Gastbeitrag von Lea Hohmann
Ein herbstlicher Morgen im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön: Ein kühler Wind weht über die weiten Wiesen rund um die Wasserkuppe, während die ersten Sonnenstrahlen langsam durch den Nebel brechen.
Zahlreiche Freiwillige, ausgestattet mit Spaten und Handschuhen, stehen bereit, um eine wichtige Aufgabe zu erfüllen: Tausende Teufelsabbisse pflanzen – die zentrale Futterpflanze für den bedrohten Goldenen Scheckenfalter.
Bei einer dreitägigen Aktion in der Hessischen Rhön wurden jetzt noch einmal 6.048 Teufelsabbisse gesetzt. Damit konnten seit 2019 insgesamt 19.302 Pflanzen im hessischen Teil der Rhön eingepflanzt werden – ein bedeutender Erfolg für den Natur- und Artenschutz in der Region.
Insgesamt 24 Freiwillige – darunter Ranger, Praktikanten, Senior- und Junior Ranger, eine Zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin sowie Mitarbeiter der Unternehmen Salesforce und Grümel – hatten die Aktion auf vorbereiteten Flächen rund um die Wasserkuppe erfolgreich durchgeführt.
Der Teufelsabbiss (Succisa pratensis) spielt eine zentrale Rolle für das Überleben des Goldenen Scheckenfalters. Die Raupen dieses seltenen Schmetterlings ernähren sich ausschließlich von den Blättern dieser lila blühenden Pflanze.
Doch sowohl der Teufelsabbiss als auch die artenreichen Borstgrasrasen, auf denen er wächst, werden immer seltener. Daher steht der Goldene Scheckenfalter auf der Roten Liste der bedrohten Arten.
Langfristiger Artenschutz: Lebensräume vernetzen und vergrößern
Seit einigen Jahren engagiert sich das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, um die Lebensräume des Goldenen Scheckenfalters zu verbessern und zu vernetzen.
Unter der fachkundigen Anleitung der Ranger wurden die Flächen im Rahmen des nun abgeschlossenen LIFE-Projektes „Rhöner Bergwiesen“ kontinuierlich mit Teufelsabbiss bepflanzt.
Besondere Sorgfalt wurde darauf gelegt, dass die Pflanzen in Abständen gesetzt werden, die den optimalen Wuchs ermöglichen und den Raupen das Wandern erleichtern.
Die Weibchen des Goldenen Scheckenfalters legen im Frühjahr jeweils bis zu 300 Eier an der Blattunterseite der Teufelsabbiss-Pflanzen ab. Nachdem die Raupen im Sommer geschlüpft sind, leben sie gemeinsam in einem seidenen Gespinst und ernähren sich ausschließlich von den Blättern des Teufelsabbisses.
Im Winter überwintern sie in ihrem Gespinst am Boden, bevor sie sich im Frühjahr verpuppen und ab Mai als Schmetterlinge schlüpfen. Dieser Kreislauf wiederholt sich jedes Jahr und zeigt, wie wichtig der Schutz der Futterpflanzen für den Fortbestand des Falters ist.
Der Teufelsabbiss bietet nicht nur dem Goldenen Scheckenfalter eine Lebensgrundlage. Auch viele andere Schmetterlingsarten profitieren von dieser wertvollen Pflanze, die maßgeblich zur Erhaltung der Artenvielfalt auf den Rhöner Bergwiesen beiträgt.