Gastbeitrag von Anna-Lena Bieneck
Sternenfabrik, Wintermilchstraße und Sternschnuppenströme: Was uns die Sterne zum Anfang des neuen Jahres bringen, erklären Sabine Frank, Sternenpark-Beauftragte beim Landkreis Fulda, und Hobby-Astronom Dr. Franz-Peter Schmidt in ihrer monatlichen Himmelsvorschau.
Die Nächte des Januars 2025 laden mit ihrer Klarheit und frostigen Stille dazu ein, den Himmel zu betrachten, der uns wie ein funkelndes Mosaik aus Sternen und Planeten in unterschiedlichen Farben und Helligkeiten erscheint.
Mit fast 13 Stunden Dunkelheit gehört der Januar zu den Monaten, in denen ca. 80 Prozent aller Sternbilder des nördlichen Himmelszelts in einer Nacht sichtbar sind. Die hereinbrechende Nacht wird am Westhimmel eindrucksvoll von unserem Nachtbarplanet Venus eröffnet – bis Mitte Januar trägt sie ihren Beinahmen „Abendstern“ zu Recht.
Im Zusammenspiel mit der schmalen Mondsichel am 3. Januar und dem Ringplanet Saturn sorgt sie Abend für Abend für wunderschöne Anblicke. Ende Januar zieht Venus eng am äußeren Planeten Neptun vorbei, der im Fernglas als kleiner, grünlich schimmernder Fleck zu erkennen ist.
Bei den Planeten bleibend, zeigen sich in der ersten Nachthälfte von West nach Ost wie an einer Perlenschnur aufgereiht Saturn, der sehr helle Jupiter und der rötliche Mars. Wer früh aufsteht, kann außerdem Anfang des Jahres gegen 7 Uhr den flinken, stets sonnennahen Merkur entdecken.
Alles Jahreszeiten in einer Nacht
Aufgrund der langen Nächte zeigt sich der Sternenhimmel in den Gewändern der Jahreszeiten. Bei Eintritt der Dunkelheit verabschieden sich am Westhimmel die Sommersternbilder, begleitet von der hell leuchtenden Sommermilchstraße.
Im Südwesten dominieren die Herbststernbilder: Pegasus, dessen „Bauch“ das sogenannte Herbstviereck bildet, die Andromeda, das charakteristische „Himmels-W“ der Cassiopeia hoch im Zenit, sowie der tapfere Held Perseus.
Im Süden thront der majestätische Himmelsjäger Orion, das Herzstück des Winterhimmels. Seine markanten Gürtelsterne – Alnitak, Alnilam und Mintaka – bilden eine unverwechselbare Linie, die sehr leicht zu erkennen ist.
In klaren Nächten kann man unterhalb des Gürtes mit bloßem Auge, besser jedoch mit einem Fernglas, den Orionnebel erspähen: eine gewaltige Sternenfabrik, in der ständig neue Sonnen entstehen.
Auffällige Sterne im Orion sind zudem der bläulich strahlende junge Riesenstern Rigel, der als rechter Fuß leuchtet, und der rubinrote Beteigeuze, ein alter Stern und linker Schulterstern des Orion.
Im Uhrzeigersinn rund um Orion herum
Am Horizont beginnend und im Uhrzeigersinn gruppieren sich rund um Orion die markanten Wintersternbilder, deren jeweils hellste Sterne das sogenannte Winter-Sechseck bilden. Der Große Hund mit Sirius, dem hellsten Stern des Nachthimmels, der durch sein farblich wechselndes Funkeln besonders auffällt, leitet die Reise ein. Weiter oben folgt der Kleine Hund mit seinem Hauptstern Procyon.
Oberhalb davon erstrahlen die leuchtenden Kopfsterne Castor und Pollux des Sternbilds Zwillinge. Im Zenit findet sich das Sternbild Fuhrmann, dessen Hauptstern Capella einen warmen, gelblichen Schimmer hat.
Unterhalb des Fuhrmanns schließt sich der Stier an, der gleich zwei Schätze bereithält: den rötlich glühenden Hauptstern Aldebaran sowie den berühmten Sternhaufen der Plejaden, ein unübersehbares funkelndes Juwel, das wie eine Miniaturausgabe des Großer Wagen wirkt.
Besonderheiten am Winterhimmel
Die Plejaden galten in vielen Kulturen als besondere Sterne und wurden zum Beispiel auch schon auf der berühmten Himmelscheibe von Nebra, deren Alter auf ca. 4.000 Jahre geschätzt wird, dargestellt. Die Rundreise beendend, kann man nach dem Sternbild Hase unterhalb von Orion Ausschau halten. Durch die Wintersternbilder zieht sich auch die Wintermilchstraße.
Sie ist jedoch nicht so hell wie im Sommer, da wir von der Erde aus derzeit zum Rand unserer Galaxis hinblicken. Im Sternbild Stier befindet sich derzeit auch der helle Jupiter – im Fernglas lassen sich seine vier „Galiläischen Monde“ Europa, Ganymed, Io und Kallisto erkennen.
Um die Zeit des Vollmonds am 13. Januar wird sein helles Licht die Nächte beherrschen und nur die hellsten Sterne und Planeten am Himmel sichtbar lassen.
Die ersten Frühlingsgrüße
Schon lange vor Tagesanbruch erheben sich tief in der Nacht im Osten die Sternbilder des Frühlings, die unmissverständlich den Wechsel der Jahreszeiten ankündigen. Der Januarhimmel zeigt so nicht nur die strenge Schönheit des Winters, sondern gibt auch einen verheißungsvollen Ausblick auf das kommende Frühjahr.
Zu den nennenswerten periodischen Sternschnuppenströmen zählen gleich zu Anfang Januar die sogenannten Quatrantiden, auch Bootiden genannt. Ihre Sichtbarkeit stellt sich allerdings erst nach Mitternacht ein, beste Beobachtungsmöglichkeiten ergeben sich dann erst in den frühen Morgenstunden am östlichen Himmel.
Hinweis: Bitte daran denken, zum Schutz der wildlebenden Tiere Kunstlicht zu vermeiden bzw. rücksichtsvoll zu nutzen. Die Beobachtung des Sternenhimmels ist bereits an den Ortsrändern möglich – Schutzgebiete sind tabu.
Veranstaltungen im Sternenpark Rhön finden Sie auf www.biosphaerenreservat-rhoen.de/sternenpark