Gastbeitrag von Kirsten Mey
Wer den Beruf einer Industriekauffrau erlernt, darf sich im dritten Ausbildungsjahr an der Planung und Umsetzung eines individuellen Gruppenprojektes beweisen.
Das Thema dafür ist weitgehend den Auszubildenden überlassen, denn schließlich birgt nahezu jedes Vorhaben den kaufmännischen Aspekt, der Kern dieses Berufsbildes ist. Für Alina Schreier, Jona Werner und Nadine Wirsing aus Bad Salzungen stand schon früh fest, dass ein gemeinnütziges Projekt auf die Beine gestellt werden soll.
Sie entschieden sich, etwas für die Bewohner des Seniorenparks Palais Dorndorf zu organisieren und bereits nach der ersten Besprechung war klar, dass „für“ in diesem Fall „mit“ bedeuten muss - denn was kann besser sein, als gemeinsam verbrachte Zeit?
So kam es, dass die jungen Frauen an drei Tagen im Advent mit etlichen Kisten und Kartons im Altenheim anreisten und den Aufenthaltsraum für einige Stunden in ein kreatives Atelier verwandelten.
Einmal befanden sich Utensilien zum Kerzengießen in den Transportbehältern, ein anderes Mal alles Notwendige für Gipsbasteleien. Die nicht zu unterschätzenden Voraussetzungen dafür hatten die drei jungen Frauen in akribischer Vorbereitung geschaffen. Es mussten etwa Gläser, Silikonformen, Wachs, Farben, Glitzerpuder, Dochte, Gipspulver beschaffen werden, sowie Schmelztöpfe und -tiegel.
Und selbstverständlich wurden die Produktionsprozesse im Vorfeld eigens ausprobiert und auf mögliche Gefahren getestet. Dabei wurde, in Abstimmung mit der Heimverwaltung, stets darauf geachtet, dass die Bestimmungen des Seniorenparks eingehalten und die Teilnehmer keinerlei Gefahr ausgesetzt würden.
So bastelte man also gemeinsam Kerzen in Lieblingsfarben und -formen sowie Schalen, Dosen, Vasen, Dekoartikel in unbeschreiblicher Vielfalt für den Eigenbedarf und überwiegend zum Verschenken.
Zum dritten Termin wurden gemeinsam Plätzchen gebacken, wobei die Bewohnerinnen so richtig in Fahrt kamen, hatten sie doch selbst jahrzehntelang ihre Familien mit Weihnachtsbäckereien verwöhnt und konnten nun Erfahrungen teilen und Erinnerungen aufleben lassen.
Die kreative Zeit verging für alle Beteiligten wie im Flug und Alina, Jona und Nadine bewiesen an diesen Tagen nicht nur organisatorisches und gestalterisches Geschick, sondern vor allem Sozialkompetenz und Empathiefähigkeit im Umgang mit Menschen, die ihren Alltag nicht mehr alleine meistern können.
Daneben produzierten die Drei zu Hause eine unfassbare Vielzahl an Kerzen und Gipsartikeln, die dann auf dem Weihnachtsmarkt Langenfeld angeboten wurden. Dort wurde die Ware nicht ausgepriesen, sondern gegen eine Spende für gute Zwecke abgegeben, wodurch eine Summe von knapp 800 Euro zusammenkam.
Vergangene Woche sollte das Projekt seinen Abschluss finden. Unter Berücksichtigung der besonderen rechtlichen Regelungen hatte die Gruppe entschieden, jeweils 300 Euro dem Hospizzentrum Bad Salzungen und dem Tierpark Bad Liebenstein zu spenden. Vom restlichen Geld wurden Blumengestecke und ein Gutschein für die weitere florale Verschönerung des Seniorenpalais Dorndorf besorgt.
Der Winter war an diesem Tag besonders ungemütlich, aber im Besucherraum des Hospizzentrums herrschte eine Wärme, die weder fossilen Brennstoffen noch erneuerbaren Energien zuzuschreiben ist. Zusammengekommen waren die drei Auszubildenden mit ihrer Lehrerin für Projektmanagement sowie Johanna Weymar und Chris Müller vom Hospizzentrum.
Es wurde geplaudert und über die Arbeit im Seniorenpark berichtet, der auch Johanna Weymars frühere Wirkungsstätte war. Schnell kam das Thema stationäres Hospiz zur Sprache und Johanna erzählte in ihrer unverwechselbaren Art von ihrem Traum und den Wundern, die eine vermeintliche Unmöglichkeit zur Wirklichkeit werden lassen.
Damit zog sie die Zuhörer mehr und mehr in den Bann der Thematik. Es wurde still im Raum und dann berichtet Nadine, dass auch ihre Familie beim viel zu frühen Sterben ihres Vaters vom Hospizdienst begleitet wurde. Man erinnerte sich und der Kreis schloss sich mehr als einmal bei diesem Projekt.
Die Atmosphäre war geprägt von gegenseitiger Wertschätzung und Dankbarkeit. Und trotz des straffen Zeitplans verweilte die Gruppe noch ein wenig bis schließlich neben der Geldspende auch noch etliche Kerzen und Gipsfiguren übergeben wurden, die ebenfalls Anklang fanden.
Auch im Tierpark Bad Liebenstein freute man sich sehr über die Geldzuwendung, denn nach dem Brand des Versorgungsgebäudes ist man auf jede Spende angewiesen. Die kaputte Heizung und die unterbrochene Wasserversorgung sind nur zwei der Investitionsobjekte, die zwangsläufig bedient werden müssen.
Als dritter Termin an diesem Tag stand ein letzter Besuch im Seniorenpalais Dorndorf an und schon als die drei Azubis das Haus betraten, wurden sie von den Bewohnern freudig empfangen. Einige fragten gleich, ob heute wieder gebastelt würde und das Strahlen in ihren Augen war nicht zu übersehen.
Die Mädchen erklären, dass sie gekommen sind, um Blumen zu bringen, die den ersehnten Frühling ankündigen sollen. Und zum wiederholten Male bekamen sie die Rückmeldung, wie schön das Basteln und Backen war. Es wurde berichtet, dass Töchter, Schwiegertöchter, Enkel und Urenkel mit Selbstgemachtem beschenkt wurden und der Stolz war nicht zu überhören.
Zu sehen, wie es den Azubis gelang, mit den Bewohnern umzugehen, Beziehungen aufzubauen und Freude zu schenken, war wirklich rührend. Auch die Mitarbeiterinnen des Altenheims bestätigten dies und sind dankbar für die erfahrene Unterstützung.
Es bleibt ein gelungenes Projekt, ein Erlebnis, das in Zahlen und noch viel mehr in Emotionen punktet. Als Gegengewicht zur langjährigen Entwicklungstendenz unserer Gesellschaft setzten Alina, Jona und Nadine auf Gemeinwohlorientierung anstelle von Gewinnmaximierung und verbreiteten damit Herzenswärme als Treibstoff für wahrhaftige Menschlichkeit.
Das Projektteam bedankt sich herzlich beim Bau- und Handwerksservice Riedel, bei der Feinwerktechnik Göhring GmbH & Co. KG, bei Gartentechnik & Motorräder Bodo Kister, bei der PS Secure-Gesellschaft für Sicherheitsmanagement mbH & Co. KG, bei Möller & Zimmermann Physiotherapie, bei Jörg Rupf Schweisstechnik GmbH, bei Jens Werner Heizungs- & Lüfungsbau, bei Bachmann Elektrotechnik GmbH, bei allen Unterstützern, die nicht genannt werden wollen und bei den vielen privaten Spendern vom Langenfelder Weihnachtsmarkt.