Information der Stadt Geisa
Mit dem Zukunftskonzept "energieLAND:Geisa" wollen die Kommunen des Geisaer Landes gemeinsam mit regionalen Akteuren ein dezentrales multifunktionales Energiesystem entwickeln.
Dazu erhielt die Stadt Geisa von Staatssekretär Sven Giegold vor kurzem bei der 2. Jahrestagung "Regionale Transformation gestalten" des Bundeswirtschaftsministeriums in Essen die Urkunde für die Aufnahmemöglichkeit in das Bundesförderprogramm "Zukunft Region" überreicht.
Im Förderprogramm wird die Entwicklung eines Zukunftskonzeptes mit insgesamt 200.000 EURO bei einem 10%igen Eigenanteil über zwei Jahre gefördert. Im Anschluss können in einer dreijährigen Umsetzungsphase weitere Fördergelder für konkrete Maßnahmen beantragt werden.
Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel und Bodo Kind, Leiter des Amtes für Bauen und Entwicklung, nahmen die Urkunde auf der Tagung in der Zeche Zollverein in Essen entgegen.
"Das ist eine große Chance für unsere Region", zeigte sich die Bürgermeisterin sichtlich erfreut.
Das Geisaer Land sei durch die jahrzehntelange Lage an der innerdeutschen Grenze von Entwicklungen, wie dem Ausbau von Verkehrs- und Stromnetzen oder der Anbindung an Erdgasnetzte, abgeschnitten gewesen.
"Seit der Wiedervereinigung sind wir in die Mitte von Deutschland gerückt und haben uns gut entwickelt", so die Bürgermeisterin.
Die Einwohnerzahlen in der Stadt Geisa sowie in den Gemeinden Buttlar, Schleid und Gerstengrund entwickelten sich entgegen dem thüringischen Trend im 10 Jahresvergleich positiv."
Die Energiewende stellt uns allerdings vor große Herausforderungen", berichtete Amtsleiter Bodo Kind von der Stadtverwaltung Geisa. Die Region liegt im UNESCO Biosphärenreservat Thüringische Rhön.
Um dort die einzigartige Kulturlandschaft zu erhalten sind Windkraftanlagen sowie PV-Freiflächenanlagen nicht erlaubt. Ebenso zeigt der Denkmalschutz in der historischen Altstadt von Geisa Grenzen beim Ausbau nachhaltiger Energien auf.
Durch die dichte Innenstadtbebauung ist Erdwärme schwierig umsetzbar, PV-Anlagen auf den Dächern und Fassaden-Dämmung an den denkmalgeschützten Häusern sind laut Gestaltungssatzung in großen Teilen nicht erlaubt.
Dies gilt auch teilweise für die Fachwerkgebäude in den 21 Dörfern des Geisaer Landes. Dadurch entsteht ein Spannungsfeld zwischen Natur- und Denkmalschutz und dem Ausbau regenerativer Energien.
"Bisher sagen wir zu oft was nicht geht, wir wollen aber sagen, was geht", betonte Manuela Henkel. Bezahlbare nachhaltige Energie sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
"Mit der Erarbeitung des Zukunftskonzeptes sollen Modellansätzen für regionale Energiezentren, die z. B. verschiedene Technologien wie Photovoltaik, Biomasse und Geothermie kombinieren, entwickelt werden", erläutert Bodo Kind.
Beteiligt bei der Konzeptentwicklung sind die vier Kommunen des Geisaer Landes, die Hochschule Fulda sowie das Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung der Universität Stuttgart.
Weiterhin werden Unternehmen, landwirtschaftliche Betriebe, die Wirtschaftsförderung des Wartburgkreises, das Biosphärenreservat, das Rhönforum sowie die Bürger vor Ort bei der Erarbeitung eingebunden.
Dass man neue Wege bei der Energiewende gehen kann und muss, hat die Stadt Geisa bereits in der Vergangenheit gezeigt.
"Für die Altstadt haben wir ein energetisches Quartierskonzept erarbeitet und daraus ein kommunales Nahwärmenetz entwickelt, welches kommunale Gebäude und private Anschlüsse mit Wärme aus Hackschnitzeln aus dem kommunalen Wald versorgt", berichtete die Bürgermeisterin.
Hierfür erhielt die Stadt unter anderem den Thüringer Effizienzpreis und den KfW-Award in der Kategorie energetische Stadtsanierung. Mittlerweile hat die Kommune eine eigene Energiegesellschaft gegründet, die das Nahwärmenetz betreibt.
Ebenso ist Geisa die erste Stadt Deutschlands mit einer vom Pipelinenetz unabhängigen Gasversorgung durch ein dezentrales Flüssiggas-Terminal, das auch mit Biogas und später Wasserstoff gespeist werden kann.
Die Kommune beschäftigt zudem einen Energiemanager und hat unter Beteiligung lokaler Akteure vor kurzem ein Klimaschutzkonzept erarbeitet.
"Auf diesen Entwicklungen wollen wir aufbauen", betonte Manuela Henkel. "Unabhängige, nachhaltige und bezahlbare Energie aus regionalen Ressourcen wird künftig als wichtiger Standortfaktor zur Weiterentwicklung und Stärkung der Wertschöpfung in unserer Region beitragen und die ökologisch lokale Entwicklung fördern", so Henkel.
Dass die Transformation auf lokaler Ebene längst angekommen ist, bekamen Henkel und Kind auf der Jahrestagung in Essen bestätigt. Renommierte Wirtschaftswissenschaftler, wie Prof. Dr. Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung; Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor vom Institut der deutschen Wirtschaft sowie Prof. Dr. Reint Gropp, Präsident vom Leibnitz-Institutes für Wirtschaftsforschung, diskutierten mit Vertretern aus Politik und Gesellschaft über die künftige Regionalentwicklung.
"Die regionale Transformation kann nur gelingen, wenn Forschung, Wirtschaft und Kommunen enger zusammenarbeiten und wenn wir offen gegenüber neuen Lösungen sind", so Manuela Henkel.
Diese sollten laut der Bürgermeisterin pragmatisch und nicht ideologisch sein und vor allen Dingen die regionale Wertschöpfung vor Ort stärken.
Manuela Henkel: "Besonders wichtig ist es aber bei all den Veränderungen die Menschen vor Ort mit zunehmen."