Demonstration zum Tag der Deutschen Einheit in Dermbach – „Weg mit der Mauer in den Köpfen!“

Beitrag von Rüdiger Christ

Seit fast einem Jahr finden in Dermbach regelmäßig Protestveranstaltungen unter dem Motto "Schaltet die Ampel ab" statt. Auch am Abend des "Tag der Deutschen Einheit", am Donnerstag, den 3. Oktober, versammelten sich wieder Bürgerinnen und Bürger vor der Schlosshalle in Dermbach. Die zentrale Forderung lautete diesmal: "Weg mit der Mauer in den Köpfen".

Organisator Andreas Kaufmann erinnerte die Teilnehmer daran, dass er bereits vor der Landtagswahl in Thüringen dazu aufgerufen hatte, vor den Koalitionsverhandlungen zur Bildung einer neuen Thüringer Landesregierung auf die Straße zu gehen.

Andras Kaufmann

Seiner Meinung nach würden Politiker die Sorgen und Forderungen der Bürger nur ernst nehmen, wenn diese öffentlich und lautstark demonstriert werden. „Nur diese Sprache verstehen manche Politiker“, betonte Kaufmann.

In seiner Begrüßungsrede sprach er von einem „geschichtsträchtigen Tag“ und verkündete stolz, dass die Versammlungen in Dermbach mittlerweile auch die Aufmerksamkeit der „Taskforce Versammlungslagen“ des Thüringer Innenministeriums erlangt hätten.

Kaufmann stellte klar, dass sich bei diesen Protesten keine Extremisten versammeln, sondern „ganz normale Bürgerinnen und Bürger“. Mit einem Zitat von Martin Luther spielte er auf die Kluft zwischen Politik und Bevölkerung an: „Manche Politiker interpretieren ‚Schaut dem Volk aufs Maul‘ wohl als ‚Schlagt dem Volk aufs Maul‘“, was ihm großen Applaus einbrachte.

Im weiteren Verlauf zitierte Kaufmann aus dem Buch „Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“ des Leipziger Literaturwissenschaftlers Professor Dirk Oschmann, was bei den etwa 100 Anwesenden auf großes Interesse stieß. Die Zuhörer verfolgten die Auszüge mit Applaus.

Auch auf die jüngste Landtagswahl in Thüringen ging Kaufmann intensiv ein. Er betonte, dass die Menschen, die die AfD gewählt haben, „keine Nazis“ seien und auch keine Nazis wählen würden. Dabei äußerte er jedoch auch Kritik am Thüringer AfD-Chef Björn Höcke, den er als „Wahlverlierer“ bezeichnete.

Höcke hat seinen eigenen Wahlkreis nicht gewonnen und zudem im Wartburgkreis zwei aussichtsreiche Landtagskandidaten der AfD blockiert. Kaufmann verurteilte dieses Verhalten als „hinterfotzig“ und als „gemeinen Umgang mit der AfD-Basis“.

Einer möglichen Koalition aus CDU, Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW) und SPD – die Kaufmann als „Neuauflage einer ‚Nationalen Front‘ aus DDR-Zeiten“ bezeichnete – erteilte er eine klare Absage. Unter großem Applaus erklärte er, dass es bei dieser sogenannten "Brombeer-Koalition" nur um „Macht und Posten“ gehe. Die Anwesenden bekundeten lautstark ein Nein zu Voigt (CDU) und Wolf (BSW).

Besonders kritisch äußerte sich Kaufmann auch über die konstituierende Sitzung des Thüringer Landtags. Hier ging er auf das Verhalten des CDU-Landtagsabgeordneten Andreas Bühl ein, dem jüngeren Bruder des AfD-Bundestagsabgeordneten Marcus Bühl, und zeigte sich enttäuscht.

Zum Abschluss seiner Rede rief Kaufmann dazu auf, sich öffentlich gegen eine "Brombeer"-Landesregierung in Thüringen auszusprechen.
Diesem Aufruf stimmten die Anwesenden auch lautstark zu. Begleitet wurde dieser Moment von Reinhard Meys Song „Was keiner wagt“, der über Lautsprecher gespielt wurde.

Zum Abschluss der Veranstaltung dankte der direkt gewählte AfD-Landtagsabgeordnete Uwe Krell Andreas Kaufmann für dessen Engagement.

Der Landtagsabgeordnete Uwe Krell (AfD)

Ursprünglich war ein abschließender Demonstrationszug durch Dermbach geplant, der jedoch von der Versammlungsbehörde aufgrund eines Fahrzeugkorsos auf der B285 untersagt wurde.

Stattdessen blieben die Teilnehmer noch vor Ort und tauschten sich untereinander aus. Einige der Anwesenden waren mit Fahrzeugen gekommen, die mit Fahnen, Bannern und Aufklebern dekoriert waren.