„Luther(in)“ in Oberzella – Theaterstück bringt Geschichte lebendig ins Heute

Gastbeitrag von Julia Otto

„Welches Jahr haben wir? 2024?! Fünfhundert Jahre! Und Sie kennen meinen Mann noch? Sie kennen doch meinen Mann...?“, fragte Barbara Gottwald als Katharina von Bora und zog damit die etwa 70 Zuschauer am Reformationstag im Gemeindehaus Oberzella direkt in ihren Bann.

Gemeinsam mit Christoph Gottwald entführten die beiden Schauspieler vom Theater „mittendrin“ aus Fulda das Publikum in ihr selbstgeschriebenes Theaterstück „Luther(in)“.

Die Aufführung gewährte einen eindrucksvollen Einblick in die Welt des Reformators Martin Luther und seiner Frau Katharina von Bora.

In Gesprächen und Interaktionen mit dem Publikum entfaltete es ein vielschichtiges Porträt der beiden – sowohl in ihrer Zeit als auch in unserer Gegenwart – und stellte die Frage: Wie war Luther als Mensch und welche Bedeutung hat er heute noch?

Barbara Gottwald verkörperte Katharina mit lebendiger Authentizität und verwandelte sich zeitweise durch das Aufsetzen der Kapuze ihres Umhangs und den Wechsel des Lichts mühelos in Martin Luther.

Christoph Gottwald übernahm ebenfalls die Rolle des Reformators und begleitete zudem das Theaterstück musikalisch mit Kontrabass und Laute, wodurch er eine stimmungsvolle Verbindung zwischen 1517 und der heutigen Zeit schuf.

Ein minimalistisches Bühnenbild mit elf Pappkartons, einem Pult und passenden Kostümen, kombiniert mit wechselndem Licht und historischer Musik, schuf das Flair der Reformationszeit.

Durch Rollenwechsel erweckten die Darsteller Katharina und Martin in lebendigen Szenen die Charaktere zum Leben. Zitate aus Verhörprotokollen sowie Choräle ermöglichten es den Zuschauern, tief in die Gedankenwelt der historischen Figuren einzutauchen.

Der Abend schloss humorvoll mit einem Bezug zur Gegenwart: Lutherkuchen, „Lutherol“, Martin Luther als Playmobilfigur und als Badeente sorgten für Schmunzeln und regten zum Nachdenken über Luthers heutige Bedeutung an.

Das Publikum dankte den beiden Schauspielern mit stehenden Ovationen für einen Abend, der das Vermächtnis von Martin Luther und Katharina von Bora inspirierend aufleben ließ.

Die beiden Zuschauerinnen Leane Demny und Barbara Fladung aus Vacha waren begeistert: „Es ist erstaunlich, wie zwei Personen mit so minimalistischen Equipment einen so unterhaltsamen Abend gestalten können!“

Martin Luther, Porträt 1529

Besonders beeindruckt waren sie von der Mimik und Gestik von Barbara Gottwald in ihrer Rolle als Katharina von Bora: „Sie hat das Publikum wunderbar in das Stück einbezogen.“

Beide Frauen sind sich einig, dass sie beim nächsten Theaterstück in der Region unbedingt wieder dabei sein möchten.

Zum Abschluss bedankte sich Ariane Bassiner-Müller bei allen engagierten Helfern der Kirchgemeinde Oberzella, die ein vielfältiges Fingerfood-Buffet und Getränke vorbereitet hatten.

So konnten die Gäste die Aufführung in einer entspannten Atmosphäre genießen. Der Abend fand seinen Abschluss mit einem Segen von Pfarrer Roland Jourdan, der das Theaterstück in seine Andacht zum Reformationstag einbettete.