Gastbeitrag von Christopher Eichler
Der Landkreis Schmalkalden-Meiningen hat erfolgreich an der diesjährigen Landestierseuchenübung teilgenommen, die vom 3. bis 5. September 2024 stattfand.
Die Übung, in die alle kommunalen Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsämter sowie das Landestierseuchen-Krisenzentrum des Thüringer Landesamtes für Verbraucherschutz einbezogen waren, diente der bestmöglichen und konzertierten Vorbereitung aller Akteure auf einen möglichen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP), die im Übungsszenario unter anderem im Landkreis Schmalkalden-Meiningen in einer Schweinezuchtanlage nachgewiesen wurde.
Wie ernst und aktuell das Thema ist, zeigt beispielsweise der jüngste Ausbruch der ASP in Hessen, im dortigen Landkreis Groß-Gerau, wo Mitte Juni 2024 erstmals im Nachbar-Bundesland ein Wildschwein positiv auf die Afrikanische Schweinepest getestet worden war.
Afrikanische Schweinepest: Eine ernste Bedrohung
Die Afrikanische Schweinepest ist eine virale Erkrankung, die ausschließlich Schweine betrifft und für diese fast immer tödlich verläuft.
Seit ihrem ersten Auftreten in Deutschland im Jahr 2020, insbesondere in Brandenburg nahe der polnischen Grenze, hat sich die ASP zu einer der größten Herausforderungen für die Schweinehaltung entwickelt.
Für Menschen und andere Haustiere stellt die Tierseuche keine Gefahr dar, jedoch sind die wirtschaftlichen Folgen für die gesamte Schweinefleisch produzierende Branche erheblich.
Das Übungsszenario
Im Übungsszenario waren fiktiv mehrere Tiere in einem regionalen Schweinezuchtbetrieb verendet. Der Verdacht des hinzugezogenen Tierarztes bestätigte sich nach einer Probennahme schnell – es handelte sich um die Afrikanische Schweinepest.
Der Tierseuchenstab des Landkreises, der sofort aktiviert wurde, hatte in der Folge eine ganze Reihe von Aufgaben zu erledigen, die im Ernstfall eine weitere Verbreitung der ASP verhindern sollen.
Zudem spielte das Landestierseuchen-Krisenzentrum als Organisator der Übung spontane Problemstellungen ein, die ebenfalls kurzfristig zu lösen waren.
Auf Ebene des Landkreises waren zeitweise bis zu 40 Personen mit dem Übungsszenario beschäftigt, das durch den Fachdienst Veterinär- und Lebensmittelüberwachung koordiniert wurde.
Bei einem Ausbruch der ASP im Hausschweinebestand werden sogenannte Sperrzonen in bestimmten Radien um den Ausbruchsbetrieb eingerichtet, um die Ausbreitung der Krankheit zu stoppen. In diesen Zonen gelten strenge Regeln, etwa Transportverbote für Tiere und verstärkte Hygienevorschriften.
Die Festlegung und Kartierung dieser Gebiete war ebenfalls eine Hauptaufgabe in dieser Übung. Auch die Sperrzonen durch Ausbrüche in anderen Landkreisen oder kreisfreien Städten mussten dabei mitberücksichtigt und bearbeitet werden.
Für den in der Übung betroffenen Betrieb musste der Tierseuchenkrisenstab weitere Hygienemaßnahmen, insbesondere eine Desinfektionsschleuse, festlegen sowie die Bestandsräumung koordinieren.
In einer betroffenen Haltung müssten auch in einem realen Geschehen alle Tiere des Bestands getötet und fachgerecht entsorgt werden. Zudem gelten auch für weitere Schweinezucht- und mögliche weitere Tierhaltungen in den Sperrzonen erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen, die jeweils festgelegt werden mussten.
Damit all diese Maßnahmen auch rechtssicher umgesetzt werden, galt es auch entsprechende Allgemeinverfügungen und Einzelanordnungen zu erlassen. Im Übungsszenario gelang es, bereits am Tag 1 der Übung entsprechende rechtssichere Anordnungen zu erlassen.
Fallwildsuche
Obwohl der Nachweis der ASP in der Übung in einer Nutzschweinehaltung erfolgte, sollte in einem solchen Fall auch überprüft werden, ob das Virus ebenso in der umliegenden Wildschweinpopulation zirkuliert.
Aus diesem Grund musste der Tierseuchenkrisenstab des Landkreises auch eine Fallwildsuche rings um den betroffenen Betrieb vorbereiten.
Auch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wurde geprobt, denn im Ernstfall ist die Mithilfe der Bevölkerung, aber auch der Jäger- und Landwirtschaft unverzichtbar.
Das gilt auch bereits bei der Prävention. So sollten Speisereste grundsätzlich nur in verschlossenen Müllbehältern entsorgt werden, da weggeworfenes Fleisch von Wildschweinen gefressen werden und die Seuche verbreiten könnte.
Vorreiterrolle
Auch eine Reduzierung der Wildschweinpopulation verringert mögliche Übertragungswege des Virus und ist daher eine wirksame Maßnahme gegen die Seuche.
Der Landkreis hat hier als einer der Vorreiter in Thüringen besondere Anreize für Jäger gesetzt - etwa die Einrichtung sogenannter TNP-Sammelstellen zur Entsorgung des Schwarzwild-Aufbruchs oder die Übernahme der Gebühren für die Trichinenproben.
„So ein Übungsszenario zeigt, welche Herausforderungen ein Ausbruchsgeschehen mit sich bringen würde und unter welchem Zeitdruck dann wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen. Deswegen sind Übungen wie diese, aber auch die regelmäßigen Beratungen unseres Tierseuchenkrisenstabs so wichtig, damit wir für den Ernstfall bestmöglich gewappnet sind“, sagt Amtstierarzt und Fachdienstleiter Dr. David Sporn.
Neben der durch das Land koordinierten Übung führt der Fachdienst Veterinär- und Lebensmittelüberwachung auch regelmäßig selbst Übungen zu verschiedenen Tierseuchen durch.
„Die Übung wurde erfolgreich abgeschlossen und hat gezeigt, dass der Landkreis Schmalkalden-Meiningen gut auf einen möglichen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest vorbereitet ist“, konstatierte Landrätin Peggy Greiser und lobte die reibungslose Zusammenarbeit aller beteiligten Behörden und die effektive Umsetzung der Maßnahmen.
„Unser Landkreis nimmt hier eine Vorreiterrolle ein, nicht nur in der Prävention, sondern auch in der praktischen Umsetzung von Schutzmaßnahmen.“
Der Landkreis wird weiterhin alle notwendigen Schritte unternehmen, um die Schweinebestände zu schützen und die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest zu verhindern.
Die Ergebnisse der Übung werden analysiert und in die zukünftigen Planungen einfließen, um die Sicherheit und Gesundheit der Tiere im Landkreis zu gewährleisten.