Gastbeitrag von Richard Veltum
Am Sonntag feierten die Wiesenfelder und zahlreiche Gäste das 30-jährige Bestehen ihrer Mariengrotte.
Die Mariengrotte wurde 1994 von den Brüdern Leo und Anselm Eckart unter der Unterstützung der katholischen Kirchgemeinde Wiesenfeld erbaut und am 29. August 1994 durch den Geisaer Pfarrer Uwe Hahner feierlich eingeweiht.
Zur Historie
In der Wiesenfelder Gemarkung befand sich eine alte historische Mühle, welche bereits im frühen 16. Jahrhundert gestanden haben soll. Hier wurde nicht nur Getreide gemahlen, sie funktionierte auch als Sägemühle.
So kamen zahlreiche Bauern aus der Umgebung der Rhönortschaften und brachten ihr Getreide zum Mahlen bzw. ließen ihr Holz sägen. So ging es einige Jahrhunderte.
In der Zeit des verheerenden Zweiten Weltkriegs gaben die Angehörigen der Müllerfamilie Eckhart ein Versprechen ab: Sie versprachen, nach dem Kriegsende, als Dank eine Mariengrotte in ihrem Heimatort Wiesenfeld zu errichten.
Im Jahr 1942 bestellten die Mühlenbesitzer bei dem Fuldaer Bildhauer Fleck eine Statue der Muttergottes. Sie verwahrten ihre Gottesmutter sicher in der Wiesenfelder Mühle.
Doch nach dem Zweiten Weltkrieg zerfiel Deutschland in zwei Teile. Wiesenfeld und die Mühle lag nun in dem sowjetisch besetzten Sektor, in der späteren DDR. Im Jahr 1952 hätten sich unter den Dorfbewohnern Angst und Schrecken verbreitet.
Es wurde damals unter der Bevölkerung diskutiert und befürchtet, dass Wiesenfelder Dorfbewohner ihre Heimat verlassen müssen und evakuiert werden sollten.
Daraufhin entstand im Dorf eine große Fluchtbewegung in Richtung „Westen“ in die Bundesrepublik. Insbesondere am 5. und 6.Juni 1952 flüchteten 19 Familien mit über 100 Personen über die naheliegende Grenze nach Setzelbach in die Bundesrepublik. Die betroffenen Dorfbewohner verließen über Nacht Haus und Hof.
Darunter war auch die Müller-Familie Eckart, sie trieben ihr Vieh und mit wenig Hab und Gut über die noch offene Grenze. Die Grenze wurde damals schon mit bewaffneten Soldaten gesichert.
Natürlich bestand auch hier immer die Gefahr, dass Schusswaffen angewandt wurden und somit auch Gefahr für Gesundheit und Leben. Die Geflüchteten mussten in der Bundesrepublik bei „Null“ anfangen und sich ein völlig neues Leben aufbauen. Viele Geflüchtete schauten in den folgenden Jahren an der Grenze sehnsüchtig nach ihrem geliebten Heimatort im „Osten“.
Lediglich das Kirchenglockengeläut ihrer katholischen Kirche St. Ursula gelangte ungehindert über die Grenze. In der DDR wurde damals durch die „Kreiseinsatzleitung“ der Beschluss gefasst, die alte historische Wiesenfelder Mühle, abzubrennen und dem Boden gleichzumachen. Gegen diesen Beschluss hatten die Gläubigen Dorfbewohner keinerlei Einspruchsrechte.
Mutige Wiesenfelder Dorfbewohner, unter ihnen der damalige Kirchenvorstand Reinhold Reuter retten die Marienstatue aus der Mühle und brachten diese unbemerkt in der katholischen Kirche St. Ursula in Sicherheit. In der Sakristei fand die Statue über 40 Jahre einen sicheren Aufbewahrungsort.
Erst nach der Friedlichen Revolution konnten die Gebrüder Leo und Anselm Eckart ihr Familienversprechen mit der Hilfe der Wiesenfelder 1994 in die Tat umsetzen. Nunmehr konnten die Wiesenfelder das 30-jährige Bestehen ihrer Mariengrotte würdig begehen.
Besonderes Jubiläum gefeiert
Im Rahmen einer feierlichen Gedenkandacht würdigte der Geisaer Stadtpfarrer Martin Lerg dieses besondere Jubiläum. Ein Dankeschön für die jahrelange Pflege und Betreuung der Mariengrotte gebührt der Wiesenfelderin Renate Wingenfeld und ihrer Familie.
Ebenso verdient ein Dankeschön der Malermeister Manfred Reinhard, er hat unentgeltlich die Statue der Gottesmutter restauriert und mit frischer Farbe versehen. Sie erstrahlt nunmehr im neuen Glanz.
Für die musikalische Umrahmung der Dankandacht am Sonntag sorgten die Musikerinnen der „Geisaer Stubenmusik“. Christa Riemer am Hackbrett, Marietta Hohmann an der Zither und Rita Vogt an der Gitarre.
Pfarrer Martin Lerg betete gemeinsam mit den Gläubigen das Vaterunser und gab seinen priesterlichen Segen. Stadtpfarrer Martin Lerg, Ortsteilbürgermeister Michael Kehl und Küster Robert Hohmann bedankten sich bei allen Beteiligen für ihre Hilfe und Unterstützung.
Sie luden die Gläubigen und Gäste zum Wiesenfelder Dorfanger ein, wo 20 Jahre Backhausverein gefeiert wurden. Hier gab es gute Unterhaltung, persönliche Gespräche und natürlich köstlichen Backhauskuchen.