Gastbeitrag von Petra Licha-Hofmann
Wie sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für assistierten Suizid und welche ethischen Fragestellungen sollten sich Mediziner und Hospizvereine stellen, wenn sich Menschen mit einem aktiven Sterbewunsch an sie wenden?
Darüber haben sich die Mitglieder des Hospiz- und Palliativversorgungsnetzwerks (HPVN) Schweinfurt – Bad Kissingen – Rhön Grabfeld bei ihrer ersten Vollversammlung am 9. Oktober informiert.
Nach einjähriger Tätigkeit als ein von den Krankenkassen gefördertes Hospiz- und Palliativversorgungsnetzwerk trafen sich die Mitglieder im großen Sitzungssaal des Landratsamtes Schweinfurt. Zunächst begrüßte die Hausherrin, stv. Landrätin Bettina Bärmann, in Vertretung von Landrat Florian Töpper die Gäste aus dem Bereich der hospizlichen und palliativen Arbeit.
In ihrer Begrüßung stellte sie fest, wie wichtig das Netzwerk sei und damit das Engagement aller Mitglieder für eine gute Versorgung von schwerstkranken und sterbenden Menschen.
Anschließend wurden Sach- und Finanzbericht vorgetragen. Besonders hervorgehoben wurde dabei die erfolgreiche 5-tägige Schulung Palliative Praxis, die das Netzwerk im Berichtsjahr Mitarbeitenden in stationären und teilstationären sowie ambulanten Versorgungseinrichtungen angeboten hatte – quasi von der Köchin bis zum Pflegefachmann.
Die Schulung war sehr gut angenommen und bewertet worden. Darüber hinaus haben sich die Kooperationspartner des Netzwerkes selbst in Qualitätszirkeln und Netzwerken engagiert.
So arbeiteten die Mitglieder an Fragen einer gelingenden Zusammenarbeit mit anderen Akteuren oder beschäftigten sich mit interkultureller Palliativversorgung. Auch wurde ein neuer Flyer fertiggestellt und eine Informationsmappe für potentielle neue Partner des Netzwerkes gestaltet.
Mit Spannung erwartet wurden schließlich die beiden Vorträge zum Thema assistierter Suizid. Den ersten Teil des Vortrages hielt die 2. Vorsitzende des Hospizvereins Schweinfurt, Susanne Ritzmann. Sie erläuterte den Zuhörinnen und Zuhörern die rechtlichen Aspekte.
Dabei ging sie nicht nur auf die aktuelle juristische Lage ein, sondern schilderte auch das Spannungsfeld zwischen ärztlicher Fürsorgepflicht und staatlichen Schutzaufgaben.
Erkenntnisreich für das Publikum waren dabei die ersten Ergebnisse einer Studie der Universität München vom November 2023, die die Referentin aufführte.
Als Susanne Ritzmann schließlich auch die Ursachen für Sterbewünsche beleuchtete gelang ihr die Überleitung zum zweiten Vortragsteil, den der 1. Vorsitzende des Hospizvereins und ehemaliger Chefarzt am Leopoldina Krankenhaus Schweinfurt, Dr. Johannes Mühler, übernahm.
Er ging der Frage nach, welche ethischen Aspekte beim Umgang mit dem assistierten Suizid und beim Umgang mit Anfragen zum assistierten Suizid zu berücksichtigen sind.
Dabei stellte Dr. Mühler einfühlsam heraus, wie wichtig es sei eine Haltung zu suchen, aber gleichzeitig auch wie schwierig es sein kann, eine solche Haltung nach außen zu beschreiben und fortlaufend zu definieren.
Ein gelungener Vortrag mit vielen spannenden und neuen Informationen fanden auch die Mitglieder und Kooperationspartner beim anschließenden Austausch.
Für das Jahr 2025 hat sich das Netzwerk nicht nur die weitere Akquise neuer Kooperationspartner auf die Fahnen geschrieben, sondern auch neue Schulungs- und Vortragsangebote – beispielsweise zum Thema Verhungern und Verdursten am Lebensende oder Versorgungsangebote für schwerstkranke und sterbende Menschen in der Region Main Rhön. Teile des Angebotes sollen auch digital vorgehalten werden.