Beitrag von Jeannine Müller
Über 100 Gäste waren am vergangenen Sonntag der Einladung zum feierlichen Festgottesdienst, anlässlich der Wiedereinweihung der restaurierten Holland-Orgel, in die Kirche nach Gerthausen gefolgt.
„Das wertvolle und durchaus interessante Stück“, so Orgelbauer Christoph Schindler, wurde in zwei Jahren Bauzeit einer grundlegenden Sanierung unterzogen. Diese war dringend notwendig geworden, da laut Schindler „die Orgel alle Krankheiten aufwies, die eine Orgel so haben kann – Wasserschaden, Holzwurm, Insektenbefall …“
Bereits 2020, seinerzeit noch unter Pfarrerin Birgit Molin, kamen erste Überlegungen über eine Sanierung der Orgel auf, da diese immer mehr und öfter ihre Wehwehchen zeigte und nur noch teilweise genutzt werden konnte.
Im Juli 2021 wurde der Beschluss zur Sanierung der Orgel gefasst und ein erster - es sollte nicht der letzte bleiben - Finanzierungsplan ausgearbeitet.
Im August 2022 wurde dann der Orgelbauvertrag mit der Firma Hoffmann & Schindler geschlossen, die Orgel im Oktober 2022 mühevoll ausgebaut und in die Werkstatt nach Ostheim verbracht.
Auch das Orgelprospekt wurde durch Diplom-Restauratorin Birgit Jünger restauriert und erstrahlt nun wieder im vergoldeten Glanz. Aus sicherheits- und brandschutztechnischen Gründen wurde ebenso die Elektrik der Orgel erneuert: ein neuer Zählerschrank sowie der elektrische Anschluss der Orgel wurden eingebaut.
Umso schöner, dass die Orgel, welche am Sonntag gebührend mit Blumenschmuck in Szene gesetzt wurde, nun wieder mit ihrem gewaltigen Klangbild ertönen kann.
„Ich fühle mich einfach glücklich“, sagte die langjährige Organistin Anita Bahn, welche voller Freude, Stolz und natürlich auch etwas Aufregung, als Erste die Orgel wieder bespielen durfte.
Möglich gemacht hat dies auch die hohe Spendenbereitschaft der Einwohner und Vereine aus Gerthausen, welche die Kirchgemeinde mit einer stolzen Summe von über 10.000 Euro (4.000 Euro durch die Jagdgenossenschaft) unterstützte.
Neben weiteren 20.000 Euro eigener finanzieller Mittel wurde die Sanierung mit Gesamtkosten in Höhe von ca. 71.000 Euro aus Fördermitteln, durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und vor allem durch Zuwendungen des Kirchenkreises Meiningen finanziert.
Für die großartige Unterstützung, sowohl finanziell als auch beratend, bedankte sich der Gemeindekirchenrat bei Superintendentin Beate Marwede, welche natürlich auch der Einladung gefolgt war und ihre Gruß- und Segenswünsche an die Gemeinde richtete.
Einen besonderen Dank richtete die GKR-Vorsitzende Nadine Dübner in ihrer informativen und emotionalen Rede an Pfarrer Micheal Wendel, welcher das Projekt als geschäftsführender Pfarrer betreute und den GKR erst dazu ermutigte, dieses doch so große finanzielle Projekt überhaupt anzugehen.
„Man solle sich von den großen Summen nicht abschrecken lassen, das Projekt einfach angehen und beginnen. Der Weg wird sich, erfahrungsgemäß, dabei finden“ waren seine Worte, die der Gemeindekirchenrat wiedergab. Er sollte Recht behalten.
Auch ihm konnte man die Freude und natürlich auch etwas Stolz über die Wiedereinweihung anmerken. Er betonte in seiner Predigt, welche wundervolle Wirkung und Faszination die Musik auf Menschen ausübt, dass diese auch eine Sprache Gottes ist und die Orgel ein wunderbares Werkzeug sei, um diese zum Ausdruck zu bringen.
Der Kirchenchor aus Aschenhausen und die Christenlehre-Kinder, unter der Leitung von Christiane Müller-Abt, umrahmten den musikalischen Gottesdienst mit ihren Liedern.
Mit etwas Wehmut „verabschiedete“ der Gemeindekirchenrat Michael Wendel in seine neue Zuständigkeit nach Bibra und bedankte sich für die schöne und gute Zusammenarbeit der letzten Jahre.
„Ihr habt hier drei wirklich tolle engagierte Frauen im Gemeindekirchenrat, die eure Unterstützung verdient haben“, gab Herr Wendel der Gemeinde noch mit auf den Weg. Im nächsten Jahr stehen wieder Wahlen zum Gemeindekirchenrat an und man würde sich sehr über weitere Unterstützung freuen und diese auch benötigen, um das kirchliche Leben weiterhin aktiv zu gestalten.
Weitere Projekte sind bereits in der Planung: So benötigt das Gotteshaus dringend neue Türen, der Putz in den Fensterleibungen sowie an der Wand über dem Altar (Wasserschaden) muss erneuert werden. Ein Sturmschaden am Dach wurde bereits erfolgreich behoben.
Natürlich müssen auch hier wieder eigene finanzielle Mittel aufgebracht werden - für eine kleine Kirchgemeinde nicht immer leicht. Umso größer war die Freude, dass Rhönblick-Bürgermeister Christoph Friedrich am Sonntag einen Spendenscheck über 10.000 Euro, aus Mitteln der Gemeinde, im Gepäck hatte.
Diese waren bereits zur Sanierung der Orgel geplant gewesen, konnten seinerzeit aber noch nicht abgerufen werden. Nun wird dieses Geld in weitere Projekte, zum Erhalt der Kirche, einfließen.
Im Anschluss an den Gottesdienst begeisterte Kreiskantor Sebastian Fuhrmann, im Zusammenspiel mit Orgelbauer Christoph Schindler an der Trompete, mit seiner Darbietung die Zuhörer. Er wählte Stücke aus, welche die Reichweite und das Klangbild der Holland-Orgel besonders zum Ausdruck brachten.
Musikalisch beschwingt ging es dann zum gemütlichen Beisammensein mit Kaffee und Kuchen in den Gemeindesaal.
Der Gemeindekirchenrat, bestehend aus Nadine Dübner, Kerstin Senf und Jeannine Müller, freute sich sehr, dass viele Gäste der Einladung folgten und bedankt sich auch nochmal herzlich bei den fleißigen Kuchenbäckerinnen aus dem Dorf.
„Wir würden uns freuen, wenn es zukünftig wieder ein paar mehr Zuhörer in den Gottesdiensten geben würde, denn leider sind die Reihen meist sehr licht. Dennoch war es für uns selbstverständlich und eine Herzensangelegenheit, die Orgel zu sanieren und somit für die nächsten Jahrzehnte zu erhalten.“
Bemerkenswert ist nämlich, dass bis auf die Balganlage noch alle Teile, auch die Klaviaturen, Originale aus der Bauzeit sind.
„Die Türen stehen für jeden offen und jeder, der möchte, kann sich auch gerne mit einbringen und so das dörfliche und kirchliche Leben mitgestalten - dafür muss man nicht aktives Mitglied im Gemeindekirchenrat oder Christenlehre-Kind sein“, so der Gemeindekirchenrat.
Am 9. November lädt man um 17 Uhr zum „St. Martin“-Gottesdienst ein. Die Kinder werden die Geschichte vom Heiligen Martin aufführen, im Anschluss gibt es einen Laternenumzug durchs Dorf und einen gemütlichen Ausklang mit Punsch und Bratwurst am Feuerwehrhaus.