Gastbeitrag von Nadja Moalem
Acht Jahre lang stand das Schicksal von Braunkehlchen, Wiesenpieper und Co. im Fokus des LIFE-Projekts „Rhöner Bergwiesen“.
Auf einem Gebiet von rund 36.000 Hektar zwischen Rasdorf und Gersfeld wurden im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön umfangreiche Maßnahmen zum Erhalt der artenreichen Wiesen und Hutungen umgesetzt.
Das von der EU und dem Land Hessen mit insgesamt 7,2 Millionen Euro geförderte Projekt geht Ende September offiziell zu Ende. Mit Erfolg: Wichtige Lebensräume für Bodenbrüter und andere bedrohte Vogel- und Insektenarten konnten gesichert und verbessert werden.
Das LIFE-Projekt „Hessische Rhön – Berggrünland, Hutungen und ihre Vögel“ war im Herbst 2016 mit großen Zielen an den Start gegangen.
Der Rückgang der Artenvielfalt auf den mageren, durch jahrhundertelange extensive landwirtschaftliche Nutzung entstandenen Wiesen und Weiden sollte durch gezielte Maßnahmen gestoppt und wichtige Lebensräume im europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 sollten erhalten werden.
Die Projektverantwortlichen ziehen eine erfreuliche Bilanz: 400 Hektar Hutungen und Kalkmagerrasen sind von überwuchernden Büschen und Gehölzen befreit worden, sodass sie jetzt wieder als Weiden genutzt werden können.
Mehr als 150 Hektar artenreiche Wiesen wurden neugeschaffen oder wiederhergestellt, z. B. indem in Abstimmung mit den Landwirten die Nutzung umgestellt oder bestimmte Mahdzeitpunkte festgelegt wurden, um Blütenreichtum zu fördern.
Rund 200 Hektar Lebensraum wurden für bodenbrütende Vogelarten wie Wiesenpieper, Wachtelkönig und Bekassine verbessert. Indem Mahdtermine mit Rücksicht auf Brutzeiten verschoben, Schonstreifen eingerichtet und künstliche Ansitzwarten geschaffen wurden, sind viele Wiesen für die Vögel wieder attraktiver geworden.
Für den seltenen Goldenen Scheckenfalter wurden 13.000 Setzlinge seiner wichtigsten Wirtspflanze (Teufelsabbiss) in Rhöner Erde gebracht und so maßgeblich sein Lebensraum vergrößert. Insgesamt rund zehn Kilometer Hecken wurden naturschutzfachlich in Stand gesetzt, um deren ökologischen Wert zu erhalten.
Auf der To-Do-Liste stand auch die Schaffung von Nahrungsteichen für den bedrohten Schwarzstorch. So sind neun Teiche für den Waldbewohner durch die Renaturierung ehemaliger Fischteiche entstanden.
Beachtlich ist auch die Fläche, auf der das LIFE-Projekt der invasiven Staudenlupine zu Leibe gerückt ist: Insgesamt wurden auf 190 Hektar Bergwiesen Lupinen durch Ausstechen oder Mähen beseitigt.
„Das Projekt hat seine Ziele nahezu alle erreicht, zum Teil haben wir sogar mehr geschafft als gefordert war“, freut sich LIFE-Projektleiterin Katharina Bach.
„Möglich wurde das nur durch eine enge Zusammenarbeit mit engagierten Rhöner Landwirtinnen und Landwirten sowie der Gemeinden im Projektgebiet, die das Projekt maßgeblich mitgetragen haben. Hierfür ein herzliches Dankeschön!“
Erfolge sind schon messbar
Erste Ergebnisse aus dem Monitoring zeigen, dass sich die Maßnahmen für die Zielvogelarten und die unter Schutz stehenden Berg- und Flachlandmähwiesen sowie für die verbliebenen Borstgras- und Kalkmagerrasenstandorte auszahlen.
Davon konnte sich eine Delegation aus Vertreterinnen und Vertretern der EU-Kommission, des Hessischen Umweltministeriums, des Regierungspräsidiums Kassel sowie der Agentur ELMEN EEIG, die im Auftrag der EU das LIFE-Projekt überwacht, Anfang September selbst ein Bild machen: Wo auf einer Fläche am Stirnberg einst Fichten dicht an dicht standen, hat sich nach wenigen Jahren durch Rodung und Einsaat mit eigens in der Rhön geernteten Wiesensamen eine bunte Bergmähwiese entwickelt, die Insekten und Vögeln reiche Nahrung bietet.
Das Rote Moor war Schwerpunktgebiet für Maßnahmen zum Schutz des Goldenen Scheckenfalters. Indem durch Entbuschungen Mähflächen wiederhergestellt und gezielt Setzlinge der Nahrungspflanze „Teufelsabbiss“ ausgepflanzt wurden, ist ein größerer zusammenhängender Korridor für den seltenen Falter entstanden. Der Bestand in der Hessischen Rhön konnte sich dadurch erholen.
Zukunft der Bergwiesen auch nach Projektende gesichert
Staatssekretär Ruhl erklärte: „Mein herzlicher Dank gilt allen, die sich im Projekt engagiert haben, insbesondere dem Projektteam und dem Landkreis Fulda für die sehr gute Unterstützung und Zusammenarbeit.
Das LIFE Projekt hat eindrücklich bewiesen, dass Landwirtschaft und Naturschutz zusammen funktionieren. Nun gilt es, das Erreichte zu verstetigen und diese gute Kooperation weiter zu stärken.“
„Die Bemühungen für die Rhöner Bergwiesen sind mit dem LIFE-Projekt nicht zu Ende“, betont Fuldas Landrat Bernd Woide. „Ein mit allen verantwortlichen Behörden abgestimmter Plan stellt die Fortführung der begonnenen Maßnahmen zum Erhalt unserer einmaligen Kulturlandschaft sicher.“
Was das LIFE-Projekt in der Region alles geleistet hat, ist im 24-seitigen Abschlussbericht nachzulesen. Dieser ist in gedruckter Form bei der Hessischen Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservates Rhön oder online unter www.rhoener-bergwiesen.de erhältlich.