Auf den Spuren des Apostels Paulus: Bischof Gerber predigt beim Patronatsfest

Mitteilung des Bistums Fulda

Mit einer Reise an den Bosporus setzt Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber aktuell ein starkes Zeichen für den interkulturellen Dialog und die interreligiöse Begegnung: Auf den Spuren des Apostels Paulus betont er, wie wichtig es ist, Brücken zu bauen – zwischen Kulturen, Religionen und Menschen.

In seiner Festpredigt zum 40. Patronatsfest der deutschsprachigen Pfarrei St. Paul in Istanbul beleuchtet Bischof Gerber dabei die Bedeutung der Bekehrung des Saulus zum Paulus für die heutige Zeit.

Diesem Vorbild folgend sei die Anerkennung der eigenen Grenzen und Schwächen der Schlüssel zu einer friedlicheren und stärker miteinander verbundenen Welt, so Gerber.

In seiner Festpredigt zum 40. Patronatsfest der deutschsprachigen katholischen Gemeinde St. Paul im europäischen Teil der pulsierenden Millionenstadt betonte Bischof Gerber die historische und spirituelle Bedeutung der Stadt Istanbul als Brücke zwischen Orient und Okzident.

Dabei erinnerte er auch an die Formulierung des Glaubensbekenntnisses vor 1700 Jahren in Nizäa sowie dessen Bestätigung und Erweiterung beim Konzil von Konstantinopel 56 Jahre später. Die Orte Nizäa und Konstantinopel stünden damit für das Ringen um Einheit und das gemeinsame Zeugnis des einen Gottes, so Gerber.

Werte und Verantwortung

Der Bischof ging auch auf die aktuellen globalen Herausforderungen ein und hob die Notwendigkeit eines wertebasierten Grundkonsenses hervor.

Dabei warnte er vor der Fragmentierung und Polarisierung der Gesellschaften und machte sich für eine globale, ganzheitliche Sicht stark: „Die universale Dynamik des Evangeliums stellt uns die Frage: Wie hast du auch jene im Blick, die jenseits deiner Grenzen leben?“

Die Sorge um das Klima und um die Menschen in Kriegs- und Krisengebieten sei eine christliche Verantwortung, die aus einer globalen Perspektive wahrgenommen werden müsse, unterstich er: „Das Christentum verträgt keine Beschränkung der Dimensionen von Raum und Zeit.“

Akteure des Friedens

Ein zentrales Thema seiner Predigt zum Patronatsfest der Istanbuler Gemeinde St. Paul waren die Bekehrung des Apostels Paulus und die Bedeutung dessen prägender Erfahrungen für die heutige Zeit.

Gerber erläuterte, wie Paulus durch die Anerkennung seiner eigenen Grenzen und Schwächen die Gnade Gottes erfahren habe. Diese Einsicht sei auch heute wichtig, um sich in gespaltenen Gesellschaften und einer ideologisch zerrissenen Welt für Versöhnung und Frieden einsetzen zu können, so Gerber.

„Unsere Welt braucht Akteure, die ehrlich um eigene biographische Brüche wissen, Menschen, die ihre Triggerpunkte kennen und die wissen, wo dies zu einseitigen Wahrnehmungen und zu kompensatorischen Handlungen führen kann, die Anderen schweren Schaden zufügen.“

Dabei ging Bischof Gerber auch auf die biografischen Brüche auf dem Weg zur Bekehrung des Apostels ein. Er sprach von der Erfahrung des Kontrollverlustes, die Paulus vermutlich durch eine Erkrankung gemacht habe, und wie diese Erfahrung zu einer tiefen inneren Wandlung geführt habe.

„Meine Gnade genügt dir; denn die Kraft wird in der Schwachheit vollendet“ (2 Kor 12,9), zitierte Gerber den Apostel und unterstrich damit die Bedeutung der Anerkennung eigener Grenzen und Schwächen.

Hoffnung und Vertrauen

Inspiriert von den Worten des am 2. Februar vor 80 Jahren von den Nationalsozialisten hingerichteten Jesuitenpaters Alfred Delp rief Bischof Gerber schließlich zur Hoffnung und zum Vertrauen in Gottes Gnade auf: „Lasst uns dem Leben trauen, weil wir es nicht allein zu leben haben, sondern Gott es mit uns lebt.“

Nach dem Festgottesdienst und dem Pfarrfest fuhr Bischof Gerber über den Bosporus in den asiatischen Teil der Metropole und besuchte dort die St. Euphemia Kirche, wo im Jahr 451 das Konzil von Chalcedon stattfand. Ein weiterer Höhepunkt der Reise war die Begegnung mit seiner Allheiligkeit Bartholomäus I., dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel.

Dessen Patriarchat ist das höchste kirchliche Zentrum der Orthodoxen Kirche weltweit. Der Patriarch hat damit eine ähnliche geistliche Bedeutung wie der Papst in der römisch-katholischen Kirche.