Schweinfurt gemeinsam mit der Polizeiinspektion Schweinfurt ein umfassendes Sicherheitskonzept erarbeitet.
Zentraler Bestandteil des Konzepts war eine weiträumige Absperrung um das Kraftwerk, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. Rund 50 Kräfte der Feuerwehr und ca. 200 Polizeibeamtinnen und -beamte waren vor Ort im Einsatz.
„Auch angesichts der für mich von krimineller Energie getragenen Störaktion haben alle Beteiligten gleichermaßen gute Nerven und hohe Professionalität an den Tag gelegt. In den vergangenen Monaten haben alle intensiv auf diesen Tag hingearbeitet.
Dank der sehr guten Zusammenarbeit zwischen dem Betreiber PreussenElektra, der Sprenggesellschaft, den Einsatzkräften und dem Landratsamt Schweinfurt ist die Sprengung zwar mit Verzögerung, aber erfolgreich und sicher verlaufen“, sagte Landrat Florian Töpper vor Ort.